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Am Anfang war das Ende (German Edition)

Am Anfang war das Ende (German Edition)

Titel: Am Anfang war das Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Casta
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auf den Bauch. »Ein Kuscheltier«, sagt er.
    »Aber wie kommt das hierher?«, fragt Dinah.
    »Genau«, sage ich. »Das ist doch unerklärlich. Wie ist ein alter Stoffhund in diesem Keller gelandet?«
    Da spüre ich den kalten Luftzug auf meinem Gesicht und versuche zu verstehen, woher er kommt. Als ich mich umdrehe, schlägt mir etwas Kaltes gegen die Wange. Es ist der Griff, der an einem Seil herabhängt.
    »Wozu soll der denn gut sein?«, sagt Gabriel, greift mit der Hand danach und zieht versuchsweise daran. Nichts passiert.
    »Vielleicht soll man sich nur daran festhalten«, sage ich.
    »Das hier sieht fast wie eine Tür aus.« David tritt heftig gegen die Metallwand gegenüber der Treppe. Ein hohles Dröhnen ist zu hören, wie von einem riesigen Gong.
    »Warum gibt es hier eine Wand aus Eisen, wenn alle anderen aus Stein sind?«, sagt er.
    »Weil sich etwas dahinter befindet«, sage ich auf gut Glück. »Wer weiß, vielleicht lässt sie sich öffnen, wenn man an dem Griff zieht.«
    Gabriel zieht erneut daran. Er hängt sich mit seinem ganzen Gewicht daran, ohne dass etwas geschieht.
    »Der Wind scheint von dort zu kommen«, sage ich und nicke zu der Eisenwand hin. Als ich meine Hand darauflege und dem Spalt zwischen Eisen und Steinmauer folge, spüre ich, dass meine Vermutung zutrifft.
    »Hier zieht es ganz deutlich«, sage ich und nehme meine Hand weg. Dann fällt mir das Geräusch ein, das ich zu hören geglaubt habe. »Seid mal kurz still! Gestern hab ich hier was tropfen gehört.«
    Tatsächlich, als wir ganz still dastehen, hört man das ferne, regelmäßige Tropfen von Wasser.
    »Hinter dieser Wand muss sich irgendetwas verbergen«, sagt Gabriel.
    »Vielleicht ein Geheimgang«, sage ich.
    »Wozu hat man so was in einem Vorratskeller?«, fragt David.
    »Wenn man fliehen muss, ist ein Geheimgang natürlich perfekt«, meint Dinah.
    »Genau«, sage ich. »Vielleicht waren hier früher schon mal unsichere Zeiten.«
    •
    Als wir zu den Schweinen hinausgehen, merken wir, dass das Wetter schon wieder umschlägt. Die Sonne ist hinter einer Wolkenbank verschwunden, und das empfinde ich zunächst als Segen, denn plötzlich ist die Temperatur hier draußen viel angenehmer. Fast wie früher an einem normalen bedeckten Sommertag. Doch dann kommen immer mehr Wolken und türmen sich zu hohen Bergen am Himmel auf. Die Wolken sind weder weiß noch grau, sondern dunkelblau.
    Gabriel schaut an den Himmel. »Gleich fängt es wieder an zu regnen«, meint er.
    »Oder ein Unwetter zieht auf«, sage ich.
    »Das kommt doch aufs Gleiche raus«, sagt Dinah.
    Tüchtig und Doris grunzen laut, als sie uns vor der Tür hören.
    »Wenn sie sich paaren, kriegen wir eine Menge Ferkel«, sagt David.
    »Schlaues Kerlchen! Bist du da etwa ganz allein drauf gekommen?«, sage ich.
    »Okay, okay!« David hebt die Hände.
    Dinah sieht mich fragend an. »Wozu brauchen wir die Ferkel?«
    »Schinken«, sage ich. »Speck, Koteletts, Fleischbällchen, Würstchen, Kassler und so weiter.«
    »Hör auf, ich sterbe!«, seufzt Dinah.
    »Die Schweine sind unsere Chance«, erkläre ich. »Wenn sie Junge kriegen, kommen wir hier vielleicht über die Runden.«
    •
    Die Wolken über unseren Köpfen werden allmählich dunkelviolett. Wir bleiben eine Weile stehen und schauen die Wolkentürme am Himmel an. Es sieht aus wie auf einem alten Gemälde. Das Einzige, was fehlt, sind ein paar mollige Engelchen, die auf uns herunterschauen.
    David bringt geflochtene Körbe aus dem Stall, vermutlich alte Kartoffelkörbe. Damit begeben wir uns zum Ufer, um Muscheln zu sammeln und vielleicht Fische zu fangen. Die Körbe sind so groß, dass man kleine Kinder darin tragen könnte. Oder Schweine, denke ich und bereue fast, dass wir Tüchtig und Doris nicht mitgenommen haben. Wir tragen die Körbe an geflochtenen Griffen zwischen uns. Ich betrachte die öde Landschaft, die sich zwischen dem Hof und dem Meer erstreckt. Irgendwann hat man hier vielleicht Kartoffeln angepflanzt. So wie der Boden jetzt aussieht, fällt es allerdings schwer, sich das vorzustellen. Wir weichen klebrigen gelben Schlickansammlungen aus, die wie große Schlammpfützen vom Regen übrig geblieben sind, und gehen im Zickzack oder in langen komplizierten Schleifen. Als ich zum Meer schaue, hängt über der Küste ein weißer Vorhang aus Vögeln.
    Ich bleibe stehen und kneife die Augen zu. Da stimmt doch was nicht, denke ich. Dann geht mir auf, was es ist.
    »Red Bull ist nicht mehr da!«, rufe ich

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