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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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heraus.
    »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht bis es dunkel geworden ist.«
    »Wir sind um halb vier von der Cinematheque losgegangen und um halb fünf hier angekommen, eine Stunde Weg also. Und Sie haben die Cinematheque am Freitag um halb fünf verlassen, nicht wahr? Sie sind um halb sechs angekommen, nehmen wir mal an. Und jetzt ist Sommer, die Tage dauern lang. Sie wollen also sagen, Sie haben vier, fünf Stunden hier gesessen?« fragte Michael ungläubig.
    Tuwja Schaj nickte.
    »Was haben Sie die ganze Zeit hier getan?« fragte Michael, als ginge es nur darum, seine Neugier zu befriedigen. »Ich habe nachgedacht. Ich mußte allein sein.«
    »Allein?«
    Tuwja Schaj schwieg.
    »Worüber haben Sie nachgedacht?«
    Tuwja Schaj blickte ihn so zornig an, als habe Michael etwas absolut Verbotenes gefragt. Dann schien er seine Ansicht zu revidieren. Er lächelte wie zu sich selbst. »Schauen Sie, wie schön die Stadt von hier aus ist«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. »Man steht hier auf dem Hügel, sieht unten die Straßen und wird ganz ruhig. Das Licht wird blasser. Die Geräusche lassen nach. Das ist schön.«
    Michael Ochajon blickte ihn an und schwieg. »Er ist kein Mensch, der Naturschönheiten bewundert, er macht sich nichts aus Landschaft«, hatte Klein gesagt.
    Er fragte Tuwja Schaj, wohin er jetzt wolle.
    »Zurück zur Universität«, antwortete dieser. Mit hängenden Schultern fügte er hinzu: »Sie ist mir das Wichtigste.«
     
    Arie Levi strich sich die Haare nach hinten und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Michael beendete die Sitzung der Sonderkommission mit den Worten: »So sieht es also aus. Einige Dinge sind noch zu prüfen, zum Beispiel die Unterschrift auf der Quittung für das Paket, die wir einem Schriftsachverständigen übergeben haben, weil sie sich bei der Post nicht erinnern, wer unterschrieben hat, und noch ein paar Dinge. Aber grundsätzlich sind wir zu der Schlußfolgerung gekommen: Professor Tirosch hat Ido Duda'i ermordet. Die Motive zum Mord an Duda'i und für den Mord an Tirosch hängen mit dem zusammen, was hier besprochen worden ist.« Er deutete auf die leere Kassette. »Die Sache mit den bestellten Gasflaschen bestätigt das. Es fehlt nur das Motiv, aber auch da gibt es Hinweise, auch wenn sie noch nicht deutlich sind.«
    »Was ist da nicht deutlich?« sagte Levi böse. »Sie haben selbst gesagt, daß Duda'i etwas gegen Tirosch in der Hand hatte.«
    »Ja, aber was ist dieses ›Etwas‹?« sagte Balilati.
    »Also, wie siehst du das?« fragte Eli Bachar gespannt. »Er ist wirklich in diesen Keller gegangen und hat an den Preßluftflaschen herumgemacht? Und wenn man ihn nicht umgebracht hätte, wie hätte er das dann geheimhalten können? Wir hätten das doch ohnehin herausgefunden, wie hat er sich das vorgestellt? Wo war da seine ganze Klugheit?«
    »Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht erklären«, sagte Michael. »Ich kann nicht sagen, was er sich gedacht hat, aber er muß überzeugt gewesen sein, es klug angestellt zu haben. jeder Mörder denkt das.«
    »Nein«, beharrte Bachar, »ich meine etwas anderes: Wenn er die Gasflaschen einfach postlagernd bestellt und das Paket abgeholt hätte, nicht bei der Post an der Universität, auf irgendeinen erfundenen Namen, dann hätte er viel größere Chancen gehabt, nicht erwischt zu werden. Warum hat er es so geplant, mit dem Postfach an der Universität und so – das ist es, was ich nicht verstehe. Es sieht aus, als hätte er sich bemüht, uns auf seine Spur zu bringen.«
    Alle schwiegen, bis Avidan schließlich erklärte: »Es sieht aus, als habe er die Sache Klein in die Schuhe schieben wollen.«
    Arie Levi seufzte und schaute Michael an, der nach einigen Sekunden sagte: »Ich weiß nicht, was er gesagt hätte, wenn er am Leben geblieben wäre, aber wir haben uns mit der Universität in New York in Verbindung gesetzt, Klein hat bis zum letzten Tag Vorlesungen gehalten, er hat keine ausfallen lassen. Deshalb kann er unmöglich Duda'i ermordet haben.«
    »Jedenfalls nicht alleine. Vielleicht hatte er hier einen Helfer? Vielleicht hat er zusammen mit Tirosch ...« sagte Balilati, aber niemand ging darauf ein.
    »Es gibt keine Chance, daß wir die leeren Flaschen finden, oder?« fragte Zila.
    Elfandari schüttelte den Kopf. »Nach drei Wochen?« sagte er bedrückt, »du übertreibst. Wir haben nicht nur alle Abfalleimer durchsucht, wir waren auch bei der städtischen Müllhalde. Aber es ist aussichtslos, dort etwas zu

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