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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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er schien ziemlich okay zu sein, dieser Ido. Er hat gesagt, er unterrichtet Literatur an der Universität.« Offensichtlich überraschte es ihn, daß jemand, der sich mit Literatur beschäftigt, Interesse an einem Sport wie Tauchen zeigen könne.
    Als Michael seinen Sohn in Jerusalem an der Wohnungstür abgesetzt hatte, bot er Usi an, ihn zu Ruth Duda'i zu begleiten, um ihr die Nachricht zu überbringen, daß ihr Mann beim Tauchen ums Leben gekommen sei. »Unter noch nicht geklärten Umständen«, wie er es dann im Wohnzimmer der Wohnung in Ramat-Eschkol ausdrückte, als sie vor der Frau mit den großen, braunen Augen hinter runden Brillengläsern standen, während im Fernseher Sabbatabendnachrichten liefen.
    Usi, in kurzen Hosen und mit Sandalen an den Füßen, glich mit seinem wilden Bart einem Tier aus der Wüste, das man in einen Zoo gebracht hatte. Er paßte nicht hierher und wußte offensichtlich nicht, was er mit seinem Körper anfangen sollte.
    So fand sich Michael Ochajon in der Rolle wieder, die er schon gewohnt war. Er überbrachte die Nachricht.
    Sie weinte nicht, die rundliche Frau, deren Formen durch den dünnen Morgenrock noch betont wurden. Wegen des Chamsins, der über Jerusalem hing und eine ganze Woche lang seinen Griff nicht gelockert hatte, waren die Fenster der Wohnung, die zur Straße hinaus gingen, weit geöffnet, und die Geräusche der Autos und der Busse, die über den Eschkolboulevard fuhren, waren so deutlich zu hören, als führen sie mitten durchs Zimmer. Die Geräusche des Fernsehers, den niemand ausgemacht hatte, mischten sich mit dem Verkehrslärm und den Stimmen anderer Fernseher aus den umliegenden Wohnungen.
    »Wie geht es jetzt weiter?« fragte Ruth Duda'i wie im Traum, und Michael merkte sofort, daß sie unter Schock stand. Ruhig und langsam begann er, ihr zu erklären, daß man das Ergebnis der Obduktion abwarten müsse, um die Ursache des Unfalls zu erfahren, erst dann sei es möglich, über die Beerdigung zu sprechen. »Jemand wird ihn identifizieren müssen«, sagte er vorsichtig. »Sie sollten jemanden mitnehmen, der Ihnen nahesteht.« Dann erkundigte er sich, ob sie Familie habe.
    »Nur meinen Vater und seine Frau, und die sind gerade in London. Irgend jemand muß Idos Eltern Bescheid sagen – o Gott!« Erst da schien die Nachricht zu ihr durchzudringen, sie brach in Tränen aus.
    Usi war verlegen und erschrocken. Michael drückte die Frau in den einzigen Sessel im Zimmer und brachte ihr ein Glas Wasser, das er rasch aus der Küche geholt hatte. Während sie es trank, fragte er sie, wer jetzt zu ihr kommen könne, sofort, und sie sagte: »Scha'ul Tirosch« und gab ihm seine Telefonnummer. Michael wählte.
    Niemand nahm den Hörer ab in der Wohnung des Mannes, von dem sogar Usi, der sich sonst nicht für Literatur interessierte, schon gehört hatte. Michael allerdings erinnerte sich noch deutlich an ihn aus seiner Studentenzeit. Er hatte an seinen Vorlesungen teilgenommen, als er sich auf das Examen vorbereitete. Während er noch einmal wählte, tauchte der dunkle Anzug vor seinen Augen auf, die Nelke im Knopfloch, und vor allem die sehnsüchtigen Blicke der Studentinnen.
    Vorsichtig erkundigte er sich, ob Tirosch ein Verwandter von ihr sei. »Nein«, sagte Ruth, und ihr Pferdeschwanz schwang hin und her, als sie den Kopf schüttelte. »Aber er steht Ido nahe. Er war Idos Doktorvater, und ich dachte ...« Wieder brach sie in Tränen aus. »Man kann es Idos Eltern nicht am Telefon sagen, sie sind alt und krank, und sein Vater hat einen Herzanfall hinter sich, und sein Bruder ist auf einer Reise durch Südamerika, und ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Michael blätterte mechanisch in dem Telefonverzeichnis, das neben dem Telefon lag, und fragte wieder, wen sie jetzt am liebsten bei sich hätte. »Vielleicht eine gute Freundin?« fragte er.
    Schließlich nannte sie einen Namen. Michael wählte die Nummer, und die Freundin erklärte sich mit schockierter Stimme sofort bereit zu kommen. Dann wählte er die Nummer von Eli Bachar, dem Polizeiinspektor, mit dem er jahrelang zusammengearbeitet hatte, gab ihm die Details durch, die Ruth Duda'i unter immer neuen Tränenausbrüchen genannt hatte, und bat ihn, Ido Duda'is Eltern zu benachrichtigen. »Nimm einen Arzt mit, die Eltern sind alt, und der Vater hat Probleme mit dem Herz.«
    Dann bat Ruth Duda'i ihn noch, die Sekretärin der Fakultät, Adina Lifkin, zu benachrichtigen. Auch das tat Michael.
    Schließlich erschien eine

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