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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Hauptgerichte kamen, seiner Frau die Einzelheiten des Falles. Michael trank Bier und betrachtete die beiden mit Zuneigung und einer ihm unverständlichen Traurigkeit.
    Zila und Eli arbeiteten schon seit einigen Jahren mit ihm zusammen, und ihre Liebesgeschichte hatte sich vor seinen Augen entwickelt, langsam, verworren und mit vielen schicksalhaften Ereignissen. Eli Bachar war dreißig geworden, bevor er diese eigenwillige junge Frau heiratete, die mit bewundernswerter Hartnäckigkeit um ihn gekämpft hatte. Michael hatte amüsiert beobachtet, wie sie getan hatte, als gebe sie auf, und er hatte sich gefragt, wann Eli sich wohl ergeben würde, Eli, der oft genug erklärt hatte, daß er auf keinen Fall auf seine Freiheit verzichten und sich an eine Frau binden wolle, egal, was er für sie empfinde. Als Michael nun den weichen Blick sah, mit dem Eli Zila anschaute, während er ihr die Einzelheiten des Falles darlegte, hatte er plötzlich das Gefühl, alt zu sein. Sie hatten ihm damals nichts erzählt, und er hatte sie nichts gefragt, er hatte sie nur interessiert beobachtet, wie man Kinder beobachtet, die ein Buch lesen, dessen Ende man schon kennt. Er hatte sich gefreut, als sie endlich heirateten, auch wenn er ihnen insgeheim eine nicht gerade einfache Ehe voraussagte. Eli war verschlossen, während Zila immer vor Lebenslust sprudelte und einer nie endenden Energie, und man sah ihr jede Verwirrung, jeden inneren Kampf an.
    Zila war ein paar Wochen lang nicht bei der Arbeit gewesen, und Michael betrachtete nun aufmerksam ihr Gesicht, das blasser geworden war und etwas von ihren Sorgen erkennen ließ. Er wußte, wie sehr sie sich ein Kind wünschte. Jahrelang hatte sie das Haar sehr kurz getragen, doch in der letzten Zeit hatte sie es wachsen lassen. Die weichen braunen Wellen reichten ihr jetzt bis zur Schulter. Sie sah weiblicher aus, voller, auch wenn ihr die Schwangerschaft noch nicht anzusehen war, höchstens an den etwas volleren Brüsten, deren Ansatz im runden Ausschnitt ihres Kleides sichtbar war.
    Michael bemerkte deutlich die Veränderungen, die mit ihr vorgegangen waren, das dünne Kleid, das sie nun statt einer Jeans trug, ihre runder gewordenen Schultern und Arme, und er mußte sich eingestehen, daß sie anziehender geworden war, weniger kindlich. Er machte ihr laut ein Kompliment über ihre Haare.
    »Ja, ich habe gewußt, daß sie dir gefallen würden«, sagte sie seufzend. »Aber ich habe das Gefühl, daß man mir jedes einzelne meiner zweiunddreißig Jahre ansieht.« Sie hob ihre schlanken Beine und legte sie auf den Stuhl gegenüber.
    Michael lächelte sie an. »Eine Frau von zweiunddreißig Jahren – sie steht doch noch am Anfang ihres Lebens. Nur eine Dreiunddreißigjährige ist noch verführerischer als eine Zweiunddreißigjährige.«
    »Ach, Michael, fang nicht mit so was an, ich kenne diese Sprüche. Du kannst keine Frau sehen, ohne ihr ein Kompliment zu machen. Glaub mir, auch ohne Sprüche beeindruckst du alle. Hör auf, so zu lächeln.«
    Sein Lächeln wurde breiter. Seit sie verheiratet war, hatte Zila, die vorher ihm gegenüber eher zurückhaltend gewesen war, angefangen, ihm immer persönlichere Ratschläge zu geben, als sei eine drohende Barriere zwischen ihnen gefallen. Manchmal traf sie ihn mit ihrer spitzen Zunge.
    Zweiunddreißig Jahre, dachte Michael, während das Hauptgericht kam und sein Hunger verflog. Er betrachtete die Platte: Schaschlik vom Rind, genau auf den Punkt gebraten, würzige, scharfe Kebabbällchen, und als Krönung des ganzen molesas , wie Zila und der Kellner das Fleisch nannten, dessen Herkunft zu verraten sie sich weigerten. Michael sehnte sich nach schwarzem Brot und weißem Ziegenkäse, nach Zwiebeln – nach den Dingen, die ihm in der Kindheit Appetit gemacht hatten, wenn er Bücher über arme Bauern las. Trotzdem nahm er sich etwas von dem Salat, ein Fleischbällchen und frisch gebackene, goldgelbe Pommes frites, die Zila versalzen hatte, und als Balilati laut verkündete, man könne wirklich den Geschmack des Arraks spüren, in dem sie das Fleisch vor dem Braten mariniert hätten, tauchte er auch ein paar Stücke von dem Schaschlik in die Sesamsoße und ließ sich das weiche Fleisch im Mund zergehen. Immer wieder dachte er an den letzten Satz, den Zila gesagt hatte. Zweiunddreißig, dachte er. Ein grausames Alter. Das Alter, in dem die Ernüchterung einsetzt, die Erkenntnis um das tatsächliche Ausmaß der Kompromisse. Er dachte an Maja und daran, daß er

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