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Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Titel: Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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eine Katastrophe passiert, aber ich habe nicht herausbekommen, was wirklich los war. Ich war nicht dabeigewesen, aber ich habe von Zipi gehört – das ist eine Assistentin –, daß Ido Professor Tirosch angegriffen hat und es einen Skandal gegeben habe. Aber es gibt immer Skandale wegen solcher Sachen, das ist alles Politik. Sie tun so, als ob sie mit einem einzigen Wort das Gesicht der Literatur Israels verändern können, und manchmal glauben sie sogar, daß sie Einfluß auf die ganze Welt haben.« Sie staunte selbst über ihre Bitterkeit und Aggression.
    »Und Ido? Hatte Ido sich verändert?«
    »Seit er aus Amerika zurück war – er war einen Monat dort, er hatte ein Stipendium –, war er nicht mehr derselbe Mensch«, sagte Racheli und dachte, daß sie eigentlich das zitierte, was sie Tuwja im Büro hatte sagen hören.
    »Wie würden Sie die Veränderung beschreiben?« fragte der Mann, und wieder beugte er sich vor und schaute sie so aufmerksam an, als sei ihm ihre Antwort wichtig.
    »Ich weiß nicht genau, als wäre er mit irgend etwas unzufrieden, als wäre er wütend, und er ist einem Zusammentreffen mit Tirosch ausgewichen. Aber das hängt vielleicht mit dem zusammen, was er bei seiner Rückkehr gehört hat.«
    »Was hat er gehört?«
    »Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber einige Leute haben darüber geredet, und ich habe sie im Maiersdorf gesehen, im Restaurant des Gästehauses, mittags, Idos Frau Ruth und Tirosch. Ich weiß nicht, vielleicht saß Professor Tirosch mit allen Frauen so da, aber ich hatte das Gefühl, als handle es sich um mehr als ein freundschaftliches Beisammensein. Er hatte so einen gequälten Gesichtsausdruck, wie damals neben dem Fenster, und dann habe ich von Dr. Aharonowitsch gehört ...« Racheli hielt inne, um Luft zu holen und damit er merke, daß Aharonowitsch ihr nicht sympathisch war – sie wußte, daß er es spürte, so wie er alles spürte –, »er hat es nicht zu mir gesagt, sondern zu jemand anderem, in der Schlange vor der Kasse im Maiersdorf, und ich habe es gehört, ohne daß sie mich bemerkt haben, er hat gesagt: ›Daß unsere Augen es erkennen, unser großer Dichter stürzt wieder eine Frau ins Unglück. Törinnen, alles Törinnen.‹ «
    »Hat Ido es gewußt?«
    Racheli nickte. Dann sagte sie: »Und Ido ist nicht so ein Typ wie Dr. Schaj, der das einfach akzeptiert hat.«
    »Warum glauben Sie eigentlich«, Rachelis Herz machte einen Sprung, weil er das »Sie« betonte, »daß Dr. Schaj es akzeptiert hat?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. Zögernd sprach sie weiter, und ihre Worte wurden zu vollständigen, zusammenhängenden Sätzen. »Ich habe oft darüber nachgedacht, denn ausgerechnet Dr. Schaj ist ein gradliniger, anständiger Mensch, man kann sogar Sympathie für ihn empfinden. Ich glaube, daß er Professor Tirosch so sehr verehrt hat, daß er sich noch nicht mal gegen so etwas wehren konnte. Oft genug habe ich ihn sagen hören, daß er einem wahren Genius nicht widerstehen könne. Als er von Europa zurückkam, er war dort auf einer Tagung, Anfang des Jahres, sprach er über Florenz, über die Statue des David. Er sprach mit Ido, bei uns im Sekretariat, und ich habe noch nie jemand mit einer solchen Ehrfurcht von einem Kunstwerk sprechen hören. Wie über ...« Racheli suchte nach dem richtigen Wort, er half ihr nicht, sondern wartete geduldig. »... wie über eine Frau oder so«, sagte Racheli endlich und biß sich auf die Lippe.
    »Hat er getaucht?«
    »Wer? Dr. Schaj? Nein, wie kommen Sie auf so was! Haben Sie ihn gesehen?« Sie verkniff es, sich zu fragen, was der Fall mit Tauchen zu tun habe, denn es war ihr klar, daß sie keine Antwort bekommen würde.
    »Hat sonst jemand von der Fakultät getaucht?«
    Racheli schaute ihn verständnislos an und schüttelte den Kopf. Dann beantwortete sie gehorsam alle Fragen, die ihre Tätigkeiten seit Freitag nachmittag betrafen, und was sie alles am Wochenende getan hatte. Sie erklärte, sie habe um halb eins aufgehört zu arbeiten, sie sei an der Reihe gewesen, die Wohnung zu putzen und die Einkäufe zu erledigen. Dann habe sie auf ihre Eltern gewartet, die aus Hedera zu Besuch kamen und ungefähr um vier eintrafen.
    »Sie stammen also aus Hedera?« fragte er, während er sich Notizen machte. Sie nickte. Erst dann erkannte sie die Absicht hinter seinen Fragen und traute sich, laut zu fragen, ob er ihr Alibi prüfe.
    Wieder lächelte er dieses Lächeln, das seine Augen zu zwei schmalen Schlitzen werden ließ und

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