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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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war das Gespräch für Bordon beendet. Jake war enttäuscht. Er war sich nicht sicher, was er zu hören gehofft hatte. Er hätte damit rechnen müssen, dass der Prediger überhaupt nichts sagte. Trotzdem war er überzeugt davon gewesen, etwas in Bordons Mienenspiel erkannt zu haben, etwas Verräterisches, aus dem er hätte schließen können, dass der Mann von seiner Zelle aus die Fäden in der Hand hielt.
    Im Grunde war er jetzt genauso klug wie zuvor.
    Er zog seine Karte aus der Tasche. „Wenn Sie sich doch noch dazu durchringen könnten, mit mir zu reden …“
    „Ja ja, ich kenne die Methode“, erwiderte Bordon. Eine Weile starrte er auf die Visitenkarte in Jakes Hand, dann nahm er sie, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen. Jake wartete.
    „Na gut. Vielleicht rufe ich Sie ja wirklich mal an, Detective. Wie ich schon sagte – irgendwie mag ich Sie. Passen Sie auf, wenn Sie nach Hause fahren. Es ist ein langer Weg. Mehr als zweihundert Meilen. Wie lange haben Sie bis hierhin gebraucht? Vier, fünf Stunden? Oder gelten für Polizisten von Miami-Dade die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht?“
    „Es hat ein bisschen gedauert, bis ich hier war“, erwiderte Jake gleichmütig.
    Nach einer Minute zuckte sein Gegenüber mit den Schultern. „Jedenfalls habe ich Ihre Karte. Wenn mir noch etwas einfällt, das Ihnen helfen könnte, melde ich mich bei Ihnen.“
    Mit diesen Worten war die merkwürdige Unterhaltung nun wirklich beendet. Jake stand auf und klopfte gegen die Glasscheibe, um den Wärter auf sich aufmerksam zu machen.
    Während er das Gefängnis verließ, dachte er über das Gespräch nach. Satz für Satz, Wort für Wort. Nebel und Spiegel. Zauberer. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer ablenken …
    Wovon zum Teufel hatte Bordon geredet?
    Andere Bemerkungen fielen ihm ein.
    … ich möchte nur noch leben, Jake.
    Als er den Stacheldrahtzaun hinter sich ließ und zu seinem Wagen ging, blieb er unvermittelt stehen. Ich möchte nur noch leben, Jake.
    Hatte Bordon etwa selbst vor jemandem Angst?
    Das Handy in seiner Tasche klingelte. Jake zog es heraus und meldete sich. „Dilessio.“
    „Detective, hier spricht Carnegie, Paddy Carnegie. Tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt melde. Sie haben einige Fragen zu der Sache mit Fresia?“
    Die Sache mit Fresia. Warum zum Teufel hatte er sich da bloß eingemischt?
    Keine wirklichen Fragen. Nur wegen Ashley Montague.
    Weil …
    Weil sie glaubte, dass sie Recht hatte, was ihren Freund anging. Genauso wie er glaubte, Recht zu haben, was Nancy anging …
    Weil sie etwas hatte, das ihn an Nancy erinnerte. Und weil …
    Verdammt noch mal, gib es doch zu. Weil er nachts von ihr träumte.
    „Danke, dass Sie mich zurückrufen, Carnegie. Ich halte mich im Moment gerade im Landesinneren auf, bin aber schon praktisch wieder auf dem Weg nach Süden. Können wir uns irgendwo treffen?“
    Den ganzen Morgen über zeichnete Ashley während des Unterrichts. Stuart in seinem Krankenhausbett; seine Eltern, die neben ihm standen und sich aneinander festhielten. Jake Dilessio auf dem Deck seines Hausboots. Dann fertigte sie eine Skizze von Arne an, der neben ihr saß. Ehe der Unterricht begann, hatte er ihr erzählt, dass sie am vergangenen Abend bei ihrem Onkel gewesen waren.
    „Ich habs gehört. Du und Len, nicht wahr?“
    „Ja. Wir haben uns am Schießstand getroffen und uns überlegt, dass wir vorbeikommen, eine Kleinigkeiten essen und dich etwas aufmuntern, weil dir die Sache mit deinem Freund so zu schaffen macht. Wir haben natürlich nicht damit gerechnet, dass du ins Krankenhaus gefahren bist; schließlich liegt er ja im Koma. Es hat sich trotzdem gelohnt, dass wir gekommen sind. Das Essen bei Nick ist wirklich gut.“
    Bei diesen Worten wurde Ashley selber hungrig. Aber Sergeant Brennan hatte bereits mit seinem Vortrag begonnen, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als bis zur Mittagspause zu warten.
    Als sie nach dem Unterricht den Bleistift zur Seite legte und aufschaute, bemerkte sie, dass Sergeant Brennan sie durchdringend ansah. Mist.
    Er hatte sie beim Zeichnen beobachtet und glaubte vermutlich, sie hätte nicht aufgepasst. Plötzlich lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. Erst vergangene Woche hatten zwei ihrer Klassenkameraden gehen müssen, weil sie einen Fehler zu viel im Test hatten.
    Ihre Arbeiten waren gut gewesen. Der Gedanke beruhigte sie ein wenig.
    Beim Mittagessen erzählte sie ihren Freunden, wie es Stuart ging, und dass man ihr geraten hatte,

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