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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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Jo den Kopf hängen.
    Nicklas überlegte noch einen Moment. Entschlossen sagte er: »Dann schreib ihr! Finde heraus, wie sie so ist! Sei kreativ, der Kontakt zu den Fans ist ja nicht verboten.« Verschwörerisch blinzelte er seinem Freund zu.

    Angestrengt dachte Joshua nach: ›Kreativ sein, ja das kann ich probieren.‹

Die Sache mit den E-Mails

    E INIGE TAGE SPÄTER saß Joshua auf seinem Bett und hatte den Laptop auf dem Schoss. Gerade beendete er den Newsletter und klickte auf ›Senden‹. Er rief den Posteingang auf und scrollte langsam nach unten. Sophies Mail war eine der wenigen, die keinen Betreff hatten. Er las erneut die kurze unpersönliche Anrede der Mail.

    Hi …
    Ich möchte eine Geschichte erzählen, die mir so laut im Kopf umherschwirrt, dass ich davon Kopfschmerzen bekomme. Ich will die schmerzende Realität für eine Zeit verlassen und mich der Fantasie hingeben. Ich würde mich freuen, wenn du mich begleitest …

    Keine konkrete Anrede, überhaupt keinen Bezug, dass die Mail an ihn gerichtet war und keine Abschiedsgrüße. Sofort war er geneigt, den Anhang zu öffnen und die Geschichte erneut zu lesen. ›Ich kann mich gar nicht mehr an alles erinnern.‹
    Doch er beherrschte sich. Geschlagene fünf Minuten überlegte er. Schließlich schrieb Jo:

    Betreff: Nette Story!

    Weitere endlose Minuten starrte er diese zwei Worte seiner Betreffzeile an. Josh kratzte sich am Kinn, rieb sich das Gesicht. Doch er wusste nicht, was er noch schreiben könnte, um seine Gedanken auf den Punkt zu bekommen.
    Klick. So, jetzt war die E-Mail weg. Joshua war gespannt, wie sie darauf reagieren würde. Er las noch etliche andere E-Mails. Doch der Inhalt war immer ähnlich. Er bekam Komplimente für die Auftritte, seine Kleidung, seine Frisur, seine Augen, … für alle Äußerlichkeiten. Er erhielt auch wenige neutrale E-Mails mit allgemeinen Fragen zu Konzerten oder Liedern. Er beantwortete die ein oder andere Nachricht, aber ohne rechte Lust.
    Joshua und die anderen hatten von ihrem PR-Coach gelernt, dass es hilfreich war, in kurzen Sätzen zu antworten. Außerdem sollten sie nichts Persönliches preisgeben. Eine gewisse Distanz sollte gewahrt werden. Manchmal fingen Nachrichten von Frauen normal an und am Ende schrieben sie sich in Rage. Oft endete es mit Angeboten sich zu treffen. Viele wollten mit ihm Sex haben. Manchmal bekam er Fotos von leicht bekleideten Damen in allen möglichen und unmöglichen Posen und Outfits. ›Einige sollten sich echt schämen!‹

    Innerhalb der nächsten halben Stunde kam keine Antwort von ›Sophie88‹. Ungeduldig klopfte er mit dem Finger auf den Laptop. Was hatte er gedacht? Das sie ihm umgehend zurück schrieb? Er erinnerte sich wieder an die Geschichte. Nadia hatte auf der Arbeit so lange auf seine E-Mail gewartet. Frustriert ging sie abends nach Hause. Erst am nächsten Tag hatte sie eine Mail von ihm.
    Grinsend dachte er: ›Obwohl ich keine schnelle Antwort erwartet habe, hoffe auch ich dennoch auf eine solche. Da haben wir ja nun was gemeinsam.‹

    Als er sich am nächsten Tag in seinen E-Mail-Account einloggte, ertappte er sich dabei, wie er umgehend nach einer Antwort von Sophie suchte. Da war sie! Sie hatte geantwortet. Neugierig las er die Mail:

    Danke! Freut mich, dass sie dir gefällt. Ich habe übrigens gestern Abend Anatomie 2 gesehen und der Hauptdarsteller sah dir total ähnlich.
    Aber vielleicht wurde ich auch nur ständig an dich erinnert, weil er im Film Dr. Jo hieß … den ganzen Abend Dr. Jo hier und Dr. Jo dort … jemand wie du hat sicherlich keine Zeit fernzusehen. Aber dich als Arzt könnte ich mir auch gut vorstellen.
    Okay, bist lieber Popstar geworden *fg* und verdrehst den jungen Mädels jetzt die Köpfe, anstatt bahnbrechende Entdeckungen auf dem Gebiet der Forschung zu betreiben und den Nobelpreis zu gewinnen *lach*
    Na ja, also, bis dann.
    Ciao Sophie

    ›Hm …?‹ Die Antwort brachte ihn völlig aus dem Konzept. Er las sie gleich zwei Mal hintereinander. Keine Komplimente an ihn, kein hysterisches »Du hast mir geantwortet, du liebst mich jetzt«. Keinen Bezug zu der Geschichte. Keine Fragen, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Ihre E-Mail klang regelrecht neutral. Als wäre es normal, eine Antwort von ihm zu bekommen. Und als wäre es ihr egal, ob er zurück schreibt oder nicht. Grimmig klappte er den Laptop zu. ›Was bildet sich die Tussi eigentlich ein? Erst schickt sie mir eine total blöde Geschichte, verletzt meine

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