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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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unter der Woche nicht schafften.
    Am späten Mittag waren heute alle Mitglieder endlich wach. Es standen häusliche Pflichten auf dem Plan. Die Jungs waren darin gut organisiert. Josh und Marco gingen einkaufen, Tom und Sven putzten Bad und Küche, und Nicklas kümmerte sich um die Wäsche. Am frühen Abend war alles erledigt, und die Fünf machten sich auf den Weg zum Proberaum. Sie hatten Lust zu üben. Die Proben verliefen gut. Im Anschluss trennten sich die Wege der Freunde. Marco, Sven und Tom gingen in einen Club. Nicklas und Joshua begaben sich nach Hause.
    Jos Gedanken kreisten ausschließlich um Nadia, als wäre sie eine reale Person. Und genau das war sein Problem: ›Ist sie real? Leidet sie an einem Tumor? Ist es ihr Wunsch, mich einmal zu treffen? Oder ist alles einfach nur ausgedacht? Was hat diese Sophie sich bloß dabei gedacht, mir die Geschichte zu schicken?‹
    Am Abend hielt er es nicht mehr aus. Er musste mit jemandem darüber reden.
    Nicklas war mit seinen 25 Jahren der Älteste der Band. Jo vermutete, dass er mit Kopfhörern im Zimmer sitzen und auf seinem Bass üben würde. Er klopfte trotzdem an. Keine Reaktion. Josh probierte es energischer. Noch immer keine Aufforderung.
    »Nicki? Kann ich reinkommen?« Vorsichtig öffnete er die Tür. Er war natürlich nicht daran interessiert, seinen Kumpel bei einer anderen Beschäftigung zu stören. Doch es war, wie er erwartet hatte: Nicklas saß am Fenster, hatte seine Kopfhörer auf, starrte nach draußen in die Dunkelheit und zupfte auf seinem Bass. Josh durchquerte das Zimmer und fasste Nick vorsichtig an die Schulter. Der erschrak leicht.
    »Sorry, aber du hast mein Klopfen nicht gehört«, entschuldigte Jo sich.
    »Kein Problem. Was gibt’s?«, fragte Nick freundlich.
    Josh zögerte einen Moment. Sollte er ihm die Geschichte wirklich zeigen? Er überwand sich und hielt Nick die ausgedruckten Blätter unter die Nase. Da im Zimmer keine Lampe brannte, fiel nur ein wenig Licht aus dem Flur durch die Zimmertür.
    »Was ist das? Ein Liebesbrief? Von dir an mich?! Normal ist Tom doch der Glückliche.« Neckend schaute er Jo an.
    »Ha, ha, nein, das ist eine Story, die du lesen sollst. Ich würde gerne deine Meinung hören!« Josh wirkte durcheinander.
    »Meine Meinung?« Nick verstand nicht, worauf sein Freund hinauswollte.
    »Zu der Story«, ergänzte Jo.
    »Selbst geschrieben? Willst du jetzt unter die Schriftsteller gehen?« Lachend nahm der Bandkollege die Blätter entgegen.
    »Nein, die hat ein Fan mir geschickt.« Verlegen blickte er zu Boden. »Aber sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich versteh das nicht, aber ich muss mit jemandem drüber reden. Und das geht nicht, wenn keiner die Geschichte gelesen hat. Also, tu mir den Gefallen, und lies sie.«
    »Alles klar! Mach ich.« Nicklas spürte sofort, dass es für Josh wichtig war. Er stellte keine Fragen und zog seinen Freund auch nicht weiter auf. Jo verließ das Zimmer, ohne noch etwas zu sagen.
    Nick streifte den Gurt von seinem Bass über den Kopf und stellte das gute Stück in den zugehörigen Ständer. Die Kopfhörer legte er auf die Fensterbank. Er knipste die Nachttischlampe an und machte es sich auf seinem Bett bequem. Obwohl er müde war, wollte er diese Geschichte sofort lesen. Sein Freund war deswegen durcheinander, das wollte er verstehen. ›So hab ich Josh ja noch nie erlebt!‹
    Erst als er Durst bekam, löste er sich langsam von der Story. Bereits mehr als die Hälfte hatte er gelesen. Eigentlich müsste man es ›verschlungen‹ nennen. Als ihm das klar wurde, war er genau so irritiert wie Josh. Er ging in die Küche, um sich ein Glas Saft zu holen. Auf dem Rückweg steckte Jo seinen Kopf aus dem Zimmer.
    »Schon durch?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Nick lachte. »Nein, nicht ganz. Aber ich glaube, ich weiß jetzt schon, warum es dich so beschäftigt. Lass mich lesen, was ihr im Hotel anstellt, und morgen reden wir drüber, okay? Ich bin nämlich echt müde.«
    Josh reckte den Daumen in die Höhe und zog sich in sein Zimmer zurück.
    Gespannt las Nick den Rest der Geschichte. Grübelnd starrte er auf den letzten Satz. Ja, er verstand was mit Josh los war. Aber das auszudiskutieren musste bis Morgen warten. Er schaltete die Lampe aus und schlief wenige Minuten später ein.
    Am nächsten Morgen wurde Nicklas gegen 11 Uhr wach. Die Sonne schien durch die Jalousien ins Zimmer. Staub tanzte in den Strahlen. Verschlafen rieb er sich die Augen. Nick richtete sich auf, und sein Blick

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