Am Anfang war die Mail
- wie so einige Mädchen ohne Make up ebenfalls …
Er erinnerte sich aber an einen heftigen Vorfall, aus dem letzten Sommer. Nach einem Gig hatte er ein hübsches Mädchen sozusagen aufgerissen. Sie war den ganzen Abend im Club um ihn herumgeschlichen. Etliche Tequila später saß er mit ihr im Taxi zu ihrer Wohnung. Josh hatte nicht nur die Tequila, sondern ebenfalls etliche Bier intus und griff ihr auf der Rückbank beherzt unter den Rock. Da auch sie stark angetrunken war, offenbarte sie ihm ihr Herz. Sie erzählte ihm, dass sie schon seit Monaten in ihn verliebt sei und es kaum glauben könnte, dass er sie ebenfalls mochte. Sie stellte klar, dass sie auf keinen Fall für eine schnelle Nummer zu haben sei. Sie wäre zu Sex nur in Verbindung mit echten Gefühlen bereit.
Er hatte ihr damals tief in die Augen geschaut und sie sanft geküsst. »Schauen wir doch mal, wie sich alles entwickelt. Du weckst in mir ganz besondere Gefühle.«
Das war einer seiner Standardsprüche. Nicht eine Sekunde hatte er an den Beginn einer Beziehung gedacht. Aber wenn man schon mal gemeinsam im Taxi sitzt und einem fast die Hose platzt, will man auf keinen Fall alleine im Bett landen.
›Was ich für ein Schwein war‹, schoss es Joshua durch den Kopf. ›Nadia gesteht in der Geschichte, dass auch sie Gefühle für die wichtigste Nebensache der Welt braucht. Sie würde ich nie so schamlos ausnutzen.‹
Als Jo am nächsten Morgen bei dem Mädchen aufwachte, zeigte er deutlich, dass er überhaupt keinen Gedanken an eine Beziehung verschwendet hatte. Sie war in Tränen ausgebrochen und hatte sich im Bad eingeschlossen. Er war genervt von diesem Gefühlsausbruch. Jo verspürte einen leichten Kater und konnte ihr Geheule kaum ertragen. Mit heftigen Vorwürfen und hysterischem Gekreische hatte er gerechnet. Verletzte Frauen rasteten oft total aus. Doch sie war nicht ausgerastet. Sie bat ihn zu gehen. An diesem Morgen begrüßte er ihre Aufforderung. Froh, ihr Schluchzen nicht mehr hören zu müssen, verließ er die Wohnung.
Jetzt, wo er sich daran erinnerte, fand er es herzlos und überheblich. ›Kaum zu glauben, dass ich mal so drauf war!‹
Dieses Mädchen, er glaubte sie hieß Annabelle, schrieb ihm einige Tage später eine E-Mail. Der Grund ihrer Nachricht war ihr gebrochenes Herz. Doch sie machte Jo keine Vorwürfe. Die machte sie sich selbst. Was sie ihm über seinen Charakter zu sagen hatte, traf ihn hart. Am Anfang war er sehr wütend über ihre Aussagen. Arrogant wie immer stand er darüber und behauptete vor sich selbst, dass sie komplett im Unrecht sei. Doch ihre Worte gingen ihm lange nicht aus dem Kopf. Wenige Abende später versuchte er, ein Mädchen aus einer Bar abzuschleppen, als ihm ganze Passagen aus der Mail einfielen. Er erkannte, dass Annabelle ihn ziemlich gut charakterisiert hatte. Als ihm das klar wurde, änderte er sein Verhalten von Grund auf. Er ging bewusster mit den Gefühlen anderer Menschen um. Insbesondere mit denen von Frauen. Natürlich war er noch immer verspielt und nicht gerade ein Kind von Traurigkeit, jedoch war er reifer.
Jetzt saß er hier und fühlte zum ersten Mal etwas, was er nicht sofort verstand. Da war ein Interesse an einer Frau, die er überhaupt nicht kannte.
›Es ist Neugier, kein Interesse!‹ Doch er konnte sich nicht länger belügen. ›Es ist Interesse. Ich will sie so gerne kennenlernen. Ich muss das wieder abstellen!‹
Die nächste Zeit konzentrierte sich Jo ausschließlich auf seine Aufgaben, was ihm unglaublich schwer fiel. Am fünften und sechsten Tag loggte er sich gar nicht in seinen Account ein. Ab dem siebten Tag kreisten seine Gedanken nicht mehr ausschließlich um Sophie. Das beruhigte ihn. ›Ich darf mich da nicht reinsteigern! Ich muss sie vergessen.‹
Doch natürlich kam der Moment, an dem er wieder eine E-Mail von ihr bekam. Es war der elfte Tag nach ihrem letzten Kontakt. Jo hatte erwartet, dass sie Gründe aufzählen würde, warum sie sich so lange nicht gemeldet hatte. Doch das tat sie nicht.
»Madam hält es nicht für nötig, sich zu erklären!«, murmelte er vor sich hin.
Sophie erzählte ihm, dass sie am Wochenende im Kino war, um einen Horrorfilm zu sehen. Da an dem Abend die Premiere von ›Ice Age 3‹ lief, hatte sie Otto Waalkes im Kino gesehen. Viele Fans hatten sich dort um ihn gescharrt. Sie fragte, ob er ihre Theorie bestätigen könnte, dass übermäßig viele hässliche Fans auf Stars treffen. Sophie fragte ihn gerade heraus, wie
Weitere Kostenlose Bücher