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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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vielleicht, wo es ist.«
    »Japp, hab’s gestern im Proberaum liegen sehen!«
    »Ah, ja, danke!« Nick verließ das Zimmer.

    Joshua atmete tief ein und zog sich den Laptop auf den Schoß. Er las ihre E-Mail noch einmal. ›Eigentlich hat sie mir doch ganz nett geschrieben.‹
    Er grinste über ihre Anspielung, er sei Popstar. Und wieso war ihm vorhin nicht aufgefallen, dass sie ihm Komplimente machte?

    Jemand wie du …
    Verdrehst lieber den Mädels die Köpfe …

    Seine Stimmung hob sich ernorm. Er klickte auf den Reply-Button.

    habe den film witzigerweise auch gesehen … finde aber nicht, dass der mir so ähnlich sieht, ich bin nämlich viel größer als er. beste grüße joshua

    Er schrieb, was ihm in dem Moment durch den
    Kopf ging.
    ›Mal sehen, ob sie darauf auch etwas Passendes findet!‹
    Das tat sie. Und in den nächsten Tage sendeten sie sich mehrere Nachrichten. Das war lustig. Sophie hatte eine angenehme Art. Sie schrieb wie er: kurz und knackig. Außerdem war sie direkt. Jedoch vermied sie persönliche Fragen und erzählte ihm auch keine persönlichen Details. Josh musste sich eingestehen, dass er gerne mehr über sie gewusst hätte. Sie tauschten sich über Filme aus, über Schauspieler, über Musik. Eines Tages fragte sie ihn, ob es überhaupt noch jemanden gäbe, der Lust hatte, gegen Sven beim ›Singstar‹ spielen anzutreten. Josh lachte darüber und antwortete ihr, dass Sven nur bei ›Pur‹ volle Punktzahl erreichte. ›Ist das schon zu privat?‹
    Er nahm sich vor, sich nicht hinreißen zu lassen, mit ihr über die Freizeit der Band zu plaudern. Er besann sich darauf, dass er sie überhaupt nicht kannte. Verdammt! Irgendwie war er da schon wieder so reingerutscht. Hatte sich von diesem Kontakt fesseln lassen. Wie von ihrer Geschichte auch.

    Nicklas erkundigte sich regelmäßig bei Josh über den Stand der Dinge. »Hey, Jo, also ich hoffe du weißt, dass ich überhaupt nix dagegen einzuwenden habe, dass du ihr schreibst. Aber ich wäre kein guter Freund, wenn ich dich nicht jetzt wenigstens einmal ermahnen würde, wieder etwas mehr Distanz zwischen euch zu bringen. Du kennst Sophie nicht. Auch wenn du dir das vielleicht wünschst …«
    Jo legte Nick eine Hand auf die Schulter. Er wusste genau, worauf sein Freund hinauswollte. In den letzten Tagen hatte Josh sich selbst hundertmal darauf aufmerksam gemacht, dass er zuviel Kontakt zu Sophie hatte.
    Aber haben wir nicht alle ein Talent dafür, uns selbst zu belügen? »Och, eine Mail noch …! Nein, der Kontakt ist gar nicht zu viel …! Morgen schreib ich ihr erst mal nicht mehr zurück …! Ab Morgen esse ich keine Schokolade mehr …! Nächste Woche gehe ich wieder ins Fitness Studio …«
    »Ja, ich bedenke das. Danke, dass du für mich da bist! Ich werde mich jetzt zurückhalten. Das habe ich mir schon seit ein paar Tagen vorgenommen.«
    Beruhigt ließ Nick Josh alleine.

    Als hätte Sophie etwas gespürt, schrieb sie Jo über eine Woche keine E-Mail.
    Die ersten drei Tage checkte er mehrmals täglich seinen Posteingang, nur um zu schauen, ob sie ihm geschrieben hatte. Am vierten Tag war er traurig, nichts von ihr gehört zu haben. Als er diese Tatsache bewusst registrierte, versetzte ihn das leicht in Panik. Was war denn mit ihm los? ›Das ist ja wie eine Sucht! Ich muss das in den Griff bekommen!‹
    Joshua war schon immer ein Frauenschwarm gewesen. Bereits im Kindergarten wollten alle Mädchen mit ihm ›Teeparty‹ oder ›Vater, Mutter, Kind‹ spielen. Er bekam zum Geburtstag jedes Jahr sehr viele Glückwunschkarten. Seine Schulzeit war geprägt von Liebesbriefen und Liebesbotschaften übers Telefon. Seine Mutter war hunderte Male von den Anrufen genervt worden. Aber Joshua hatte es genossen. Er stand gerne im Mittelpunkt. ›Was ist daran verkehrt, gut auszusehen?‹
    Natürlich trug er seinen Teil dazu bei. Er machte regelmäßig Sport, rauchte und trank nicht, und obwohl er für Pizza sterben würde, achtete er auf eine ausgewogene Ernährung. Sein Verschleiß an Freundinnen war bereits seit seinem fünfzehnten Lebensjahr immens. Es fiel ihm sehr schwer sich an Eine zu binden, wo es doch so viele schöne Ladies gab. Mit seinem Gewissen war er im Reinen, da er den Damen vor jedem Liebesabenteuer klar sagte, dass er an einer festen Bindung nicht interessiert sei. Es war erstaunlich, wie viele Frauen ebenfalls nur Spaß wollten. Jedenfalls behaupteten sie das im Vorfeld. Die Wahrheit sah am nächsten Morgen oft ganz anders aus

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