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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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allen Mitgliedern der Band offen von Sophie berichtete, war Nicklas der Einzige, der die Story gelesen hatte. Marco und Sven machten sich nicht viel aus der Sache, nur Tom hörte sich die Berichte argwöhnisch an. Ihm gefiel das Ganze nicht. Er hatte Angst, Jo könnte die ganze Band in Schwierigkeiten bringen. Für Tom war es eine Frage der Zeit, bis diese Sophie alle E-Mails ins Netz stellte. Ihm wäre es am liebsten, wenn Josh die Schreiberei mit ihr einstellen würde. In Toms Augen waren alle Frauen gleich. Sie wollten doch nur ihre Stücke vom Kuchen abbekommen. Einmal im Rampenlicht stehen. Einmal in der Boulevardzeitung von einer heißen Affäre berichten. ›Keine von den Zicken freundet sich einfach so mit uns an! Die haben alle Hintergedanken.‹
    Doch bisher hielt er sich mit seinen Äußerungen zurück. Für ihn war der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen, sich ernsthaft einzuschalten.
    »Hm, ich habe mir darüber keine weiteren Gedanken gemacht. Ich dachte, das ergibt sich vielleicht von selbst … irgendwann«, antwortete Jo aufrichtig.
    »Wie lange schreibt ihr euch jetzt schon? Drei Monate? Nicht das sich auf ihrer Seite ungewollte Gefühle aufbauen. Sie könnte dir noch richtig Stress machen!« Nick äußerte seine Bedenken. Jo reagierte unerwartet heftig.
    »Es bauen sich keine ungewollten Gefühle auf. Sie ist wirklich ein ganz normales Mädchen. Intelligent, witzig und absolut auf dem Boden geblieben. Wir schnacken einfach nur …«
    »Aha. Es ist ja auch das Normalste, mit dem Schlagzeuger von ›Dark Tower Alliance‹ zu schreiben, anstatt mit seinen Freunden! Mensch Josh, verrenne dich da bitte nicht in etwas. Denk an ihre Geschichte! Sie ist vielleicht schon hoffnungslos in dich verliebt. Vielleicht ist sie ja sogar etwas gestört. Was wissen wir schon? Vielleicht denkt sie ja, die Geschichte wäre wahr! Stell dir vor, in ihrem Kopf seid ihr ein Paar! Du hast seit einem relativ langen Zeitraum Kontakt zu einem Fan. Und der geht auch von dir aus. Entweder du informierst unseren PR-Coach, oder du schaltest einen Gang zurück.«
    Jo funkelte Nicklas zornig an. »Du bist echt ein …«
    »Joshi, ich mein das nicht böse«, unterbrach Nick ihn sanft. »Ich will nicht, dass es Ärger gibt. Das ist alles. Ich habe dir vor einigen Monaten dazu geraten, ihr zu schreiben. Weißt du noch? Und ich finde, es war auch eine gute Idee. Die Story um ein todkrankes Mädchen hat dir zugesetzt. Jetzt belastet dich das aber nicht mehr. Und wenn wir ehrlich sind, weißt du weder ob die Geschichte wahr ist noch ob Nadia und Sophie dieselben Mädchen sind. Daher bitte ich dich als Freund: Frage dich, was du dir von diesem Kontakt versprichst, und verhalte dich dementsprechend.« Nick hielt ihm die Flasche hin. »Okay?«
    Josh stieß mit ihm an. Beide tranken einen großen Schluck.
    Abschließend meinte Josh: »Danke! Das habe ich gebraucht.«
    Lächelnd erwiderte Nick: »Jederzeit, mein Freund.« In Gedanken fügte er hinzu: ›Bauen sich da bei dir vielleicht ungewollte Gefühle auf?‹

    Über das Gespräch dachte Josh ernsthaft nach. Er glaubte nicht, dass Sophie sich etwas auf den regelmäßigen Kontakt einbildete.
    »Aber glauben heißt nicht wissen!« Das sagte sein Vater immer.
    Wenn Josh ehrlich war, wurden die E-Mails seit der Schneewittchen-Sache etwas zweideutiger. Sie waren »flirty«, wie Tom gerne zu sagen pflegte. Jedoch auf einer für Jo völlig unbekannten Ebene. Ja klar, er wusste wie man flirtete. Er wusste auch, was man Frauen sagen sollte, wenn man sie ins Bett kriegen wollte. Täglich wurde er mit E-Mails bombardiert, in denen Frauen verzweifelt versuchten, mit geschickten Sätzen und Fotos seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. ›Wenn es einen Meister gibt, dann mich!‹
    Selbstgefällig stellte er sich in seinem Zimmer vor den Spiegel und grinste machohaft. Doch war es mit Sophie anders. Vor ihr war er kein Macho. Ihr konnte er erzählen, was er wirklich dachte. Ihr schrieb er, wie es ihm wirklich ging, was er fühlte, was ihn ärgerte, was ihm gefiel. Zu ihr war er einhundert Prozent aufrichtig. Er war völlig er selbst. Die Komplimente die er ihr machte, bezogen sich tatsächlich auf ihren Charakter. ›Auf was auch sonst, ich habe ja keine Ahnung wie sie aussieht …‹
    Er setzte sich auf die Fensterbank und stutzte. Stimmt, er wusste nicht wie sie aussah. Zum ersten Mal war ihm das nicht so wichtig. Ihre Art machte sie vor seinem inneren Auge zu einer wunderschönen Frau. ›Da ist

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