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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Mengel
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ist.“
    Also erzählte sie ihm, was sie erlebt hatte. Wie die Leute ihr in den Weg getreten waren - beinahe ehrfürchtig - und alle das Gleiche gesagt hatten. Sie bemühte sich, die Worte korrekt nachzusprechen.
    „Sajadi surafei, tekisma sadi safar ..., so ungefähr.“
    Einige Sekunden lang blieb Albin stumm. Seine Nervosität schien verraucht.
    „Sajadi zurafai, teqisma sadi safar en bayadi“, rezitierte er. Es klang wie ein Gedicht.
    „Genau das waren die Worte“, rief Susanna.
    Albin nickte.
    „Sajadi zurafai, teqisma sadi safar en bayadi“, flüsterte er. „Ich verneige mich vor der Glücklichen, deren Schicksal bestimmt eine Reise in die Wüste.“
    „Was bedeutet das?“, fragte Susanna.
    Albin reagierte nicht. Er öffnete die Ladentür und ging hinein. Sie folgte ihm, doch er schien keine Notiz von ihr zu nehmen. Aus einer Schublade in der Ladentheke zog er einen Schreibblock hervor. Er notierte einige Daten und Zahlen.
    „Wie viel Zeit …?“, murmelte er, während er schrieb.
    Susanna schielte auf den Zettel. Da stand:
     
    13 Tage 13 Stunden 13 Minuten
    2 Tage 4 Stunden 45 Minuten
     
    Darunter Susannas Geburtsdatum.
    Die Türglocke läutete. Der Postbote schob den Kopf und einen Arm herein. „Hier, eure Post.“ Er legte einen Stapel Briefe auf eine der Teekisten. Da ihr Vater immer noch nicht reagierte, ging Susanna hinüber, nahm die Briefe und blätterte sie durch. Reklame, eine Rechnung, eine verspätete Geburtstagskarte und ein Brief an Susanna Aschem, persönlich/vertraulich. Sie schaute den Umschlag genauer an. Er war mit der Hand beschriftet und trug keinen Absender.
    Neugierig riss sie den Brief auf. Ein einzelnes Blatt lag darin, sie zog es heraus, faltete es auseinander und las:
     
    Dies ist die Karaffe von Hassan Ben Ali, der dereinst für die schönste Blume des Landes in tiefer Liebe entflammte. Welch großes Glück, sie teilte seine Gefühle. Und es geschah, dass der Vater das Mädchen Hassan zur Frau gab.
    Doch auch das größte Glück steht nicht allein im Weltenrund. Denn dem Glück liegt das Leid gegenüber - gemeinsam bilden sie zwei Seiten einer Münze.
    Die Gefahr, die für Hassan Ben Ali das Schicksal einst brachte, ruht am Grunde der Flasche. So höre und hüte dich.
    Zu keiner Zeit soll ein Nachkomme zurückkehren müssen, zu den Ahnen in die Nebel der Existenz. Zieht er den Spund aus dem Hals der Karaffe, wird ein großes Unglück geschehen.
    Drum hüte er sie gut, die Flasche des Hassan Ben Ali. Denn öffnet er sie, kehrt er zurück in die Schleier, ohne sich jemals aus eigener Kraft daraus befreien zu können.
     
    Susanna starrte die Worte an. Was sollte das bedeuten? Wer um alles in der Welt war Hassan Ben Ali? Nebel, Schleier? Was sollte das bedeuten? Ob mit der Flasche in diesem Schreiben die Karaffe gemeint war, die in ihrem Zimmer lag?
    Albin trat zu ihr und nahm ihr den Brief aus der Hand. Schlagartig verfinsterte sich seine Miene. Er sah wütend aus. „Das auch noch“, sagte er.
    „Was ist los“, wollte Susanna fragen, doch Albin ließ sie nicht zu Wort kommen.
    „Sofort nach oben“, befahl er.
    Susanna war über seine Reaktion derart erstaunt, dass sie widerspruchslos gehorchte. Albin schloss den Laden ab und schob sie vor sich her die Treppe hinauf.
    „Was ist denn passiert?“ Auf dem dritten Treppenabsatz blieb Susanna dann doch stehen.
    „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“ Er presste die Lippen aufeinander, ergriff Susannas Hand und zog sie grob hinter sich her in die Wohnung. „Pack ein paar Sachen zusammen.“
    „Fahren wir weg?“
    Ihr Vater antwortete nicht, stattdessen riss er eine Reisetasche aus dem Kleiderschrank und warf wahllos Susannas Klamotten hinein. Sie stand fassungslos daneben.
    „Papa“, sagte sie. „Du machst mir Angst.“
    „Dazu besteht kein Grund. Geh mir aus dem Weg.“ Er schob sie unsanft zur Seite. Gleich darauf kehrte er mit Zahnbürste, Zahnpasta und Kamm zurück. „Brauchst du noch etwas?“ Als sie nicht antwortete, sagte er: „Gut, dann fahren wir. Nimm deine Schultasche mit!“
    „Wohin?“, langsam wich Susannas Schockstarre. „Ich kann hier nicht weg. Morgen ist Schule.“
    „Ich schreib dir eine Entschuldigung.“ Albin trat an das Bücherbord im Flur. Entsetzt beobachtete Susanna, wie er aus einem der Bücher eine leere Seite herausriss und etwas darauf kritzelte.
    Am liebsten hätte sie sich geweigert mitzukommen, aber das seltsame Verhalten ihres Vaters beunruhigte sie. So folgte sie

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