Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)
gegenüber ein Schreibtisch, daneben eine Kommode und ein Kleiderschrank aus hellem Holz. Ein Kamin mit einer Marmorumrandung war in die linke Wand eingelassen. Durch die großen Sprossenfenster drang Licht herein.
Achtlos stopfte Susanna die Klamotten in den Kleiderschrank. Als sie die Tür schloss, fiel ihr Blick auf ein Loch und einen Spalt in der Wand. Sie ging näher heran und entdeckte eine Tapezierte Tür. Das Loch war der Türgriff.
Hinter der Tür lag ein altmodisches Badezimmer. Die uralte Wanne auf ihren eisernen Füßen hatte schon bessere Zeiten gesehen. Überall platze die Emaille ab. Misstrauisch betrachtete Susanna die Toilette, deren Spülung noch mit einer Kette funktionierte. Versuchsweise zog sie daran. Mist! Vor Schreck hüpfte sie ein Stück zurück, als die Mechanik mit einem Höllengetöse auslöste und ein Wasserschwall durch die Toilettenschüssel brauste.
Als der Lärm verklang, kehrte sie zurück in das Schlafzimmer. Es wurde Zeit, sich bei Patrick zu melden. Es war schon beinahe 21.00 Uhr.
In ihrem Bauch kribbelte es, während sie seine Nummer wählte. Es tutete und das Gespräch wurde angenommen. Eine Computerstimme leierte eine Ansage herunter. Dann wurde die Leitung unterbrochen. Susanna hatte die Bandansage nicht verstanden. Wahrscheinlich hatte sich sich verwählt.
„Die von Ihnen gewählte Rufnummer ist nicht vorhanden.“ Diesmal verstand sie die Worte, die gleich darauf in anderen Sprachen wiederholt wurden. Sie versuchte es ein weiteres Mal. Wieder die Ansage. Wütend warf Susanna das Handy aufs Bett. Wieso funktionierte das nicht?
Sie starrte nach draußen. Der Innenhof leuchtet in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. „Verdammter Mist, ich hänge hier fest, fern aller Zivilisation.“
Fern aller Zivilisation. Ob das bedeutete ...? Natürlich. Während sie geschlafen hatte, mussten sie die Grenze überquert haben. Sie hatte bereits die Ländervorwahl getippt, als ihr einfiel, wie verdammt teuer Auslandsgespräche werden konnten. Sie checkte den Stand ihrer Prepaid-Karte. Zwei Euro und sechsundzwanzig Cent. Shit .
Für ein paar SMS würde es reichen. Sie tippte: „Sorry, konnte nicht anrufen. Bin im Ausland ( Lesancé) Mein Vater hat mich gezwungen. Sag‘ Bescheid, wenn du mit deinem Onkel gesprochen hast. Die arabischen Worte bedeuten: Ich verneige mich vor der Glücklichen, deren Schicksal bestimmt eine Reise in die Wüste. Kannst du damit was anfangen? Susanna.“
Während des Abendessens herrschte Schweigen. Erst nachdem Antoinette die Reste des Nachtischs abgeräumt hatte, richtete sie das Wort an Susanna.
„Dein Vater hat mir erklärt, warum er dich hierher gebracht hat. Wenn du dich benimmst, werden wir miteinander auskommen.“ Ihr Lächeln wirkte schief.
„Ich muss jetzt los“, sagte Albin. „Du bist hier vorerst in Sicherheit.“ Als Susanna etwas erwidern wollte, hob er die Hand. „Frag nicht, je weniger du weißt, desto besser.“
„Wie lange muss ich hierbleiben?“
„In zwei Wochen hole ich dich ab. Versprochen.“
Susanna verzichtete auf Protest, jedoch nur, weil Albin ernsthaft in Sorge zu sein schien.
Wenige Minuten später verabschiedeten sie sich. Albin umarmte Susanna und verschwand durch das Tor.
7. Begegnungen
S onnenstrahlen drangen durch das Fenster. Susanna lag, gemütlich eingemummelt, zwischen den Decken. Die Helligkeit störte sie nicht. Der Lärm jedoch, der die Flure entlang hallte, war gänzlich ungewohnt.
Sie schoss hoch. Woher kam dieser Krach? Missmutig stieg sie aus dem Bett.
Im Speisezimmer fand sie einen einsamen Teller und eine kalte Tasse Tee vor. Auf einem Beistelltisch lagen etwas Brot und Käse. Sie nahm sich davon und setzte sich an den Tisch, an dem locker eine Fußballmannschaft Platz gehabt hätte.
„Antoinette?“, rief sie leise.
Niemand antwortete. Dann würde sie eben allein frühstücken. Während sie aß, dröhnte das Hämmern durch das Haus. Endlich hörte es auf.
Als Susanna den letzten Bissen zum Mund führte, kam Antoinette herein. „Folge mir.“ Ohne die Miene zu verziehen, nahm sie das schmutzige Geschirr vom Tisch und trug es in die angrenzende Küche.
„Voilà, wie man spült, muss ich dir wohl nicht erklären?“
Trotz des barschen Tonfalls der Cousine war Susanna froh, etwas zu tun zu haben. Sie machte sich an die Arbeit. Antoinette sah eine Weile zu, dann verließ sie die Küche. Im Türrahmen hielt sie kurz an.
„Ich bin in meinem
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