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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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den Nacken und wünschte sich, der Schmerz in ihrer Brust würde vergehen, ebenso wie das ungute Gefühl, das sie befallen hatte. Die Karte hatte nichts zu bedeuten. Kein Grund, sich verrückt zu machen.
    Einen schönen dritten Hochzeitstag.
    Doch die einfachen Worte rissen die alten Wunden auf, ganz gleich wie sehr sie gehofft hatte, sie wären inzwischen verheilt.
    Ihr Haar war noch feucht von der Dusche und klebte wie Spinnweben an ihren Schläfen. Sie strich es sich aus der Stirn und raffte es mit einem Gummiband zusammen.
    Wieder in ihrem Wagen stellte sie das Autoradio an. DieStimme von Sheryl Crow ertönte. Adrianna konzentrierte sich auf den Text und die Melodie, bis sie merkte, dass sie ruhiger wurde. An die verfluchte Karte würde sie nicht mehr denken. Oberste Priorität hatte heute die Sache mit den Gräbern. Sie mussten endlich verschwinden.
    Sie stellte den Motor an und setzte den Wagen aus der Einfahrt zurück. Wenig später fuhr sie auf der I-64   Richtung Osten, verdrängte die Gedanken an die Karte und begann, mit dem Handy Lieferanten anzurufen.
    Ihr gehörte eine Agentur für Inneneinrichtungen, Barrington Designs. Es war ein Geschäft, bei dem sie nicht nur ein Auge für Farben und Gestaltung brauchte, sondern auch das Geschick, die vielfältigen Details zu koordinieren, bis sie wie Puzzlestücke zusammenpassten. Stoffe, Hölzer, Installationen, Kacheln, Fliesen und Möbel mussten ausgewählt und die Arbeiten beaufsichtigt werden. Und währenddessen hatte sie darauf zu achten, dass ihre Projekte jeweils im Rahmen der geplanten Zeit und des Budgets blieben.
    Als Adrianna die Bundesstraße verließ und über eine alte Landstraße den Weg zum Anwesen der Thorntons einschlug, hatte sie mit zwei Malern telefoniert, einem Tapezierer und einer Möbelfirma in North Carolina. Ihr letzter Anruf galt Billy Miller, dem Mann, der für die Verlegung der Gräber zuständig war. Dann tauchten vor ihr auch schon die weißen Säulen an der Einfahrt zum Herrenhaus auf.
    Der Putz der Säulen war abgebröckelt, über die Einfahrt wucherte Gras, und aus dem Mauerwerk am Giebel des Hauses waren Steine herausgebrochen, alles eine Folge der Zeit und des Wirbelsturms, der im August durch das County gefegt war.
    Angesichts der heruntergekommenen Fassade und der sinkenden Immobilienpreise hatten die Makler anfänglich den Kopf geschüttelt, doch das Haus und die Ländereienwaren kaum auf dem Markt gewesen, da waren sie bereits verkauft. Der Käufer hieß William Mazur, ein Mann um die vierzig, von mächtiger Statur, mit militärisch kurzem Haarschnitt und einem Gesicht, das von Wind und Wetter gegerbt war. Wie er erklärte, habe er sich auf Anhieb in das Anwesen verliebt und davon geträumt, es zu besitzen, seit er in die Gegend gezogen war. Die Summe, die Adrianna verlangte, hatte er anstandslos gezahlt, allerdings mit der Auflage, dass sie die Grabstätten der Familie entfernen ließ. Gräber auf dem Grundstück würden seine neue Frau verstören. Adrianna hatte sofort eingewilligt.
    Doch als sie durch die beiden Säulen auf das Haus zufuhr, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Die Thorntons hatten die Colonies gehegt. So viel Familiengeschichte. So viel Tradition. Und dann kam Adrianna und löste alles auf.
    Ihre Gedanken kehrten zu dem Tag zurück, an dem sie und Craig hier zum letzten Mal gewesen waren, eine Woche vor ihrer Hochzeit im späten September. Ihre zukünftige Schwiegermutter, Frances Thornton, hatte sie und Craig gebeten zu kommen und Blumen auf die Gräber zu legen. Frances war seit dem College mit Adriannas Mutter befreundet gewesen, und Adrianna hatte Tante Frances von Kindheit an geliebt. Für die Frau, die kurz davor war, den Kampf gegen ihre Krebskrankheit zu verlieren, hätte sie alles getan.
     
    «Craig, bitte nimm das jetzt ernst.» Adrianna legte einen Strauß Lilien auf das Grab seines Vaters.
    Craigs dichtes blondes Haar fiel ihm in die Augen, sodass er sie mehr an einen Jungen als an einen Mann erinnerte. Er trug eine Khaki-Hose, ein weißes Polohemd und italienische Loafer ohne Socken. «Ich nehme das ernst, Babe.» Er schaute auf seine Rolex. «Was meinst du, wie lang du noch brauchst?»
    «Ich weiß nicht. Wir sollen Blumen auf jedes Grab legen und dann eine Gedenkminute einhalten.»
    «Eine Gedenkminute? Wozu soll das denn gut sein?»
    «Frag mich nicht. Schließlich ist es deine Familientradition, nicht meine.»
    Adrianna zupfte ein paar Blätter von ihrer Designer-Jeans. «Nimm meine

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