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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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Identifizierung helfen würde.«
    »Nein, nichts.«
    »Kleiderfetzen?«
    »Nein, auch das nicht. Nur Knochen und ein paar Haare. Und ein paar halbverdaute Fleischbrocken. Eines der Tierchen hatte offenbar einen verdorbenen Magen und die Hälfte wieder ausgekotzt.«
    Ich versuchte, mir diesen Anblick nicht vorzustellen, aber es gelang nur schlecht.
    »Danke, nun brauche ich auch kein Frühstück mehr«, erwiderte ich.
    »Dann frag nicht«, sagte der Junge kühl und kroch ein Stückchen weiter.
    Ich überließ ihn seiner Arbeit und kehrte zurück zu Fiona, die nun eine weitere Zoomitarbeiterin befragte. Die Frau wirkte groß und kräftig, mit rotblonden Haaren und vielen Sommersprossen.
    »Wer hat Zutritt zu den Gehegen?«
    »Im Prinzip jeder Mitarbeiter. Wir springen auch manchmal für einen erkrankten Kollegen ein. Es ist nicht so, dass jetzt nur einer für die Amphibien und der andere nur für die Raubtiere zuständig wäre. Klar, jeder hat sein Fachgebiet, aber wir machen eigentlich auch alles. Ich bin Revierleiterin bei den Bären, kümmere mich aber auch um die Flusspferde und neulich bin ich für Hank bei den Elefanten eingesprungen.«
    »Wie viele Mitarbeiter hat der Zoo?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber es sind mit Sicherheit über zweihundert. Jedes Revier hat vier bis fünf Mitarbeiter.«
    »Und wer hat alles bei den Löwen gearbeitet? Regulär, meine ich.«
    »Paul Soderman, Rick Adams, Phil Kirkwood, Lance Harrington und Phylis Mills sind dafür zuständig. Und sie haben auch eine Auszubildende, das ist die, die den ersten Knochen gefunden hat.« Die jetzt unter Schock stand.
    Ich wusste, dass es mir Fiona übelnehmen würde, wenn ich mich einmischte, aber ich musste es tun. »Wie zuverlässig ist Paul?«
    Die Frau sah mich überrascht an, doch dann antwortete sie: »Sie meinen den Alkohol? Er macht seine Arbeit und ist immer pünktlich.«
    Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Fiona ungehalten die Brauen zusammenzog, doch ich ignorierte es.
    »Es ist also allgemein bekannt?«
    »Ja, es redet zwar niemand darüber, aber jeder weiß es.«
    Dann konnte das kaum der Grund sein, warum er so nervös war.
    »Bist du fertig?«, fragte Fiona, wobei sie sich bemühte, nicht zu scharf zu klingen.
    »Danke, ja. Entschuldige«, sagte ich und ließ sie lieber in Ruhe.
     
    Fiona sagte nichts zu meiner kleinen Zwischenfrage, als wir Stunden später im Auto saßen und in die Forensik fuhren, um zu hören, ob es schon ein paar Fakten zu den Knochen gab. Dabei hätte sie allen Grund dazu gehabt. Dass ich mich als Außenstehender in eine polizeiliche Untersuchung mischte, war nicht erlaubt. Aber immerhin war ich fast vom Fach, und meine Frage hatte nichts mit der Tat oder dem Tathergang zu tun. Ich hatte auch keinen mutmaßlichen Täter verschreckt, sondern nur eine fast belanglose Frage zu einem Mitarbeiter gestellt. Vielleicht sagte sie deshalb nichts. Und vielleicht nahm sie mich deshalb auch mit in die Gerichtsmedizin.
    Kate Flannigan, Fionas Freundin, hatte den Haufen Knochen auf dem Seziertisch in Form eines Skeletts ausgebreitet. An einigen hingen noch Fleischreste und Sehnen dran, auch der Schädel sah noch sehr menschlich aus, obwohl vom Gesicht kaum noch etwas zu erkennen war. Der Unterkiefer fehlte komplett, auch ein paar Zähne hatten dran glauben müssen. Lange rötliche Haare hingen in Fetzen von der Kopfhaut. Ansonsten fehlten nur wenige Teile, hauptsächlich kleine Knöchelchen, die wohl gerade in den Mägen der Löwen verdaut wurden. Als wir vorhin im Zoo waren, wurde heftig darüber diskutiert, ob die sechs Tiere eingeschläfert werden mussten, um an den Mageninhalt zu kommen, aber der Zoodirektor hatte sofort die Anwälte des Zoos gerufen und war dagegen vorgegangen. Jetzt musste die Staatsanwaltschaft eine richterliche Verfügung erwirken, um den Tieren an den Kragen gehen zu können. In der Zwischenzeit waren auch Fernsehen und Radio zum Zoo gekommen und forderten lauthals den Tod der Tiere, da es möglich sei, dass die Löwen brutale Mörder seien, die unbescholtene Zoobesucher verspeisten. Doch wenigstens das konnte Kate entkräften, auch wenn das einigen anderen nicht gefallen würde. Mir zum Beispiel nicht.
    »Die Löwen haben sie nicht getötet«, sagte Kate und deutete auf zwei schmale Einkerbungen an einer Rippe und am Schlüsselbein. Auch im Schädel, mitten in der Stirn prangte ein tiefes Loch, das ein mulmiges Gefühl in mir auslöste. »Sie wurde erschossen. Allerdings gibt es auch

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