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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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Feierabend, doch in diesem Teil Harringtons war es vergleichsweise ruhig. Es war noch zu hell für die meisten. Nur an einigen Ecken standen vereinzelt einige Nutten; die erstbeste steuerte ich zielstrebig an.
    Sie machte einen einladenden Schmollmund, als sie mich sah. »Wieso habe ich dich tollen Kerl noch nie hier gesehen? Was für eine Schande! Dir gebe ich Rabatt, wenn ich darf.« Sie versuchte, sich an mich zu schmiegen, doch ich schob sie sanft von mir.
    »Danke, ich bin versorgt, ich habe nur eine Frage an dich.«
    Sofort wich sie misstrauisch einen Schritt zurück. »Bist du ein Cop?«
    »Nein, bin ich nicht. Eine Freundin hat mich gebeten, etwas in Erfahrung zu bringen. Und zwar geht es um Rose. Kennst du sie?«
    Sie entspannte sich ein wenig und nickte. »Sie steht zwar nie in meiner Nähe, aber ich kenne sie. Sie ist mir aber zu aufdringlich. Ich bin lieber etwas subtiler in meiner Anmache.«
    Das hatte ich gemerkt. »Hast du sie gestern gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt, da du es sagst, fällt es mir auf. Ich habe ihren Rotschopf nicht gesehen.«
    Rotschopf. Die Tote im Löwenkäfig hatte rote Haare.
    »Was weißt du sonst von ihr?«
    »Nicht viel, wie gesagt, ich hatte kaum mit ihr zu tun. Aber frag doch Ryan, Rianna, sie steht immer mit ihr zusammen.« Sie gab mir die Beschreibung von Ryan alias Rianna. Ich dankte ihr und ging um die Ecke, wo ich diese schillernde Figur des Straßenstrichs auch schon von weitem sehen konnte. Seine Haare leuchteten pink in der Abendsonne, dazu trug er knallig pinke High Heels und ein grünes Minikleid, das in seiner Kürze die Beule im Schritt kaum verbergen konnte.
    »Was kann ich für dich tun, Süßer. Ich mach alles, was du willst«, säuselte er. »Und du kannst auch mit mir machen, was du willst.«
    »Danke, aber ich habe keinen Bedarf«, erwiderte ich auch ihm, was mir einen enttäuschten Blick eintrug. Doch Rianna gab nicht so schnell auf wie seine Kollegin. Er strich mit der Hand über meinen Arm. »Was für ein Bizeps«, sagte er bewundernd. »Du warst beim Militär, könnte ich wetten. Darauf stehe ich ja besonders. Dafür geb ich dir den Blowjob nur für einen Zehner.«
    Ich schüttelte seine Hand ab. »Das klingt wirklich verlockend, aber ich habe eine Frage zu Rose an dich.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Die alte Schabracke hat mich im Stich gelassen. Sie erzählt groß und breit, dass sie zu einer geilen Party eingeladen worden ist, aber nimmt mich nicht mit. Und nun ist sie sich wohl zu schade, wieder auf die Straße zu kommen.«
    Da war es wieder, das Stichwort. Auch Loreen hatte eine Party erwähnt.
    »Machst du dir gar keine Sorgen um sie? Ist das normal, dass sie dich einfach so stehen lässt und nicht wiederkommt?«, fragte ich.
    In diesem Moment ließ der Junge die Scharade sein und wurde ernst. »Wir machen uns ständig Sorgen um einander, außer wir hassen uns und es gibt Revierstreitigkeiten. Aber die gab es nicht zwischen Rose und mir. Wir haben immer zusammengestanden. Sie wollte mich sogar zu der Party mitnehmen, aber die wollten wohl nur Frauen. Ich hoffe sehr, es ist ihr nichts passiert, denn das Auto sah einfach zu schick aus, um wahr zu sein.«
    »Was war das für ein Auto?«
    »Irgendeine weiße Limousine, ich habe sie nur von weitem gesehen. Schickes Teil. Hätte ich auch gern, vielleicht schenkt mir ein Freier mal eines.«
    »Konntest du das Kennzeichen erkennen?«
    »Nein, dafür war ich zu weit weg. Ich sah nur aus der Ferne, wie der Schlitten anhielt und Rose aufgetakelt einstieg. Dann fuhr er davon.«
    »Hast du den Fahrer gesehen?«
    »Nein, ich habe niemanden gesehen. Die Scheiben waren dunkel getönt, und wie schon gesagt, Süßer, es war zu weit weg.«
    »Hat sie noch was zu der Einladung gesagt? Wo sie stattfinden sollte? Wer sie eingeladen hat?«
    »Nein, hat sie nicht, Süßer. Du bist kein Cop, oder?«
    »Nein. Und selbst wenn, dann würde ich dir nichts Böses tun.«
    »Das ist so lieb von dir.« Ryan tätschelte meine Wange. »Du willst wirklich nichts mit mir anstellen? Mit mir ist es besser als mit jeder Frau, glaub mir.«
    »Das glaub ich dir, aber ich will wirklich nicht. Danke.«
    Ich verabschiedete mich von ihm und ging.
    Als ich auf die Uhr sah, fiel mir wieder ein, dass ich heute pünktlich zu Hause sein musste, damit Fiona unsere Eltern aufeinander hetzen konnte. Ich hatte zwar ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber wir hatten trotzdem nicht viel miteinander zu tun. Der obligatorische

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