Am Ende der Angst
wollte, öffnete sich die Tür und eine Gruppe von sechs Leuten trat ein. Den Mann in der Mitte kannte ich. Ich hatte sein Bild heute im Internet lange genug studiert: Laurent Baldour.
Er setzte sich mit zwei weiteren Männern und drei Frauen an einen größeren Tisch in der Nähe des Fensters. Der Kellner kannte ihn und brachte ihm sofort einen Cognac und einen Wein, den ich mir beim besten Willen nicht leisten konnte.
Ich entschuldigte mich bei Fiona, dass ich zur Toilette müsste, und stand auf.
Auf dem Klo strich ich kurz mit der Hand durch mein dunkelblondes Haar und überlegte für einen Moment meinen nächsten Schritt. Dann ging ich wieder hinaus. Als ich am Tisch des französischen Diplomaten ankam, blieb ich stehen.
»Guten Tag, Monsieur Baldour, ich hoffe, Sie haben einen angenehmen Abend. Das Cœur de filet à l’estragon ist sehr zu empfehlen.«
Der Mann sah mich aus großen, grauen Augen an. »Merci. Excusez-moi. Kennen wir uns?«
»Ich denke nicht. Ich bin zufällig hier. Wissen Sie, ich frage mich, ob Sie in Ihrer weißen Limousine gekommen sind. Was für ein schöner Wagen!«
Er sah mich an, als würde er an meiner Intelligenz zweifeln. »Nein, ich bin mit meinem Privatwagen hier.«
Also fuhr er sonst die weiße Limo. »Fahren Sie oft den weißen Wagen?«
Er runzelte die Stirn. »Warum fragen Sie? Was wollen Sie mit das Auto?«
»Es ist ein paarmal in meiner Heimatstadt Harrington gesehen worden. Ich frage mich, ob Sie dort waren?«
»'Arrington? Nein, das kenne ich nicht. Wo ist das?«
»In New Jersey.« Ich beobachtete ihn. Er sah immer noch so aus, als wäre er ein netter Vater für seine Zwillinge, aber kein brutaler Mörder. Sein Haar war leicht angegraut an den Seiten, um seine Augen tummelten sich feine Lachfältchen. Neben ihm saß eine Frau in seinem Alter. Sie sah erstaunt von ihm zu mir, als könne sie nicht verstehen, was zwischen uns gesprochen wurde. Die beiden anderen Männer am Tisch musterten mich kritisch. Einer war Anfang bis Mitte Dreißig, groß und schlank und hatte dunkles Haar, das er mit Gel an seinen Kopf geklebt hatte. Er trug eine Brille, in deren Gläsern sich das Licht des Restaurants spiegelte.
Der andere war etwas älter und wesentlich korpulenter. Sein Hemd spannte über dem Bauch, in seinem feisten Gesicht versteckte ein Bart seine vollen Wangen und das Doppelkinn.
»Ich bin nicht oft in New Jersey«, antwortete er mit seinem französischen Akzent, den Fiona sicherlich sexy gefunden hätte. Ich sah mich kurz zu ihr um. Sie saß noch immer an ihrem Platz und beobachtete verwundert, was ich anstellte.
Ich wandte mich wieder an den Botschafter. »Wer fährt alles Ihre weiße Limousine?«
Nun wurde er doch misstrauisch. »Warum wollen Sie das wissen? Wer sind Sie?«
»Mein Name ich Alexander Connahan. Ich arbeite für eine Sicherheitsfirma und frage nach, wer diesen Wagen gefahren hat, weil er bei uns gesichtet wurde. Es ist nichts vorgefallen, kein Unfall oder so. Gar nichts. Nur ein paar Fragen zum Auto. Es gefällt mir.«
Das klang etwas sinnlos, aber es wirkte. Er beruhigte sich. »In der Botschaft benutzen viele das Auto. Mein Assistent Patrick Jeroux, mein zweiter Assistent, Fabrice Montagnes, mein Chauffeur Jerome Leguellec. Und dessen Vertreter. Den Namen weiß ich nicht. Der Wagen ist nicht nur für mich da.«
Das hatte ich befürchtet. »Haben Sie ihn in den vergangenen Tagen vermisst?«
Wieder runzelte er die Stirn. »Ich glaube, ich 'abe genug von Ihren Fragen beantwortet. Guten Abend. Bon Soir, Monsieur.«
Ein Kellner trat auf mich zu und legte seine Hand auf meinen Ärmel, um mich mit sanfter Gewalt unauffällig zu meinem Tisch zu bringen. Dort erwartete mich das rätselnde Gesicht von Fiona.
»Was war das?«, fragte sie.
»Nichts. Nur ein kleines Gespräch mit dem französischen Botschafter.«
Sie sah mich auf einmal so entgeistert an, als hätte sie ein Gespenst gesehen. »Hast du mich deshalb hierher geführt, um mit ihm zu sprechen? Hat das Essen hier mit dem Fall der toten Prostituierten zu tun? Lüg mich nicht an, Alex. Ich habe in meinem Computer gesehen, dass du das Kennzeichen des französischen Botschaftswagens gesucht hast.«
Ich schwieg. Lügen durfte ich nicht, die Wahrheit ahnte sie bereits. Was sollte ich dazu noch sagen?
»Du bist ein hundsgemeiner Kerl, Alex«, sprudelte es schließlich aus ihr heraus. »Ich habe gedacht, du willst mir wirklich etwas Gutes tun, aber du hast mich wieder einmal nur benutzt.«
Sie
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