Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
Vom Netzwerk:
Stadien zu füllen. Aber vielleicht machte ihn das glücklich.
    »So geht jeder seinen Weg«, sagte ich mit einem philosophischen Seufzer.
    Harry nickte. »War schön, dich zu sehen. Wir sollten uns mal wieder bei einem Bier treffen und die alten Zeiten aufleben lassen.«
    »Das sollten wir unbedingt.«
    »Cool! Dann mach's gut. Bis bald!«
    »Bis bald.«
    Er eilte davon, den Kopf gesenkt, in die Richtung, aus der er gekommen war. Offenbar hatte die Begegnung mit mir seine Libido gesenkt. Oder er wollte vor mir keinen falschen Eindruck erwecken und kehrte um, sobald ich verschwunden war. Dabei würden wir uns höchstwahrscheinlich nie wieder begegnen. Die Verabschiedung war das typische »Ich ruf dich an«, obwohl man schon vorher weiß, dass man den Hörer niemals in die Hand nehmen wird. Man sieht sich. Vielleicht im nächsten Leben.
    Ich setzte den Motorradhelm auf und fuhr davon. Nach Hause.
     
    ***
     
    Fiona war nicht begeistert, als ich am nächsten Morgen schon wieder in ihrem Büro auftauchte. Unschlüssig kam sie mir entgegen.
    »Was willst du hier? Wieder Blumen abgeben und dich entschuldigen? Das zieht dieses Mal nicht.«
    »Nein, ich bin aus dienstlichem Grund hier. Ich wollte dich fragen, ob euch klar ist, dass die Fälle zusammenhängen? Es wird wieder eine Nutte vermisst, Rose. Sie hat rote Haare und wollte zu einer Party gehen, wie die erste, Loreen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Woher weißt du das?«
    »Von meinen Kumpeln im Obdachlosenheim und den anderen Straßengewächsen. Die Frage ist nun, ob die beiden bei derselben Party waren und etwas gesehen haben, was sie nicht sehen sollten, und deshalb getötet wurden. Das wäre meine Vermutung, da der Zeitpunkt des Todes bei Rose schlecht zu bestimmen ist.«
    »Rose und Loreen. Du klingst, als würdest du sie persönlich kennen.« Sie klang verletzt.
    »Nein, ich kenne sie nicht, aber wie soll ich sie sonst nennen? Die Müllhaldennutte und die Löwenkäfignutte? Wenn ich das tun würde, wäre es dir auch nicht recht.«
    »Wir nennen sie Opfer Nr. 1 und Opfer Nr. 2.«
    »Gut, dann nenne ich sie auch so, wenn dir das lieber ist, obwohl man vermutlich nicht weiß, welche wirklich als erste ermordet wurde. Aber dann zählt eben der Zeitpunkt der Entdeckung. Vielleicht hat Opfer Nr.2  Nachforschungen zu Opfer Nr.1 angestellt und dabei etwas gefunden, was sie in den Löwenkäfig brachte.«
    Fiona sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, der mir klarmachte, wie wenig begeistert sie von meiner Ausdrucksweise für die toten Mädchen war. Offenbar gefiel ihr nun auch die Opfer-Variante nicht mehr. »Ich halte mich genau an das, was du möchtest. Was ist denn nun wieder verkehrt?«
    »Nichts. Wir haben diese Parallelen durchaus bemerkt, aber danke für den Tipp.«
    »Bist du sauer, weil ich denselben Fall bearbeite wie du? Tut mir leid, aber ich dachte, du bist gar nicht dafür eingeteilt.«
    »Doch, jetzt schon. Ich bin bei der ›Löwenkäfignutte‹ die ermittelnde Beamtin, und da die Fälle zusammenhängen, bearbeite ich nun auch die ›Müllhaldennutte‹.« Sie gab den beiden Begriffen für die Opfer eine besondere Betonung. »Und ich frage mich immer mehr, wieso du dich so dafür interessierst. Die reine Neugier nehme ich dir nicht mehr ab.«
    Ich zögerte einen Moment, dann sagte ich: »Ich wurde beauftragt, das Verschwinden der Nutten aufzuklären. Deshalb interessiere ich mich dafür und nerve dich damit.«
    »Wer hat dich beauftragt?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    »Natürlich nicht. Dann darf ich dir auch nicht sagen, was ich weiß, tut mir leid.«
    Es gab keine Anweisung von oben, kein Gesetz, das es ihr verbot, mir wenigstens das offizielle Statement der Polizei, das die Presse erhielt, zu geben. Ihr Schweigen war gegen mich persönlich gerichtet. Ich schluckte.
    »Mein Kunde möchte anonym bleiben«, log ich.
    »Und deshalb hast du mich die ganze Zeit belogen und mir gesagt, du würdest dich nur so darum kümmern? Danke für dein Vertrauen, Alex.«
    Ich überlegte für einen Moment, ob ich ihr von der Limousine von dem Diplomatenkennzeichen erzählen sollte, um sie zu beschwichtigen. Doch dann erinnerte ich mich an das Gebrabbel des Strichers von einem DJ. Vielleicht hatte seine Aussage überhaupt keine Bedeutung.
    Ich wollte gerade ansetzen und Fiona eine weitere leere Entschuldigung auftischen, als mir eine Idee kam.
    »Fiona, es tut mir wirklich leid, dass ich so ein Idiot war, aber ich konnte nichts sagen. Mein Kunde hätte mir die Hölle

Weitere Kostenlose Bücher