Am Ende der Angst
stand auf. Ich beeilte mich, die Sache geradezurücken.
»Das habe ich nicht. Ich wollte dir eine Freude machen. Aber wenn man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann, warum dann nicht?!«
Sie schüttelte den Kopf. »Bring mich nach Hause.«
Sie klang so enttäuscht, dass es mir unendlich leid tat, dass ich ihr das angetan hatte. Obwohl ich wirklich zuerst die Versöhnung mit Fiona im Kopf gehabt hatte und erst später auf die Idee mit dem Edelrestaurant kam, nämlich als ich bei der Suche nach einem schicken Lokal darauf gestoßen war, dass der französische Botschafter in Washington regelmäßig in ein und demselben Restaurant speiste.
Ich bezahlte vorn beim Pagen, was mir verächtliche Blicke vom Personal eintrug, aber wahrscheinlich lag es eher am mageren Trinkgeld.
Nur wenig später saßen wir schweigend im Auto. Ich versuchte noch dreimal, mein Vorgehen zu erklären, doch Fiona wollte nichts mehr davon hören. Also schaltete ich das Radio ein und schwieg. Zu Hause angekommen gingen wir ohne ein weiteres Wort zu wechseln ins Bett.
Schatten der Vergangenheit
Als ich am nächsten Tag eine Stunde früher als üblich in der Firma erschien, ging ich als Allererstes zu meinem Chef, um die Sache mit Tarek zu klären. Es war genauso schwierig und hoffnungslos wie erwartet.
»Ich kann keinem Illegalen einen Job anbieten. Wir sollen Verbrecher verfolgen, aber beschäftigen selbst welche? Wie sähe das denn aus? Vom Stress mit den Behörden mal ganz abgesehen.«
Ich nickte verständnisvoll, bohrte aber noch etwas weiter. »Er hat niemanden hier, er wurde unter falschen Versprechungen ins Land gelockt und nun sitzen gelassen. Wo soll er denn hin?«
»Wieder nach Hause oder in ein Asyl. In meiner Firma ist jedenfalls kein Platz für ihn.«
Damit war der Fall für ihn erledigt. Aber immerhin hatte er mich auf eine Idee gebracht, die ich später verfolgen würde. Zuerst einmal musste ich an den Rechner und weiter zu Laurent Baldour und seinen Mitarbeitern recherchieren. Ich hatte mir die Namen, die der Botschafter genannt hatte, leider nicht komplett merken können, daher stocherte ich ein Weilchen im Dunkeln, bis ich fündig wurde. Glücklicherweise entdeckte ich auch viele Veröffentlichungen in Englisch, denn auf Französisch hätte man mir den Killer mit den schönsten Worten präsentieren können, ich hätte es nicht verstanden.
Fabrice Montagnes, der zweite Assistent, war früher einmal ein hoffnungsvolles Wintersporttalent gewesen und hatte mehrere Preise beim Riesenslalom und Abfahrtslauf gewonnen. Doch dann zerstörte ein schwerer Sturz sein Knie und damit auch seine Karriere, und er widmete sich der Politik. Er war mit einer Amerikanerin verheiratet, ebenfalls erfolgreiche Skifahrerin und sogar Olympiasiegerin. In seinem Lebenslauf fand sich nichts Auffälliges, was ihn als Mörder entlarven konnte, er war nicht einmal ein großartiger Partygänger, sondern hatte wohl schon zu seinen Zeiten als aktiver Sportler lieber mit einem Buch im Hotelzimmer gesessen statt Apres Ski zu feiern.
Jerome Leguellec, der Chauffeur des Botschafters, schien aus ganz anderem Holz geschnitzt zu sein. Seine Karriere begann im Ghetto von Paris, wo er Autos ansteckte und regelmäßig wegen Vandalismus und Schlägereien im Knast landete. Doch irgendwann bekam er die Kurve und wurde Bodyguard der Schönen und Reichen, derzeit in der Anstellung als Leibwächter und Chauffeur des Botschafters. Er war noch jung, gerade Ende zwanzig. Ihn würde ich mir bei Gelegenheit mal etwas näher ansehen müssen.
Doch beim dritten Namen stockte mir der Atem. Patrick Jeroux, der erste Assistent des Botschafters, war offensichtlich in Frankreich aktenkundig. Ich stolperte über einen Artikel, den ich mir am liebsten sofort intensiv durchgelesen hätte. Doch in diesem Moment kam Samuel herein, und damit begann unser Dienst auf den Straßen von Harrington.
Wir erwischten zwei Einbrecher auf frischer Tat, Amerikaner übrigens, und konnten eine verlorengegangene Katze aus einem Abflussrohr retten, in dem sie steckengeblieben war. Bei der glücklichen Besitzerin, die uns vor Dankbarkeit am liebsten abgeküsst hätte, gab es danach Kaffee und Kuchen, und dann war auch schon Feierabend. Doch dieses Mal fuhr ich nicht in den »Sommerabend« oder nach Hause, sondern nach einem Abstecher im Imbiss und bei Walmart noch einmal zurück in die Firma.
Als ich ankam, leerte sich das Büro gerade, mein Chef übergab Infos an die
Weitere Kostenlose Bücher