Am Ende der Angst
was dem Stuhl nur ein sanftes Knarren entlockte. Ich saß wieder aufrecht und wollte gerade aufatmen, als sich die Tür öffnete und ein Lichtstrahl hereinfiel. Ich dachte daran, schnell unter dem Tisch zu verschwinden, doch es war zu spät. Wayne Fox stand in der Tür. Mit einem Schlag fiel mir sein Name wieder ein.
»Alex?«, fragte er ungläubig, als er mich erblickte. »Was machst du hier?«
Ich suchte nach einer passenden Antwort, doch er hatte blitzschnell eigene Schlüsse gezogen und richtete seine Waffe auf mich. »Keine Bewegung. Hände hoch und langsam aufstehen.«
Ich befolgte seine Anweisungen. Es lag mir auf der Zunge, ihm zu sagen, dass Fiona mir ihre Keycard gegeben habe, damit ich etwas für sie in Erfahrung brachte, aber ich tat es nicht. Ich wollte sie nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen.
»Dreh dich rum und nimm die Hände hinter dem Rücken zusammen«, befahl Wayne.
Ich gehorchte widerstandslos, auch als er mir Handschellen anlegte.
»Was hast du hier zu suchen?«
»Ich mache eure Arbeit im Fall der toten Nutten«, erwiderte ich, was mir sicher keine Pluspunkte bei ihm einbrachte. »Es gibt einen dringend Verdächtigen mit Namen Patrick Jeroux. Ich habe außerdem einen möglichen Tatort mit der Spur der zweiten Nutte gefunden. Ihr Strumpfband mit einem blutigen Fingerabdruck, der ihr gehört, liegt noch im Scanner.«
Mit skeptischem Blick ging er zum Scanner neben dem Schreibtisch und nahm mit zwei Fingern vorsichtig das Strumpfband hoch.
»Danke, Alex. Wenn es je zu einer Gerichtsverhandlung kommt, können wir das Stück nicht verwenden, weil du es kontaminiert hast.«
»Ich kann aussagen.«
»Ja, das kannst du. Aber erst einmal werde ich dich vernehmen.«
Er setzte mich in den Verhörraum und ließ mich einige Stunden warten. Das war normal. So sollte der Widerstand gebrochen werden. Aber das funktionierte bei mir nicht. Ich hatte schon Schlimmeres erlebt.
Als sich die Tür wieder öffnete, kam jedoch nicht Wayne, sondern Burt in den Raum.
Er setzte sich mit einem kühlen Gesichtsausdruck mir gegenüber und musterte mich wortlos. Er sah aus, als hätte ihn Wayne angerufen und aus dem Tiefschlaf geholt. Seine Stimmung befand sich im Minusbereich.
»Du weißt, dass dir deine heutige Tat eine Anklage wegen Einbruchs und Behinderung der Justiz einbringt?«
Ich nickte zögerlich. »Aber ich habe euch wichtige Beweise geliefert. Ich weiß, wer die Nutten umgebracht hat.«
Er runzelte die Stirn. »Du hast eine Vermutung, das hat mir Wayne schon erzählt. Das gibt dir nicht das Recht, im Polizeirevier einzubrechen. Wie hast du es getan? Wie bist du hier reingekommen?«
Ich gestand ihm, was ich getan hatte. Er verzog das Gesicht bei meiner Schilderung und schüttelte den Kopf. »Ist dir klar, dass das Fiona in ärgste Bedrängnis bringt?«
»Sie hat davon nichts gewusst.«
»Mann, was soll ich dazu sagen. Ich kann nur hoffen, dass sie dich dafür hasst und einen Schlussstrich unter euer Drama zieht. Du hast sie nicht verdient. Du bringst ihr nur Ärger.«
Ich musste ihm innerlich Recht geben, sagte aber nichts.
»Und dann?«
»Was: Und dann?«
»Was hattest du in ihrem Büro verloren? Wolltest du unsere Arbeit ausspionieren?«
»Im Gegenteil, ich habe eure Arbeit gemacht.« Ich erzählte ihm alles, was ich in Erfahrung gebracht hatte, angefangen bei der Hütte im Wald, bis hin zum Artikel über Patrick Jeroux, der die weiße Limousine fuhr, und zu Dr. Jason Lewis, der irgendwie mit dem Zoowärter und der toten Hostess in Paris in Verbindung stand.
Am Ende meiner Erzählung sah er mich mit großen Augen an.
»Und wie bringt uns das bei den toten Nutten weiter? Du lieferst nur Spekulationen. Nichts Handfestes. Wenn auf dem Strumpfband aus der Hütte der Fingerabdruck von diesem Jeroux wäre, könnte ich etwas damit anfangen. Aber falls da einer war, hast du ihn womöglich verwischt.«
Ich dachte nach, wie man alles irgendwie stimmig zusammenbringen konnte.
»Ihr müsst die Hütte untersuchen.«
»Das dürfen wir nur mit einem gültigen Durchsuchungsbefehl. Und den bekommen wir nicht nur aufgrund eines französischen Zeitungsartikels.«
»Aber an dem Strumpfband war Blut.«
»Stell dir vor, ich gehe mit dem Strumpfband zum Richter. Ich sage: Wir wollen einen Durchsuchungsbefehl für eine Hütte, weil darin das blutige Dessous des Opfers lag. Allerdings haben nicht wir es gefunden, sondern der Freund einer Beamtin, der im Anschluss in das Polizeirevier eingebrochen ist
Weitere Kostenlose Bücher