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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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richtig war. Sorgsam auf den Weg achtend, lief ich weiter. Ich kam nicht schnell voran, aber immerhin hätte ich den Wettbewerb mit einer Schnecke haushoch gewonnen. Gleich musste ich die Stelle erreichen, wo ich die Spur des nackten Menschenfußes entdeckt hatte.
    Wieder krächzte die Krähe, dieses Mal etwas näher. Zwei Vögel stoben schimpfend auf, als wären sie im Schlaf gestört worden.
    Ich hob den Kopf. Was hatte die Vögel gestört? Ein Tier? Ich?
    In diesem Moment peitschte etwas durch die Luft und schlug direkt neben meinem Kopf in einen Baum ein.
    Sofort warf ich mich flach auf den Boden. Mein Herz pumpte. Dieses Geräusch kannte ich nur zu gut. Jemand schoss auf mich.
    Wieder peitschte etwas durch die Luft und schlug in Hüfthöhe in einen Baum ein. Ich robbte voran. Drei Kriege hatte ich fast unverletzt überlebt, ich würde erst recht einem irren Killer, im Wald von Harrington entkommen.
    Es war mühsam, sich auf diese Weise fortzubewegen. Inzwischen war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich den Wettstreit mit einer Schnecke auch wirklich gewinnen würde. Aber ich entfernte mich aus der Schusslinie. Dreimal schlugen Projektile in meiner Umgebung ein, dann blieb es still. Hielten sie mich für tot? Würden sie nach mir suchen?
    Ich überlegte, ob ich nicht lieber zum Motorrad zurückkehren und Verstärkung holen sollte, doch dann dachte ich an Skye. Wenn sie sie in ihrer Gewalt hatten, zählte jede Sekunde. Es war nicht mehr weit bis zur Hütte, wo ich sie vermutete. Was ich unternehmen würde, wenn ich dort angekommen war, das wusste ich allerdings noch nicht.
    Vorsichtig robbte ich weiter. Es wurden keine weiteren Schüsse auf mich abgefeuert, auch die Vögel blieben still. Hatten sie sich zurückgezogen?
    Nur wenige Meter vor mir konnte ich die Hütte sehen. Sie lag still und dunkel auf der Lichtung, als würde sich in ihr keine Menschenseele aufhalten.
    Ich blieb am Rand des Waldes liegen und lauschte. Es war nichts zu hören. Entweder warteten sie in Stille und Dunkelheit auf mich, oder es befand sich wirklich niemand darin.
    Ich musste noch ungefähr zehn Meter bis zur Hütte zurücklegen. Zehn Meter, in denen ich ungeschützt war. Aber ich riskierte es.
    So vorsichtig wie möglich robbte ich vorwärts. Nichts geschah.
    An der Hütte angekommen sprang ich auf und schmiegte mich an die Wand neben der Tür. Mit der einen Hand griff ich zur Waffe im Holster, mit der anderen an den Türknauf.
    Ich zählte im Geiste bis drei, dann riss ich die Tür auf und hielt meine Waffe hinein.
    Nichts. Die Hütte war genauso leer wie vor zwei Tagen, als ich schon einmal hier gewesen war. Ich schaltete die Taschenlampe an und leuchtete auf den Boden, um nach Spuren zu suchen. Aber ich fand nichts Auffälliges. Auch kein weiteres Strumpfband oder irgendetwas, was darauf schließen ließ, dass Skye hier war.
    Ich atmete auf, obwohl es mich nicht so richtig beruhigte. Zu gern hätte ich meine Tochter lebend hier angetroffen und sie aus den Händen der Mistkerle befreit, bevor sie ihr etwas antaten.
    Enttäuscht und ratlos sah ich aus dem Fenster. Und in diesem Moment kam mir plötzlich eine Erkenntnis, die mich erstarren ließ.
    Sie hatten mich mit ihren Schüssen nur knapp verfehlt. Das bedeutete, sie hatten mich sehen können. Vermutlich besaßen sie ebenfalls Nachtsichtgeräte oder Wärmebildkameras. Dann mussten sie wissen, dass sie mich nicht erwischt hatten. Trotzdem hatten sie mich am Leben gelassen. Warum? Hatte ich mich außerhalb ihrer Reichweite gerettet? Oder wollten sie mich nur von einer bestimmten Richtung ablenken? War es ihnen egal, dass ich zur Hütte robbte, weil sie wussten, dass sie leer war? Oder war ich ihnen in die Falle gelaufen? Würden sie nun mit gesammeltem Feuer auf mich zustürmen?
    Ich sah auf meine Pistole. Das Magazin der M9 war voll, am Holster befanden sich noch drei weitere Magazine. Mir standen damit sechzig Schuss zur Verfügung. Das war nicht schlecht, falls es ein einzelner oder auch drei Gegner waren, aber nicht ausreichend, wenn ich gleich einer Kompanie gegenüberstand. Oder zumindest den schießwütigen Mitgliedern einer dubiosen Feier.
    Angespannt wartete ich am Fenster, ob jemand kam. Doch es blieb alles still. Nach einer halben Stunde spazierten drei Rehe gemütlich durch das Dickicht und blieben auf der Lichtung stehen, um zu grasen. Aber Menschen waren nicht zu sehen.
     
    Nach einer Stunde gab ich auf. Offensichtlich befand ich mich am falschen Ort. Inzwischen

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