Am Ende der Angst
mucksmäuschenstill vor mir und hörte mir aufmerksam zu. Als ich fertig war, schüttelte sie den Kopf.
»Das klingt wie nach einem schlechten Kinofilm. Das kann doch auf keinen Fall zusammenhängen! Wer weiß, was wirklich geschehen ist.« Sie suchte für einen Moment nach einer Erklärung, fand jedoch keine.
Ich zuckte mit den Schultern. »Meiner Meinung nach sieht es ganz danach aus, als wären die Mädchen auf der Flucht erschossen worden. Es fragt sich nur, wovor sie fliehen wollten.«
»Oder vor wem? Wen oder was können sie entdeckt haben?«
»Das ist die große Frage, und sie hat irgendetwas mit dem Franzosen zu tun.«
»Das bedeutet jedoch, dass alle anderen Mädchen sicher sind?«
»Ich hoffe es. Solange sie nichts gesehen haben, was sie nicht sehen dürften, müssten sie sicher sein.«
Sie nickte erleichtert. »Das ist gut zu hören.«
Der Kellner, ein verwitterter, alter Chinese, trat an unseren Tisch und bat uns mit starkem Akzent, die Rechnung zu begleichen.
Ich war so frei, Jasmine einzuladen. Sie wollte ablehnen, nahm es aber dann doch an.
Als wir wieder an der frischen Luft waren, hakte sie sich bei mir unter und ich begleitete sie zu ihrer Wohnung, die nur zwei Blocks entfernt lag. Vor ihrer Haustür blieben wir stehen.
»Vielen Dank für den netten Abend«, sagte sie. »Ich nehme zurück, was ich vorhin gesagt habe. Ich fühle mich doch sicher in deiner Gegenwart.«
Ich schmunzelte. »Das freut mich. Dann ist mein Lebenszweck ja erfüllt.«
»Willst du noch einen Kaffee trinken?«
Ich sah in ihre blauen Augen, die mich aufmunternd anblickten. Ich konnte ihren Duft riechen, die Wärme ihrer Hand auf meinem Rücken spüren.
»Danke, aber ich kann nicht«, antwortete ich leise.
»Sie hat dich rausgeworfen.«
»Ich weiß. Trotzdem.«
Sie nickte. »Komm gut nach Hause.« Sie gab mir einen Kuss auf die Wange, dann wandte sie sich ab und verschwand im Hausflur.
Ich ging zurück zu meinem Motorrad. Als ich losfuhr, leuchteten in der Nebenstraße hinter mir zwei Scheinwerfer auf. Doch ich achtete nicht darauf.
Betrug
Ich hatte gerade fünf Stunden geschlafen, als die Polizei vor meiner Tür stand und ungeduldig ans Holz donnerte. Schlaftrunken öffnete ich. Burt kam herein und warf mir meine Sachen, die auf dem Boden lagen, ins Gesicht.
»Zieh dich an und komm mit.«
»Was ist denn los? Ich habe nichts getan. Jedenfalls nichts, was ihr nicht schon wisst.«
Doch er antwortete nicht, sondern wartete, dass ich mich anzog und ihm aufs Revier folgte.
Ich hatte keine Ahnung, was sie nun schon wieder von mir wollten, und ging mit.
Als wir angekommen waren und er wieder mit denselben Fragen aufwartete, die er mir schon einmal gestellt hatte, wurde ich ungehalten. Ich wusste, was das bedeutete. Sie tappten im Dunkeln. Ich überlegte für einen Moment, ob ich ihm den Strumpfhalter mit dem blutigen Fingerabdruck geben sollte, entschied mich jedoch dagegen. Das hätte gar nicht gut ausgesehen und die Befragung unnötig verlängert. Als sie mit mir fertig waren, lugte ich in Fionas Büro hinein, aber sie war nicht am Platz. Sie sei bei einer Vernehmung, sagte mir ihr Kollege am benachbarten Schreibtisch.
Also verließ ich das Gebäude und steuerte einen Coffeeshop an, wo ich mir neben einem heißen Kaffee ein Stück Kuchen und ein belegtes Brötchen bestellte. Damit setzte ich mich an einen der Tische und starrte auf die Straße. Der Verkehr rollte um diese Uhrzeit zügig durch die Stadt. Die Rushhour war vorüber. Nachdenklich beobachtete ich die Wagen, die vor dem Fenster vorüberfuhren. Doch dann fiel mir ein schwarzer Wagen ins Auge. Er stand schon die ganze Zeit auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Fahrer saß darin, ich konnte seine Silhouette sehen. Auf wen wartete er? Ich war kein Fachmann in Sachen Automarken, aber der Wagen sah mir verdächtig nach einem Mercedes aus. War das der Mercedes, der Paul Soderman aufgesammelt hatte? Auf wen wartete er jetzt? Auf mich?
Mir verdarb es mit einem Schlag den Appetit. Ich war gestern in der Hütte gewesen und entdeckt worden. Auch wenn ich meinen Namen nicht genannt hatte, so war es doch nicht schwer, meine Identität herauszufinden. Waren sie auf meine Spur gekommen?
Ich schob den angefangenen Kuchen zur Seite und stand auf. Langsam schlenderte ich aus dem Coffeeshop und stellte mich vor die Tür, als würde ich das Wetter prüfen. Als ein Laster die Sicht auf den Mercedes versperrte, lief ich eilig über die Straße und
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