Am Ende der Angst
hielt ich die Luft an. Aber der Mann im Büro sah nicht einmal auf.
An Fionas Büro angekommen, öffnete ich leise die Tür, wobei ich den Detective nicht aus den Augen ließ. Ich schlüpfte in das Büro und schloss die Tür hinter mir. Dort gönnte ich mir einen Moment, in dem ich erleichtert aufatmete und mich entspannte, bevor ich schnell zu Fionas Computer eilte und ihn einschaltete. Die Schreibtischlampe anzuknipsen, wagte ich nicht.
Als ich ein Passwort eingeben musste, gab es für mich keine Schwierigkeiten. Sie benutzte es auch für ihre privaten Mails.
Dann war ich drin. Zuerst holte ich den Strumpfhalter aus meiner Jackentasche und legte ihn auf den Scanner. Den Fingerabdruck löste ich mit Hilfe eines Programms und gab ihn in die Datenbank ein. Während die Technik ihn mit im System existierenden Abdrücken verglich, wollte ich etwas über die Hütte im Wald in Erfahrung bringen, doch der Computer hatte die Besitzerin des Fingerabdrucks bereits gefunden. Ihr Name war Rosalynn Jackson, genannt Rose.
Ein ganzer Schub Adrenalin rauschte durch meine Adern. Sie war in der Hütte gewesen. Ihr Tod musste etwas mit diesem Häuschen im Wald zu tun haben.
Doch wem gehörte die Hütte?
Ich hatte keine Ahnung, wie ich das herausfinden sollte. Deshalb versuchte ich zuerst, die Eigentümer des Waldes zu ermitteln. Das war nicht schwer. Ein Teil gehörte der Stadt Harrington, ein anderer einer religiösen Einrichtung und ein dritter einem gewissen Granger O'Connor, der ein großes Reifenwerk am Stadtrand besaß. Der Rest war entweder nicht offiziell eingetragen oder gehörte der Nachbarstadt.
Auf einer Karte versuchte ich, den Standort der Hütte zu bestimmen, was wiederum nicht leicht war, denn der Pfad, den ich benutzt hatte, war nicht verzeichnet. Ich konnte nur grob schätzen, wo ich langgegangen war. Den Bach entdeckte ich, danach versuchte ich, meinen Weg nachzuvollziehen. An dem Punkt, wo ich die Hütte vermutete, befand sich eine Lichtung im Quadranten G 7.
Ein Blick in die Liste der eingetragenen Eigentümer ergab nichts.
Ich musste weiter suchen und loggte mich in das Katasteramt ein. Doch auch das brachte kein Ergebnis. Von der Hütte schien niemand etwas zu wissen. Offiziell jedenfalls.
Das brachte mich auf eine weitere Idee. Vielleicht wussten die örtlichen Jäger von der Hütte.
Ich ging ins Internet und rief Foren und Webseiten der Jäger von Harrington auf. Und siehe da. Sie kannten die Hütte. Sie wussten auch, dass man sie nicht so einfach nutzen durfte, da sie sich im Privatbesitz befand. Von einem User mit Namen Trigorix erfuhr ich sogar, wem sie gehörte: Dr. Jason Lewis.
Ich hielt den Atem an. Da war er wieder. Er hatte definitiv mit der toten Nutte zu tun.
Ich musste mehr über ihn herausfinden und googelte seinen Namen. Eine Menge Seiten und Artikel erschienen auf dem Bildschirm. Das meiste handelte von laufenden Fällen und Gerichtsverhandlungen, die wenig mit meinem Fall zu tun hatten. Ich scrollte langsam nach unten und blätterte dann auf die nächste Seite. In der Mitte etwa fand ich etwas, was wieder das Adrenalin in meinen Adern rauschen ließ. Die Kanzlei von Dr. Lewis besaß einen europäischen Ableger mit Sitz in Paris. Und Patrick Jeroux, der Assistent des französischen Botschafters mit dem Schlüssel zur weißen Limousine, gehörte zu deren Mandanten. Sie verteidigten ihn zwar nicht in seinem Steuerhinterziehungsprozess, aber dafür in einem anderen Fall, in den er verwickelt und der noch heißer als die Steuersache war. Eine seiner Hostessen war bei der Ausübung ihrer Arbeit verstorben. Angeblich handelte es sich um einen Unfall beim harten Sex. Bondage, das schief ging, aber die Staatsanwaltschaft ging von Mord aus und Jeroux war ein möglicher Verdächtiger. Sie verlor den Fall, Jeroux kam mit heiler Haut davon. Er wurde sogar aus den Akten gelöscht und jegliche Berichterstattung über ihn verboten. Daher hatte ich den Fall vorher nicht gefunden. Dr. Jason Lewis war damals selbst in Paris gewesen, wenn auch nicht als offizieller Verteidiger.
Ich lehnte mich in Fionas Stuhl zurück, um über das Gelesene nachzudenken, bereute das jedoch sofort. Denn der Stuhl gab ein lautes Quietschen von sich. Ich hielt den Atem an und lauschte. Es blieb alles still. Ich wagte es kaum, mich wieder von der Lehne zu lösen und gerade hinzusetzen, doch irgendwann musste es sein, wenn ich dieses Büro jemals wieder verlassen wollte. Langsam und vorsichtig lehnte ich mich nach vorn,
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