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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Alegres raufkommen könne? Das kaum verhohlene Drängen in ihrer Stimme
kam mir seltsam vor, zumal meine nächste Prüfung erst im März fällig war und es
Matty gar nicht ähnlich sah, die Daten so durcheinanderzubringen. Doch als ich
sie darauf hinwies, daß mir noch massig Zeit blieb, hatte mich ihr enttäuschtes
Schweigen am anderen Ende veranlaßt, im stillen meinen Terminplan umzustellen
und mich zum Lunch auf dem Flugplatz mit ihr zu verabreden. Jetzt war ich froh
darüber.
    Sie fing meinen Blick auf, wandte sich
ab und ging rasch auf das Tor zu, wo ein Schild scherzhaft alle Ankömmlinge auf
dem »Los Alegres International Airport« willkommen hieß. »Da ist der alte Max«,
sagte sie und zeigte zu dem kleinen Terminalgebäude hinüber. »Er lungert immer
noch hier rum.«
    Max, der gelbe Labrador des
Flugleiters, lag auf dem Rasenstück. Er hörte seinen Namen, hob den Kopf und
gähnte uns an. Der Hund war schon seit Jahren angeblich altersschwach, aber
heute sah er, ehrlich gesagt, um einiges besser aus als Matty. Ich rief ihm zu:
»Hey, Max«, und folgte ihr über den Parkplatz. »Matty —«
    Sie mußte meine Frage erahnt haben,
denn sie unterbrach mich und schwatzte rasch und mit einem deutlichen Unterton
von Nervosität darauflos. »Glauben Sie mir, McCone, ich meine es ernst, wenn
ich sage, einige meiner Schüler kapieren mehr als andere. Zum Beispiel dieser
Supercrack, den ich letzten Monat zum ersten Mal allein raufgelassen habe; ich
hätte nie aussteigen dürfen. Neulich ist er hier, um Landungen abzureißen. Ich
und ein paar andere, wir hängen drüben bei den Zapfsäulen rum, und Mark — Sie
kennen doch Mark?«
    Ich nickte.
    »Na ja, wie der Typ aufsetzt, sagt
Mark: ›Hey, wenn das mal gutgeht.‹ Und rumms! baut der Supercrack einen
Überschlag.«
    »Ist ihm was passiert?«
    »Ein paar Schrammen, vor allem an
seinem Ego, aber wenn Sie mal einen verbogenen Propeller und ein ramponiertes
Bugrad sehen wollen, gucken Sie sich die 152 im Hangar an.« Sie zuckte die
Achseln. »Nicht, als hätt ich nicht versucht, es ihm in seinen Dickschädel zu
hämmern: Nur weil man am Boden ist —«
    »- kann man das Fliegen noch lange
nicht einstellen.«
    »Gut gelernt.«
    »Sie haben es mir oft genug
eingebleut.«
    Wir stiegen die Stufen zum Restaurant
empor und zwängten uns zwischen den Plastiktischen und — Stühlen auf der
Aussichtsterrasse hindurch. Jetzt, um die Mittagszeit, war hier ein buntes Völkchen
von Piloten, Mechanikern und Angestellten aus dem nahen Gewerbegebiet
versammelt, und viele begrüßten Matty. Sie blieb stehen, um mit einer Frau zu
reden, und gab mir ein Zeichen, weiterzugehen und uns einen Tisch zu suchen.
    Matty war allseits beliebt, und dazu
noch so etwas wie eine Lokalberühmtheit in Los Alegres, dieser Kleinstadt, gut
vierzig Meilen nördlich von San Francisco. Sie war nicht nur die beste Kraft
und einzige Frau unter den hiesigen Fluglehrern, sondern außerdem auch eine
landesweit bekannte Kunstfliegerin, und wenn alles nach ihrem sorgsam
gestaffelten Plan lief, würde sie nächstes Jahr um diese Zeit die neue
amerikanische Kunstflugmeisterin sein.
    Meine Bekanntschaft mit Matty hatte vor
über drei Jahren begonnen, kurz nachdem ich zum fünften Mal in der Citabria
meines Lovers Hy Ripinsky mitgeflogen war. Hoch über der Sierra Nevada hatte er
mit der winzigen Maschine einen Präzisionsspin vollführt, und in diesem Moment
hatte ich beschlossen, selbst fliegen zu lernen. Doch Hy, der eine
Fluglehrerlizenz hatte und ab und zu auf dem Tufa Tower Field in der Nähe
seiner Ranch in Mono County Schüler ausbildete, weigerte sich, mir Stunden zu
geben. Ich sei zu stur und oft nicht bereit, Kritik anzunehmen — schon gar
nicht von ihm. Bevor ich ihn noch auf seine eigene Sturheit und mangelnde
Offenheit für Kritik hinweisen konnte, hatte er sich jedoch erboten, mich mit
jemandem bekannt zu machen, den er schon lange kenne und der ihm noch einen
Gefallen schulde und mir bestimmt verbilligten Unterricht geben werde.
    Ich staunte nicht schlecht, als sich
dieser Jemand als eine attraktive, gertenschlanke Frau mit fast taillenlangem,
dickem, braunem Haar entpuppte. Zuerst konnte ich mich der bohrenden Frage kaum
erwehren, welcher Art ihre Bekanntschaft mit Hy gewesen sein mochte, aber nach
meiner ersten Flugstunde schob ich diese Gedanken beiseite. Was immer zwischen
den beiden gewesen oder nicht gewesen sein mochte — warum mir dadurch vergällen
lassen, was ein wunderbares

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