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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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und er war reuevoll in Deckung gegangen. Oder es war ein Kick für ihn und er wartete nur auf eine Gelegenheit, um herauszufinden, womit er wohl noch davonkommen konnte.
    Bei dem zweiten Mord erstach ein eifersüchtiger Liebhaber auf dem Golfplatz seine Freundin. Sie waren verheiratet, aber nicht miteinander. Ihre Ehepartner hatten an diesem Morgen beide Walden verlassen, um zur Arbeit zu gehen. Keiner von ihnen war zurückgekehrt. Der Mann war überglücklich gewesen. Die Frau allerdings nicht, denn sie hatte Angst um ihren Ehemann gehabt. Anscheinend hatte das dafür gesorgt, dass ihr Liebhaber einen heftigen Eifersuchtsanfall bekam. Sie war vor ihm geflohen und hatte den Golfplatz angesteuert, aber er war ihr mit einem Fleischermesser gefolgt. Am vierten Loch stach er siebenmal auf sie ein, direkt vor einigen Zeugen, die von ihren Schreien angelockt worden waren. Da keine Polizei da war, die ihn verhaften konnte, sorgte die Menge nach eigenem Ermessen für Gerechtigkeit und prügelte den Mörder halb tot. Dann brachten sie ihn an
den Stadtrand und warfen ihn hinaus in die Dunkelheit. Die erledigte dann den Rest. Die Menge war bereits verschwunden, bevor seine Schreie verhallt waren.
    Der dritte Mord war besonders verstörend. Erinnert ihr euch noch an das Haus mit der Lichterkette? Tja, wie sich herausstellte, hatte ich Recht. Der Typ, der dort lebte, verfügte tatsächlich über einen funktionsfähigen Generator. Allerdings lebte er nicht mehr dort. Er lebte überhaupt nicht mehr. Er war von einer Schlägerbande ermordet und dann wie Abfall auf die Straße geworfen worden. Dann hatten sich die Mörder in seinem Haus verbarrikadiert, mit dem Generator und Vorräten, die – wie einige Zeugen berichteten — für Monate ausreichen würden. Sie waren schwer bewaffnet und offenbar völlig skrupellos, und niemand konnte sich dazu überwinden, das Haus zu stürmen. Wozu auch? Um jemanden zu rächen, den keiner von uns gekannt hatte? Um Vorräte zu klauen, wenn die Läden noch voll waren? Niemand sprach es laut aus, aber ich denke, die allgemeine Meinung war, dass sie diesen Generator und die Vorräte gerne haben konnten, wenn sie sie so dringend wollten.
    Die anderen Morde waren mysteriöser. Ein Toter wurde mitten auf der Rosemont Avenue gefunden. Er war in die Leistengegend, Bauch und Brust geschossen worden. Viele Leute hatten die Schüsse gehört, aber niemand wusste, wer ihn erschossen hatte oder warum. Eine andere Leiche entdeckte man im Vorgarten eines leeren Hauses. Jemand hatte dem Mann eine Heckenschere in den Hals gerammt. Sie steckte so tief drin, dass nur noch der Griff zu sehen war. Es gab weder Zeugen noch Spuren.

    Bei beiden Opfern fand sich niemand, der ihre Namen gewusst hätte.
    Das alles erfuhr ich im Laufe des Tages, während Russ und ich auf Beutezug gingen, um Vorräte zu besorgen. Ohne Zeitung, Fernsehen, Radio oder Internet mussten wir uns Neuigkeiten auf dem altmodischen Weg besorgen – durch Klatsch und Tratsch. Die Todesfälle waren Stadtgespräch. Völlig Fremde, die nicht einmal den Namen ihres Gesprächspartners kannten, waren gerne und allzeit bereit, die schaurigen Tatsachen zu diskutieren, als handelte es sich um den Superbowl oder eine Präsidentenwahl. Die Details änderten sich, je nachdem, wer sie berichtete, aber die Tatsachen blieben immer gleich. Walden zeigte nun doch seine dunkle Seite.
    Wir waren früh am Morgen aufgebrochen, wollten uns nur schnell holen, was wir brauchten — zahlen, wenn wir konnten, plündern, wenn wir mussten –, und dann so schnell wie möglich in unsere Wohnungen zurückkehren. Cranston hatte richtig gelegen. Die Stimmung in der Stadt war bereits umgeschlagen, und das zeigte sich nicht nur bei den Morden. Ganz Walden hatte sich verändert. Wir waren nicht die Einzigen, denen das auffiel. Die Luft schien schwer und drückend zu sein, und die Dunkelheit durchdrang einfach alles. Wir wollten nicht länger draußen sein und uns in ihr bewegen als absolut notwendig. Sie griff langsam auf meinen Geist über. Mein Körper wusste, dass er eigentlich von Tageslicht umgeben sein sollte, aber diese drückende Schwärze fühlte sich an, als würde sie auf mich niederstoßen, um mich jeden Moment auf dem Boden zu zerquetschen.

    Christy erstellte eine Liste der Dinge, die wir ihrer Meinung nach brauchen würden. (Und ich bin verdammt froh, dass sie das getan hat, denn ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihr solchen Mist wie Binden oder Feuchtigkeitscreme zu

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