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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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schließ die beschissene Tür ab!«
    Sie wich zurück, als hätte ich sie geschlagen. Auch gut. Meine Wange brannte immer noch an der Stelle, wo sie mich erwischt hatte, also waren wir jetzt wohl quitt. Tief in mir regten sich Schuldgefühle und Reue, aber sie wurden bereits Sekunden später von einer Welle aus Adrenalin, Angst und Wut verschluckt.
    Rückblickend betrachtet könnte es allerdings auch etwas anderes gewesen sein, was sie ausgelöscht hat.
    »Bleib hier«, befahl ich ihr. »Wir reden darüber, wenn ich zurückkomme.«
    »Seid vorsichtig.«
    In ihren Augen standen Tränen, und nachdem sie die Tür geschlossen hatte, hörte ich, wie der Sicherheitsriegel vorgeschoben wurde. Dann folgte ein leises Schluchzen. Das ließ wieder Schuldgefühle in mir aufsteigen, aber die wurden bald wieder von etwas verdrängt, das wesentlich brutaler war. Das Seltsamste war, dass diese dunklen Gefühle
irgendwie tröstend wirkten. Ich musste gegen den Drang ankämpfen, mich ihnen ganz zu überlassen.
    Russ und ich gingen ins Erdgeschoss hinunter, wobei wir nicht länger darauf achteten, möglichst leise aufzutreten. Falls ein Einbrecher im Gebäude war, hatte er Christys Ausbruch wahrscheinlich sowieso gehört. Als wir das Ende der Treppe erreichten, machte Russ die Taschenlampe an. Cranstons Wohnungstür war geschlossen. Wir blieben davor stehen und lauschten. Dann griff ich nach dem Türknauf und drehte ihn. Die Tür war verschlossen.
    Russ lehnte sich dicht an das Holz und rief: »Cranston? «
    Keine Antwort.
    Russ versuchte es noch einmal etwas lauter: »Cranston? Bist du da?«
    Wieder nichts.
    »Was sollen wir tun?«
    Russ zuckte kopfschüttelnd mit den Schultern und klopfte dann mit dem Revolverlauf an die Tür. Es klang sehr laut, und ich sah mich nervös um.
    »Cranston? Hier sind Russ und Robbie. Bei dir alles okay?«
    Hinter der Tür quietschte eine Bodendiele. »Wer ist da?«
    »Habe ich dir doch gerade gesagt, Russ und Robbie von oben. Da war ein Schuss.«
    Die Tür öffnete sich ein Stück weit, war aber noch mit einer Kette gesichert. Cranston spähte mit einem verquollenen, geröteten Auge durch den Spalt. Er hatte eine
starke Fahne. Die Tür öffnete sich etwas weiter. Im Hintergrund ließen flackernde Kerzen die Schatten an der Wand tanzen. Ich roch Patschuliöl und Weihrauch.
    »Ich habe es auch gehört«, sagte Cranston. »Ich glaube, das kam aus dem Nachbarhaus. Was ist da draußen los, Mann?«
    »Wissen wir nicht«, gab Russ zu. »Aber wir wollen es rausfinden.«
    »Seid vorsichtig. Vorhin bin ich zum Supermarkt gegangen, um mir ein paar Sachen zu besorgen. Die Leute standen bis auf die Straße und fingen schon an, sich um Lebensmittel zu prügeln. Einige begannen zu plündern. Haben einfach Sachen mitgenommen, ohne dafür zu bezahlen.«
    Russ und ich wechselten einen wissenden Blick.
    »Es ist nicht mehr sicher auf der Straße«, fuhr Cranston fort. »Auf der Maple habe ich gesehen, wie sie ein Auto geklaut haben, und außerdem habe ich gehört, dass hinter der Autowaschanlage eine Horde Kerle ein Mädchen vergewaltigt haben soll.«
    Russ schüttelte angewidert den Kopf. »Willst du mitkommen? Je mehr, desto sicherer.«
    Cranston schien überrascht zu sein. »Nein, lieber nicht, Mann. Über dieser Stadt hängt eine finstere Präsenz. Sie ist mit der Dunkelheit gekommen. Scheiße, vielleicht ist es auch die Dunkelheit. Ich weiß es nicht. Aber was auch immer es ist, ich kann es spüren. Vorhin habe ich meditiert – ihr wisst doch, dass ich TM mache, oder? Transzendentale Meditation?«
    Wir nickten.

    »Jedenfalls habe ich während meiner Meditation etwas gespürt. Irgendetwas hat mich beobachtet. Ich konnte es nicht abschütteln. Und auch wenn ich nichts gehört habe, war da plötzlich dieser starke Drang, etwas zu tun. Als wäre jemand bei mir im Zimmer und würde mir etwas ins Ohr flüstern.«
    »Und was wolltest du tun?«, fragte ich.
    »Schlimme Sachen. Sachen, die ich sonst niemals tun würde. Das ist schlechtes Karma, Mann. Ich bin mir sicher, dass ihr es auch spürt. Was auch immer es ist, es beeinflusst jeden hier. Ich glaube, momentan ist es sicherer, wenn ich alleine bin und keinen Kontakt zu anderen Menschen habe. Nichts für ungut.«
    »Kein Problem«, meinte ich. »Bleib einfach in der Wohnung und schließ die Tür ab. Aber würdest du mir einen Gefallen tun? Halt ein Ohr offen, ob du was von Christy hörst, okay?«
    Er lächelte. »Klar, kann ich machen.«
    »Danke.«
    »Seid vorsichtig,

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