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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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mache ich noch eine Tour durch die Stadt und versuche, meinen Abschleppwagen zu finden. Wenn das nicht klappt, fahre ich vielleicht nochmal raus an die Stadtgrenze und schaue, ob das Notfallsignal noch da ist.«
    »Sei bloß vorsichtig, Mann.«
    »Klar doch, du aber auch.«
    Ich ging wieder nach oben. Christy war wach und fragte mich, was passiert war. Ich erzählte ihr von Tony und allem, was er im Laufe des Tages gesehen hatte. Dann rollten wir uns aneinandergekuschelt zusammen. Ihre Wärme fühlte sich gut an. Wir stritten nicht. Wir lagen einfach nur da. Sie drückte ihren Rücken gegen meine Brust, und ich legte eine Hand auf ihre Hüfte.
    Wir schliefen im Dunkeln ein und wachten im Dunkeln wieder auf.
    Während wir schliefen, starben achtzehn weitere Menschen. Einer von ihnen aufgrund einer natürlichen Ursache – hypoglykämischer Schock.
    Die anderen wurden ermordet.
    Als wir am nächsten Morgen nach draußen schauten, waren Tony und sein Truck verschwunden.
    Die Dunkelheit wurde immer dichter.

ELF
    N ach einem schnellen Frühstück aus Müsliriegeln und trockenen Cornflakes, die ich mit kaltem Instantkaffee runterspülte, beschloss ich, dass es Zeit wurde, meinen Plan anzugehen. Aber zuerst musste ich noch ein paar Rekruten zusammentrommeln. Am Abend vorher hatte ich ganz vergessen, Tony davon zu erzählen, was ich jetzt ziemlich enttäuschend fand. Er wäre ein guter Mitstreiter gewesen. Er schien eine nüchterne Einstellung zu den Dingen zu haben und gleichzeitig interessiert daran zu sein, unserer Situation auf den Grund zu gehen. Statt mit ihm musste ich mich jetzt mit jedem zufriedengeben, den ich auf der Straße finden konnte.
    Christy blieb in der Wohnung. Sie war freundlich zu Russ und gab mir einen Abschiedskuss, aber ich konnte sehen, dass sie immer noch stinksauer war. Sie versuchte nicht, mich aufzuhalten, aber sie wünschte mir auch kein Glück.
    Russ und ich gingen nach unten, weckten Cranston und überredeten ihn, mit uns zu kommen, wobei wir ihm versicherten, dass ihm nichts passieren konnte. Er war einverstanden. Anscheinend hatte sich der alte Kiffer inzwischen so lange in seiner Wohnung verbarrikadiert, dass er langsam einen Lagerkoller bekam.

    Zu dritt gingen wir nach draußen. Als wir durch die Tür traten, war da dieser seltsame Moment, in dem ich die Hand an die Stirn hob, da ich glaubte, meine Augen vor den Strahlen der Morgensonne schützen zu müssen. Um diese Tageszeit war sie immer ziemlich grell und wurde von Dächern und Autos reflektiert. Doch eine Sekunde später wurde mir bewusst, was ich tat, und ließ die Hand sinken. Cranston und Russ sahen mich fragend an, sagten aber nichts. Ich grinste verlegen. Dann gingen wir auf den Bürgersteig hinaus. Direkt gegenüber war eine Mülltonne umgefallen, deren fauliger Inhalt nun auf dem Pflaster verteilt war. Ein Hund schnüffelte in dem Müll herum. Er trug ein Halsband mit Steuermarke und wirkte gepflegt und gut genährt. Wahrscheinlich ein geliebtes Haustier. Doch als wir uns näherten, knurrte der Hund wie ein wilder Kojote, fletschte die Zähne, legte die Ohren an und zog den Schwanz ein. Abrupt blieben wir stehen. Mit einem letzten Knurren drehte sich der Hund um und lief weg.
    »Meinst du, es wirkt sich auch auf die Tiere aus?«, fragte ich Russ. »Du weißt schon, so wie bei uns neulich?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Oder vielleicht fallen sie auch einfach in einen normalen, ungezähmten Zustand zurück.«
    Wir gingen die Straße hinunter. Mir fiel auf, dass bei einigen Häusern die Fenster eingeschlagen waren oder die Türen lose in den Angeln hingen, mit aufgebrochenen Scharnieren und Schlössern. Das war am Tag vorher noch nicht so gewesen. Da war ich mir sicher.
    Die Feuertonne an unserer Straßenecke war von fünf
Teenagern besetzt, alles Jungs. Obwohl gerade Tag war, wurden ihre Gesichter von Rauch und Schatten verwischt und waren erst zu erkennen, als ich näher rankam. Einer von ihnen war mit einem tragbaren Videospiel beschäftigt, dessen Batterien offenbar noch hielten, denn seine Aufmerksamkeit wurde völlig davon in Anspruch genommen. Die anderen schauten hoch, als Russ, Cranston und ich uns näherten. Ein weißer Junge mit Baggyjeans, die so tief hingen, dass drei Viertel seiner Boxershorts zu sehen waren, trat vor.
    »Was los, Alter? Was willste?«
    Ich versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Ich hatte nichts gegen den Modegeschmack dieses Kerlchens, genauso wenig wie gegen seinen Slang oder

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