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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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die er da draußen gesehen hat?«

    »Nein, das war nicht wirklich sie. Das war auch nur eine Illusion.«
    »Und da ihr alle drei so etwas gesehen habt, kann man es wohl nicht einfach als Hirngespinst abtun.«
    »Nein, und wir sind nicht verrückt.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Tut mir leid, wenn es so rüberkam.«
    »Ist schon okay. Ich weiß, dass du das nicht so gemeint hast. Ehrlich gesagt wäre es mir fast lieber, wenn wir verrückt wären. Dann würde diese ganze Scheiße vielleicht mehr Sinn ergeben.«
    »Tja, wenn du auf Verrückte stehst, warte einfach ab. Die ganze verdammte Stadt wird gerade verrückt. Du würdest nicht glauben, was ich heute für eine Scheiße gesehen habe.«
    »Zum Beispiel?«
    »Da stand so ein fetter, nackter Kerl mitten auf der Straße, mit einem Bier in der Hand, und brüllte jeden an, der ihm zuhören wollte. Ich musste im letzten Moment ausweichen, um das blöde Arschloch nicht zu überfahren. Der hat nicht mal geblinzelt. Dann war da noch ein Typ, der mit einem Laubrechen hinter einem Hund herjagte. Oder ein kleines Kind — kann nicht älter als acht oder neun gewesen sein —, das ein Kätzchen am Schwanz gehalten und durch die Luft gewirbelt hat. Von den Eltern keine Spur. Der Kleine ist immer im Kreis gerannt. Und die Katze hat geschrien. Nicht gejammert, sondern geschrien.«
    »Scheiße.«
    »Ganz genau. Und das war noch nicht alles. Ich habe eine Joggerin mit ihrem iPod gesehen, die völlig mit
Schlamm oder getrocknetem Blut bedeckt war und nur einen Schuh anhatte. Jede Menge Plünderer. Leute, die anderer Leute Häuser ausgeräumt haben. Dann der Typ vor dem Comicladen, der eine Maske aufgesetzt und sich ein Betttuch umgebunden hatte. Der kriegt jetzt wahrscheinlich endlich seine Chance, den Superhelden zu spielen. Und ich habe ein Pärchen gesehen, das es mitten in einem Vorgarten miteinander getrieben hat, ohne irgendwie mitzukriegen, was um sie herum vorging. Aber das Seltsamste war wohl dieser Typ mit dem Einkaufswagen voller Dosen mit …«
    Ich hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. »Lass mich raten: Rasierschaum?«
    Tony lachte. »Woher weißt du das?«
    »Der scheint ziemlich weit rumzukommen.«
    »Wie dem auch sei, es klingt nicht so, als würden du und deine Freunde so etwas machen, insofern würde ich sagen, ihr seid nicht verrückt.«
    »Stimmt schon. Aber irgendwie ist es seltsam. Ich meine, klar, wir befinden uns in einer schlimmen Situation. Das hier ist so was Ähnliches wie der 11. September. Aber kommt es dir nicht auch so vor, als würden die Leute zu früh durchdrehen? Wir sind schließlich nicht schon seit Monaten hier gefangen. Lagerkoller kenne ich, und unter Stress machen die Leute die seltsamsten Dinge, aber das hier scheint… ziemlich extrem zu sein.«
    »Das habe ich mir auch bereits gedacht. Vielleicht ist es eine Art Giftgasanschlag. Du weißt schon, sie leiten chemische Gase in die Stadt oder so. Damit wir alle wahnsinnig werden.«

    »Daran hatten wir auch schon gedacht. Die Söhne der Verfassung oder Al Qaida könnten bestimmt so eine Scheiße abziehen. Aber wenn es so wäre, hätte die Regierung inzwischen doch bestimmt reagiert, oder? Wäre dann nicht die Nationalgarde oder sonst wer in die Stadt gekommen?«
    »Vielleicht stehen wir unter Quarantäne.«
    Ich zögerte. »Scheiße, daran hatte ich noch nicht gedacht. Wenn wir wirklich unter Quarantäne stehen, würde das erklären, warum niemand mehr in die Stadt gekommen ist, seit das passiert ist.«
    »Tja«, meinte Tony und unterdrückte ein Gähnen. »Was auch immer es ist, seid besser vorsichtig. Ich habe das Gefühl, dass es noch wesentlich schlimmer werden wird, bevor es sich wieder bessert.«
    »Schlimmer als fette nackte Kerle auf der Straße? Unmöglich. «
    Wir lachten beide und schüttelten uns dann die Hand. Ich lud Tony ein, mal wieder vorbeizukommen, wenn er Lust hatte, und zeigte ihm, welche Wohnung unsere war. Er dankte mir und sagte, dass er das Angebot gerne annehmen würde. Dann entschuldigte ich mich und erklärte ihm, dass ich zurück zu Christy müsse. Ich zögerte, bevor ich das Führerhaus verließ.
    »Kann ich dich noch etwas fragen, Tony?«
    »Klar, schieß los.«
    »Warum hast du hier gesessen? Das hast du mir nicht gesagt.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich wollte einfach überlegen, was ich als Nächstes tun soll. Im Vergleich zu einigen
anderen ist das hier eine ziemlich ruhige Straße. Schien mir ein guter Platz zum Nachdenken zu sein. Vielleicht

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