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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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seinen bewusst lockeren Umgang mit der Grammatik. Ich hatte schon eine Menge Freunde gehabt, die dasselbe getan hatten. Aber zwei Dinge wurden mir sofort klar. Erstens: Wenn ich die Jungs dazu bringen wollte, uns zu helfen, musste ich diesen Anführer hier überzeugen. Und zweitens: Dieser Anführer war ein Idiot.
    »Wie geht’s?«, erwiderte ich den Gruß. »Alles klar?«
    »Wir sind cool, klar. Chillaxen nur so. Blickst du’s? Fragen uns, was sind das für Typen, die da plötzlich an unserer Ecke auftauchen.«
    »Entschuldigt die Störung.«
    »Also, was wollt ihr? Wollt ihr uns anmachen? Blickst du’s?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Russ. »Du klingst, als würdest du bei The Wire vorsprechen.«
    Der Anführer runzelte verwirrt die Stirn. »Was los?«

    »Ich meine damit, dass ich kein verdammtes Wort von dem verstehe, was du sagst. Welche Sprache sprichst du?«
    »Was hast du geraucht, Alter? Soll’n wir dich umschmieren, oder was?«
    Ich unterbrach die beiden, bevor Russ antworten konnte. »Wir brauchen Hilfe. Ich habe mich umgehört und erfahren, dass deine Leute und du genau die Richtigen sind, wenn man jemanden braucht, der einem den Rücken frei hält.«
    Er grinste. »Logobibobo. Echt, sagen die Leute das? Stimmt auch total. Unsere Crew herrscht über diese beschissene Straße. Hier läuft nichts, was wir nicht mitkriegen würden. Blickst du’s?«
    Ich überlegte kurz, ob ich ihn darauf hinweisen sollte, dass er und seine Freunde vor der Dunkelheit wahrscheinlich höchstens einen Ort beherrscht hatten, und zwar die örtliche Highschool – und selbst das war höchst fraglich. Doch ich verkniff mir den Lachanfall und versuchte, beeindruckt auszusehen.
    »Ich bin Robbie. Das sind Russ und Mr. Cranston.«
    »Klar.« Er nickte Russ und Cranston zu, dann deutete er mit dem Kopf auf seine Freunde. »Ich bin T. Das sind Irish, Stan the Man, Mad Mike und Mario.«
    Alle begrüßten uns mit einem Murmeln, bis auf Mario, der nicht einmal von seinem Spiel hochsah. T klatschte ihm eine auf den Hinterkopf, woraufhin er das Spiel beinahe fallen ließ.
    »Wo sind’n deine Manieren, Alter? Sag Hallo, Arschloch. Sei mal irgendwie höflich.«

    »Mann, Tucker! Jetzt hab ich das Level verkackt! Ich häng jetzt schon zwei Tage an dem Scheiß fest.«
    »Scheiß auf das Spiel. Wie oft muss ich es dir noch sagen? Hier auf der Straße nennt man mich T. Blickst du’s nicht? Nenn ich dich etwa Phil? Nein, ich nenn dich Mario, Arschloch. Also nenn mich nicht Tucker. Tucker ist tot. Blickst du’s? Tucker war mein Sklavenname.«
    Russ räusperte sich. »Sklavenname?«
    »Ganz genau.«
    Cranston schien verwirrt zu sein. »Aber … du bist weiß.«
    »Fuck.« T kicherte. »Glaubst du, das weiß ich nicht, Alter? Scheiße, ja, ich bin weiß.«
    »Meinst du nicht, dass es etwas respektlos ist gegenüber denjenigen, die von Sklaven abstammen, wenn du dich als Sklave bezeichnest?«
    »Wow, du denkst in Farbkategorien, alter Hippiemann. Das müssen wir hinter uns lassen.«
    »Aber du redest von Sklaverei«, beharrte Cranston. »Du verharmlost eines der schrecklichsten Verbrechen, das die Menschheit je begangen hat.«
    »Sklaverei kennt keine Hautfarben, Mann. Und ich verharmlose gar nichts. Ich war ein Sklave meiner Eltern und irgendwie so. Ein Sklave meiner beschissenen Schule. Ein Sklave ihrer ganzen behämmerten Regeln, irgendwie. Blickst du’s? Aber meine Eltern sind nicht von der Arbeit zurückgekommen, und Schule ist nicht mehr, also bin ich jetzt frei. Ich bin kein Sklave mehr.«
    Cranston wollte etwas erwidern, aber dann klappte er den Mund zu und starrte den Teenager nur fassungslos
an. Russ wirkte genervt. Ich selbst fand das Ganze eher witzig.
    T wandte sich an Mario. »Wir haben Besuch. Sag Hallo, Blödsack. Sei nicht so ein Vollarsch.«
    »’llo.« Mario, aka Phil, konzentrierte sich wieder auf sein Spiel.
    »Wir brauchen eure Hilfe«, sagte ich noch einmal. »Interessiert? «
    »Yo, sind mietbar, wenn der Preis stimmt. Blickst du’s? Was sollen wir machen? Und, was noch wichtiger ist, was zahlt ihr?«
    »Eins nach dem anderen. Erstmal muss ich ein paar Leute zusammentrommeln.«
    »Wofür?«
    »Werdet ihr schon sehen.«
    Wir mussten nicht lange warten. Als die Leute nach und nach wach wurden und nach draußen krochen, füllte sich die Straße. Die meisten starrten resigniert in den dunklen Himmel — als hätten sie gehofft, dass die Dunkelheit verschwunden wäre. Viele gingen anschließend wieder hinein und

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