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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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fürchten. «
    Seine Stimme schien auch die anderen zu beruhigen. Einer nach dem anderen wandten sie sich von der Dunkelheit ab. Die Stimmen in der Finsternis wurden leiser. Die Visionen lösten sich auf. Die Schwärze wurde wieder zu reiner Schwärze.
    Olivia fiel schluchzend auf die Knie. Sie grub die Finger in die Erde und presste zitternd das Gesicht auf den Boden. Russ und Cranston versuchten sie zu trösten. Clevon stand mit ausdruckslosem Gesicht da und starrte ins Dunkel.
    Ich legte T eine Hand auf die Schulter. »Das mit deinen Freunden tut mir leid, Mann. Ich wollte nicht …«
    Er stieß mich weg. »Fass mich nicht an, du Wichser.«
    »T, ich wollte doch nur …«
    »Mir ist scheißegal, was du wolltest. Du solltest mir
    in Zukunft besser aus dem Weg gehen, du Arschloch. Blickst du’s? Wenn du mich kommen siehst, wechselst du besser die Straßenseite. Wenn du mir noch einmal zu nahe kommst, reiß ich dir den verdammten Arsch auf. Und wenn du mir nicht glaubst, kannst du es gerne ausprobieren. «
    »T… das ist doch nicht meine Schuld.«
    »Verpiss dich, Arschloch.« Mario trat zwischen uns und hielt T zurück. »Komm schon, T. Der Wichser ist es nicht wert.«
    »Es ist nicht meine Schuld«, beharrte ich. »Ich habe nicht …«
    T stürzte sich auf mich. Ich griff nach meiner Waffe, aber bevor ich sie ziehen konnte, zog Mario ihn zurück.
    »Lass mich los.« T kämpfte gegen den Griff seines Freundes an. »Er hat es verdient!«
    »Ein anderes Mal«, flüsterte Mario. »Nicht jetzt. Er hat seine Crew dabei.«
    »Scheiß auf ihn und seine Crew.«
    »Nicht jetzt. Wir kümmern uns später um ihn, T. Du weißt, dass ich richtigliege.«
    »Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich wieder und hob beschwichtigend die Hände. »Es tut mir echt verdammt leid.«
    T spuckte mir vor die Füße. Dann stapfte er mit Mario davon. Ich drehte mich zu Russ, Cranston, Clevon und Olivia um. Russ starrte in die Dunkelheit. Olivia ließ den Kopf hängen. Clevon weinte. Nur Cranston begegnete meinem Blick. Seine Miene war schwer zu deuten, aber was auch immer er in diesem Moment empfand, es
war nicht schön. Kennt ihr das alte Sprichwort »Wenn Blicke töten könnten«?
    Es war einer dieser Blicke.
    Ich suchte nach den Hunden von Drew und Clay, aber sie waren verschwunden. Vielleicht hatte Dez sie nicht richtig festgebunden, oder er hatte sie losgemacht, bevor er sich weggeschlichen hatte. Jedenfalls waren sie davongelaufen. Wie Clevon gesagt hatte, schienen sie tatsächlich schlauer als wir zu sein.
    Die Hunde lebten noch. Die Hälfte unserer Gruppe nicht mehr.
    Irgendwann gingen wir nach Hause und trennten uns nach und nach voneinander. Russ, Cranston und ich gingen zusammen, aber während des gesamten Weges zurück zu unserem Haus redeten wir kein Wort miteinander.
    Während wir schweigend zurückmarschierten, beschloss ich, nie wieder zu versuchen, jemandem zu helfen. Ich würde nicht mehr versuchen, das Richtige zu tun oder einen Weg aus unserer Zwangslage zu finden. Es war sinnlos – und außerdem klebte bereits genug Blut an meinen Händen.
    Die Dunkelheit lastete drückend schwer auf meinem Gewissen.

VIERZEHN
    A ls ich nach Hause kam, fragte Christy nicht, wie es gelaufen war. Dafür war ich dankbar, denn ich hatte Angst, heulen oder schreien zu müssen, wenn ich darüber sprach, und nie wieder mit Heulen und Schreien aufhören zu können. Sie schien nicht länger sauer auf mich zu sein, aber sie zeigte auch nicht das geringste Interesse daran, zu erfahren, was passiert war. Sie war ungefähr so neugierig, als wäre ich einfach wie im vergangenen Alltag von der Arbeit oder vom Essen gekommen. Ich spielte mit und tat, als wäre nichts gewesen. Mir war übel, und meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt, aber ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Falls sie hörte, wie ich mich übergab, erwähnte sie es nicht. Ich kotzte aus dem Schlafzimmerfenster, um nicht den schwindenden Wasservorrat in unserer Toilettenschüssel zu verunreinigen.
    Cranston war ohne ein Abschiedswort in seiner Wohnung verschwunden und Russ nach oben gegangen, sobald wir zurückkamen. Für den Rest des Tages sah ich keinen von den beiden wieder und hörte auch nichts von ihnen. Ich fragte mich, ob sie ebenfalls sauer auf mich waren. Auf dem Heimweg hatte ich sie danach gefragt, als wir gerade an der Autowaschanlage vorbeikamen. (In
einem der leeren Stellplätze stand eine brennende Mülltonne, und es hörte sich an, als liefe da drin eine

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