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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Atem und wirkte nervös und besorgt.
    »Was ist los?«, fragte ich ihn.
    Er hob einen Finger, um mir zu signalisieren, dass ich still sein sollte, und spähte ins Wohnzimmer. »Ist Christy da?«
    »Ja. Sie sucht Marihuanasamen aus ihrem Tütchen und versucht, sie in unseren Blumentöpfen einzupflanzen. «
    »Wow, sie hat es immer noch mit dem Gras? Selbst nach dem Himmelfahrtskommando in der Zoohandlung? «
    Ich zuckte mit den Schultern und nickte nur.
    »Und wie sollen die wachsen? Es gibt kein Sonnenlicht. «
    Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Sie meint, sie könnte sie jeden Tag ein bisschen mit der Taschenlampe anstrahlen. Sie ist einfach verzweifelt, verstehst du? Irgendwie habe ich den Verdacht, dass unser Stammdealer auf absehbare Zeit kein Gras mehr liefern wird. Genauer gesagt weiß ich nicht einmal, ob er überhaupt noch in
der Stadt ist. Und dieser Vollidiot Brandon ist wohl auch verschwunden, nehme ich an.«
    »Für mich ist das nichts als Wasserverschwendung.«
    »Stimmt, aber es macht sie glücklich. Was soll ich denn sonst tun?«
    »Keine Ahnung. Tu, was du tun musst. Und wie ist es euch so ergangen?«
    »Alles okay. Und bei dir?«
    »Man lebt. Diese Isolationssache ist echt hart. Ich habe mich einmal am Tag rausgeschlichen und bin durch die Straßen gewandert, um zu sehen, ob ich etwas rausfinden kann. Es ist ein gutes Gefühl, mit den Leuten zu reden, selbst wenn es nur kurze Gespräche sind.«
    »Und wenn etwas passiert? Was ist, wenn sie anfangen, dich zu nerven, und du durchdrehst?«
    »Dann erwischt es wenigstens einen Fremden und nicht Freunde wie euch oder Cranston.«
    »Das ist wahr«, nickte ich. »Trotzdem ist es gefährlich, Mann.«
    »Mensch, Robbie, du hast ja keine Ahnung.«
    »Was meinst du damit?«
    Russ zögerte. Er schien nicht sicher zu sein, ob er fortfahren sollte, also gab ich ihm einen kleinen Schubs.
    »Was belastet dich, Russ?«
    »Ich weiß nicht, ob Christy das hören sollte. Vielleicht gehen wir besser nach oben.«
    »Warum? Ist es was Schlimmes?«
    »Was soll ich nicht hören?« Christy kam in die Küche und wischte sich Blumenerde von den Fingern.
    Mit einem Seufzer ließ sich Russ auf einen Küchenstuhl
fallen und verschränkte die Hände auf dem Tisch. Sein Gesicht wirkte nun noch bedrückter. Ich musterte ihn genauer. Es sah gar nicht gut aus. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe, und seine Barthaare wurden langsam grau. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, ob sie vor der Dunkelheit schon grau gewesen waren. Soweit ich wusste, nicht.
    »Mann, Russ«, beschwerte sich Christy. »Was soll denn das ganze Drama? Wer ist gestorben?«
    »Vielleicht sterben bald wir, wenn wir nicht aufpassen. Ich habe gerade mit Cranston gesprochen. Er war ebenfalls draußen. Nicht so häufig und lange wie ich, aber doch jeden Tag ein bisschen. Er hält sich an unseren Block und redet nur mit Leuten, die er für ungefährlich hält. Aber er hat Angst und ist wütend. Und nachdem ich mit ihm geredet hatte, war ich ehrlich gesagt auch ziemlich stinkig. Anscheinend haben sich T und Mario hier rumgetrieben, haben sich über uns ausgelassen und überall rumposaunt, wir hätten ihre Freunde umgebracht. «
    »Wer sind T und Mario?«, fragte Christy.
    »Zwei von den Möchtegern-Kinder-Gangstern, die mitgekommen sind, als wir versuchten, nach Robbies Plan eine Bresche in die Dunkelheit zu schlagen. Sie haben überlebt, ihre Freunde nicht. Und jetzt geben sie uns die Schuld.«
    »Scheiß drauf«, meinte ich.
    »Das habe ich auch gesagt«, erwiderte Russ, »aber hinter der Sache steckt mehr. Cranston sagt, sie haben neue Anhänger gefunden, die ihnen zuhören.«

    »Wen?«
    Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Cranston kannte keinen von den Neulingen. Einfach irgendwelche Fremden. Aber das sind keine jugendlichen Möchtegerns wie T und Mario. Die sind von einem anderen Schlag – ältere Leute. Und sie sehen zu T auf, als wäre er eine Art Anführer. Die Leute sind gereizt, haben Angst und suchen nach einem Sündenbock. Und anscheinend konnte T ein paar von ihnen davon überzeugen, dass alles unsere Schuld ist.«
    »Wie viele?«
    »Bisher nicht besonders viele. Insgesamt vielleicht ein halbes Dutzend. Aber wenn das so weitergeht …«
    Christy riss die Augen auf. »Du meinst doch nicht etwa, dass sie uns töten würden, oder? Nach dem, was Robbie erzählt hat, war das, was mit ihren Freunden passiert ist, nicht eure Schuld.«
    »Schon, aber die sehen das anders«, wandte Russ ein. »Und wir

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