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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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wieder auf und sah Russ an.
    »Und was gedenkt Cranston wegen dieses ganzen Mists zu unternehmen? Ich meine, er wohnt schließlich auch hier. Warum ist er nicht hier oben und nimmt an unserem kleinen Kriegsrat teil?«
    »Bisher haben sie ihn in Ruhe gelassen«, erklärte Russ. »Ich weiß nicht warum, genauso wenig wie er selbst. Vielleicht machen sie ihn nicht so sehr für das Ganze verantwortlich wie uns. Oder zumindest T und Mario nicht. Aber wenn das noch lange so weitergeht, wird er umziehen, meinte er.«
    »Umziehen?«, rief Christy. »Wohin denn? Er kann die Stadt doch nicht verlassen.«

    »Stimmt«, gab Russ ihr Recht. »Aber es gibt noch eine Menge Orte, an denen er sich verstecken kann.«
    »Nicht ohne mit anderen in Kontakt zu kommen«, gab ich zu bedenken. »Hat er Dez gewarnt?«
    »Nein. Anscheinend hat niemand mehr Dez gesehen, seit… na ja, eben seit dem, was da draußen am Stadtrand passiert ist. Wenn er noch in der Stadt ist, hält er sich versteckt.«
    »Wir müssen ihn warnen«, entschied ich. »Das war nicht seine Schuld. Er war der Einzige, der bei der ganzen Sache etwas Nützliches getan hat. Wenn sie mir die Schuld geben wollen, meinetwegen. Ich kann mit der Scheiße umgehen, und sie können sie mir gerne aufdrücken. Aber warum müssen sie auf Dez rumhacken? Klar, er ist ein Spinner, aber er weiß mehr über die ganze Situation als irgendjemand sonst. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie ihm etwas antun.«
    Christy stöhnte, und Russ griff nach der Flasche, um sich noch einen einzuschenken.
    »Ich dachte, du hättest die Schnauze voll davon, den Helden zu spielen«, meinte er dann.
    »Stimmt auch. Aber das hier hat nichts mit Heldentum zu tun. Hier geht es darum, den einen Kerl, der vielleicht dazu in der Lage sein könnte, uns den Arsch zu retten, vor einer Horde wütender, intoleranter Vollidioten zu beschützen, die immer andere für ihre Probleme verantwortlich machen wollen. Sieh dir die Fakten an, Russ: Dez ist der Einzige in dieser beschissenen Stadt, der wenigstens den Hauch einer Chance hat, uns aus diesem Schlamassel zu befreien.«

    Christy schüttelte den Kopf. »Aber wenn du jetzt da rausgehst und T und Mario oder diese Anna auf dich warten …«
    »Scheiß auf T und Mario. Und auf Anna. Wir werden nicht wie Gefangene in dieser Wohnung hockenbleiben. «
    »Warum nicht?«, erwiderte Christy. »Ich meine, wir sind doch sowieso schon seit Tagen nicht mehr rausgegangen. Sind wir nicht bereits Gefangene?«
    »Sie hat Recht«, meinte Russ. »Das hier ist keine Stadt mehr. Es ist ein verdammtes Gefängnis.«
    »Das ist etwas anderes, und das wisst ihr auch. Ich werde ihn finden und ihn warnen.«
    Russ richtete sich auf. »Dann komme ich mit.«
    Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Seine Knie knackten.
    Ich hob abwehrend eine Hand. »Diesmal nicht. Einer von uns muss hierbleiben und das Gebäude bewachen. Außerdem habe ich mehr Worte mit Dez gewechselt als du. Wenn er überhaupt jemandem vertraut, dann eher mir. Und was wäre, wenn wir aufeinander wütend werden, während wir unterwegs sind? Was, wenn dieser unbekannte Einfluss unsere verdammten Emotionen so manipuliert, dass wir übereinander herfallen? Was soll dann aus Cranston, Christy und Dez werden?«
    »Gutes Argument.« Russ ließ sich seufzend wieder auf seinen Stuhl sinken. »Es passt mir zwar nicht, aber du hast Recht.«
    »Okay. Ich werde mich durch die Hintertür rausschleichen und direkt zur Kirche rübergehen. Vielleicht versteckt
sich Dez in seinem Schuppen. Und wenn nicht, hat ihn vielleicht irgendjemand gesehen.«
    »Und was willst du machen, wenn du ihn gefunden hast?«, fragte Christy.
    »Keine Ahnung. Wie gesagt, zumindest werde ich ihn warnen. Vielleicht lade ich ihn auch ein, bei uns zu wohnen, wo es sicherer ist.«
    Gegen diese Idee sträubte sich Christy sofort: »Ich will nicht, dass irgendein seltsamer Penner bei uns in der Wohnung lebt, Robbie. Wir haben nicht mal genug Lebensmittel und Wasser für uns zwei.«
    Die Dunkelheit spielte mit meinen Emotionen, und ich spürte, wie die inzwischen leider vertraute, plötzliche Wut in mir aufstieg. Ich wollte brüllen: Tja, vielleicht hätten wir noch mehr Lebensmittel, wenn du dich nicht den ganzen Tag lang vollstopfen würdest. Doch ich schaffte es, dem Drang zu widerstehen, und biss mir stattdessen so fest auf die Lippe, dass sie blutete.
    »Ich will mich nicht streiten, Süße.«
    »Tja, das ist noch ein Grund, der dagegen spricht. Wir hängen hier fest

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