Am Ende der Welten - 16
betrügt Ihr Richard um das Schwert, und dann …«
Richard hielt seinem Großvater den ausgestreckten Arm vor die Brust, um zu verhindern, dass der die Stufen hinunterstürzte. »Beruhige dich, Zedd. Shota meinte gerade, Chase sei schwer verwundet worden.«
»Was bildet sie sich eigentlich …«
Unvermittelt stockte Zedd, als ihm endlich dämmerte, was Richard soeben gesagt hatte. Die Augen entsetzt aufgerissen, wandte er sich wieder Shota zu. »Chase, verwundet? Bei den Gütigen Seelen … Wie denn das?«
Plötzlich gewahrte er die andere Frau, die ein wenig weiter hinten stand, in der Hand die Zügel ihrer beiden Pferde. Er kniff gegen das strahlend helle Licht die Augen zusammen. »Jebra? Jebra Benvinvier?«
Die Frau lächelte herzlich. »Es ist schon eine Weile her. Ich war mir nicht sicher, ob Ihr mich wieder erkennen würdet, Zauberer Zorander.«
Als er diesmal loslief und die Stufen hinunterhastete, unternahm Richard keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Herzlich, fast beschützend, schloss er die Frau in seine Arme.
»Zauberer Zorander ….«
»Zedd, oder erinnert Ihr Euch nicht mehr?« Sie wich ein Stück zurück, um sein Gesicht zu betrachten, und schließlich brach kurz ein Lächeln durch die Traurigkeit, die so schwer in ihren Augen lastete. Ihr Lächeln erlosch wie ein unwirklicher Spuk. »Zedd, meine seherische Gabe ist erloschen.« »Erloschen?« Das Gesicht angespannt vor Sorge, straffte er sich und fasste sie bei den Schultern. »Wie lange ist das her?« Ein Ausdruck entsetzlichen Schmerzes zeigte sich in ihren blauen Augen. »Fast zwei Jahre.«
»Zwei Jahre …«, wiederholte Zedd und ließ den Satz vor Entsetzen unbeendet.
»Jetzt erinnere ich mich an Euch«, sagte Richard und kam die Stufen hinunter. »Kahlan hat mir von Euch erzählt.« Die Stirn verwirrt gerunzelt, sah Jebra ihn an. »Wer?« »Das Phantom, dem er nachjagt«, warf Shota ein, den unerschütterlichen Blick fest auf ihn gerichtet, so als wartete sie nur darauf, dass er es wagte zu widersprechen. »Die Frau, die er sucht, ist kein Phantom«, sagte Nicci und lenkte damit Shotas Aufmerksamkeit auf sich. »Nicht zuletzt aufgrund der kostspieligen und recht doppeldeutigen Anregungen, die Ihr vorbrachtet, haben wir die Wahrheit dessen herausgefunden, was Richard uns schon die ganze Zeit zu erklären versucht. Ihr tappt diesbezüglich ganz offensichtlich noch im Dunkeln.«
Niccis frostiger Blick erinnerte Richard daran, dass sie einst unter dem Namen »Herrin des Todes« bekannt gewesen war. Die kalte Autorität ihrer Stimme passte zu ihrer äußeren Erscheinung. Nur wenige Frauen auf der Welt waren in weiten Kreisen so gefürchtet wie einst Nicci - mit Ausnahme Shotas vielleicht. Niccis Verhalten ließ erkennen, dass sie unzweifelhaft noch immer eine Frau war, die man fürchten musste.
Unbeeindruckt und in aller Ruhe musterte Shota Nicci in ihrem rosa Nachthemd von Kopf bis Fuß. Richard hatte ein mild spöttisches Schmunzeln erwartet, doch stattdessen blitzte heißer Zorn in ihren Augen auf.
»Ihr habt in seinem Bett geschlafen.« Fast schien sie selbst ein wenig überrascht von ihren Worten, so als wäre ihr dieser Umstand unerwartet in den Sinn gekommen.
Nicci, der Shotas Zorn sichtlich Genugtuung bereitete, zuckte die Achseln. »Schon möglich.«
Shotas Mundwinkel verzogen sich zu einem kaum merklichen Lächeln. »Aber es ist Euch noch nicht gelungen, ihn in Euer Bett zu kriegen.« Ihr Feixen wurde breiter. »Habt Ihr es überhaupt versucht, meine Liebe? Oder fürchtet Ihr den schmerzhaften Stich einer Zurückweisung?«
»Ich weiß nicht. Warum verratet Ihr mir nicht, wie es sich anfühlt, dann werde ich mich entscheiden.«
Richard zog Nicci behutsam ein Stück vom Rand der Stufen zurück, ehe die beiden sich zu einer Dummheit hinreißen ließen - sich gegenseitig die Augen auszukratzen oder in ein Häuflein Asche zu verwandeln, zum Beispiel.
»Ihr sagtet, Ihr wärt aus einem bestimmten Grund hergekommen, Shota - ich hoffe doch, das war er nicht.« Shota entfuhr ein leiser Seufzer. »Ich habe Euren Freund Chase gefunden. Er war schwer verletzt.«
»Das sagtet Ihr bereits. Aber wodurch wurde er verletzt?« Shota hielt seinem Blick stand. »Er ist mit einem Schwert verwundet worden, einem Schwert, das dir recht vertraut sein dürfte.« Richard blinzelte erstaunt. »Chase wurde mit dem Schwert der Wahrheit verletzt? Dann hat Samuel ihn überfallen?« »Ich fürchte es, ja.«
Zedd drohte ihr mit einem knochendürren
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