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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Richard konnte nicht erkennen, wer sich dort in den tiefen Schatten des breiten, niedrigen Torwegs verbarg, doch wer immer es war, musste gewusst haben, wohin ihn sein Weg führte, und hatte offensichtlich keinerlei Bedenken, einen der inneren Bereiche der Burg zu betreten, einen Bereich, der für Besucher gesperrt und allein den Zauberern sowie deren Gehilfen beim Errichten der Burganlage vorbehalten war. Doch das war lange her. Trotzdem erinnerte sich Richard noch an das bange Gefühl, als er sich das erste Mal ganz vorsichtig so weit auf das Gelände der Burg der Zauberer vorgewagt hatte. Bei dem Gedanken, wer wohl die Unerschrockenheit besaß, ganz offen in diesen Bereich der Burg hineinzureiten, sträubten sich ihm die Nackenhaare.
    Als die beiden Reiterinnen schließlich ins Helle gelangten, erkannte Richard, dass eine von ihnen Shota war. Sofort vereinnahmte die Hexe seinen Blick mit ihren Augen und setzte jenes stille, wissende, vertrauliche Lächeln auf, das bei ihr stets so natürlich wirkte. Wie fast allem an ihr, misstraute Richard der Bedeutung und erst recht der Aufrichtigkeit ihres Lächelns, sodass er nicht sicher sein konnte, ob es etwas Gutes verhieß. Die andere Frau, vielleicht zehn, fünfzehn Jahre älter, die respektvoll eine halbe Länge hinter Shota ritt, war ihm unbekannt. Kurzes, sandfarbenes Haar säumte ihr attraktives Gesicht. Ihre Augen waren von dem gleichen blendenden Blau wie der Himmel an einem klaren Herbsttag. Anders als Shota, trug sie kein zwangloses Lächeln zur Schau. Beim Reiten wandte sie ständig den Kopf, während ihre Augen suchend umherwanderten, als befürchtete sie, jeden Moment von irgendwelchen aus dem dunklen Gestein der umliegenden Mauern hervorbrechenden Ungeheuern angefallen zu werden. Ganz anders Shota, die Ruhe und Selbstsicherheit verströmte. Cara schob ihren Oberkörper an Richard vorbei zu Nicci. »Die Hexe Shota«, erklärte sie in vertraulichem Flüsterton. »Ich weiß«, gab Nicci zurück, ohne die Augen von der außergewöhnlich schönen Frau zu lassen, die auf sie zugeritten kam. Kurz vor den Stufen ließ Shota ihr Pferd anhalten, straffte die Schultern und kreuzte ihre Handgelenke lässig über dem Knauf ihres Sattels.
    »Ich muss mit dir sprechen«, sagte sie, an Richard gewandt, so als wäre er der Einzige, der dort stand. Das Lächeln, ob aufrichtig oder nicht, war erloschen. »Es gibt einiges zu bereden.« »Wo ist Euer blutrünstiger kleiner Gefährte Samuel?«
    Shota, die einen Damensattel ritt, glitt mit einer Leichtigkeit vom Pferd, wie sich in Richards Vorstellung ein Geist zu Boden gleiten lassen mochte, wenn er denn auf Pferden ritte. In einem Anflug von Entrüstung wurden Shotas mandelförmige Augen zu schmalen Schlitzen. »Das ist eines der Dinge, über die wir reden müssen.«
    Die andere Frau saß ebenfalls ab und nahm die Zügel von Shotas Pferd entgegen, als die Hexe sie achtlos zur Seite hielt, ganz im Stil einer Königin, die weder weiß noch sich darum schert, wer sie ihr abnimmt, aber nicht den geringsten Zweifel hegt, dass jemand es tun wird. Den Blick noch immer auf Richard geheftet, glitt sie zu den breiten granitenen Stufen hinüber. Ihr dichtes welliges, kastanienbraunes Haar fiel über die Vorderseite ihrer Schultern und glänzte im frühmorgendlichen Licht. Ihr reichlich offenherziges Kleid, aus einem luftigen, rostfarbenen, perfekt auf die Farbe ihres Haars abgestimmten Material gefertigt, schien bei ihren mühelosen Schritten zu schweben und sich um jede ihrer Rundungen zu schmiegen, zumindest jene, die es bedeckte. Zu guter Letzt löste Shota ihre Augen von Richard und musterte Nicci mit einem herausfordernden Blick, unter dem nahezu jeder zusammengezuckt wäre. Nicht aber Nicci. Richard ahnte, dass er vermutlich die beiden gefährlichsten derzeit lebenden Frauen vor sich hatte. Fast erwartete er, dunkle, von Blitzen durchzuckte Gewitterwolken aufziehen zu sehen, doch wie zum Hohn blieb der Himmel wolkenlos klar.
    Schließlich glitt Shotas Blick wieder zu Richard zurück. »Dein Freund Chase ist schwer verwundet worden.« Richard wusste nicht, was er von Shota zu hören erwartet hatte, das aber ganz gewiss nicht. »Chase …?«
    Plötzlich war auch Zedd zur Stelle und drängte sich energisch zwischen Richard und Cara hindurch nach vorn. »Shota!«, polterte er wutschnaubend. Sein Gesicht war tiefrot angelaufen, und das lag nicht am Rennen durch die Flure. »Wie könnt Ihr es wagen, die Burg der Zauberer zu betreten! Erst

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