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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Ausdruck bringen«, erklärte Nathan.
    Zedd senkte den Blick. »Eigentlich sollte eine Innenperspektive imstande sein, mehr zu offenbaren als das Standardprüfverfahren«, erklärte er, an Cara gewandt. »Das ist kein gutes Zeichen, überhaupt kein gutes Zeichen. Offenbar hat die Verunreinigung sich so tief wie möglich in ihrem Innern festgesetzt, damit ihr Vorhandensein unbemerkt bleibt. Daher war sie während des Standardprüfverfahrens auch nicht zu erkennen.« »Oder aber«, bemerkte Ann und schob die Hände in den jeweils anderen Ärmel ihres schlichten grauen Kleides, »mit dem Bann ist tatsächlich alles in Ordnung. Schließlich hat keiner von uns jemals zuvor eine Innenperspektive durchgeführt. So etwas ist seit Tausenden von Jahren nicht mehr gemacht worden. Gut möglich, dass uns ein Fehler unterlaufen ist.«
    Zedd schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so, aber mittlerweile glaube ich, dass dem nicht so ist.« Der Anflug eines Verdachts ließ Nathan die Stirn in Furchen legen, aber Ann kam ihm zuvor, ehe er eine Chance hatte. »Selbst wenn die Schwestern, die den Bann entfesselt haben, ein Prüfnetz gewirkt hätten«, erklärte sie, »hätten sie vermutlich niemals eine Innenperspektive durchgeführt. Sie wären also gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie verunreinigt sein könnte.« Richard massierte seine Stirn mit den Fingerspitzen. »Selbst wenn sie wussten, dass es verunreinigt ist, glaube ich nicht, dass es sie gekümmert hat. Es dürfte sie kaum interessiert haben, welchen Schaden eine solche Verunreinigung in der Welt anrichten würde. Schließlich war es ihr Ziel, die Kästchen in ihren Besitz zu bringen und die Macht der Ordnung zu entfesseln.« Nathan blickte von einem düsteren Gesicht zum nächsten. »Was ist denn los? Was ist passiert?«
    »Ich fürchte, uns ist soeben klar geworden, dass der allgemeine Gedächtnisverlust der Vorbote weit größerer Verluste sein könnte.« Nicci war nicht recht wohl dabei, nur mit einem rosa Nachthemd bekleidet vor ihnen zu stehen und das Ende der ihnen bekannten Welt zu verkünden. »Wir sind im Begriff zu verlieren, wer und was wir sind. Wir sind im Begriff, nicht nur unsere Welt, sondern uns selbst zu verlieren.«
    Richard schien gar nicht mehr auf die Unterhaltung zu achten.
    Vollkommen unbeweglich stand er da und starrte aus dem Fenster.
    »Jemand kommt die Straße zur Burg der Zauberer herauf.« »Möglicherweise Tom und Friedrich«, meinte Nathan. Zedd, bereits auf dem Weg zum Fenster, schüttelte den Kopf. »So zeitig können sie gar nicht von ihrem Erkundungsgang durch das umliegende Gebiet zurück sein.«
    »Nun, es wäre doch möglich …«
    »Es sind nicht Tom und Friedrich«, entschied Richard, bereits unterwegs zur Tür.
    »Es sind zwei Frauen.«
    »Was gibt es denn?«, rief Rikka, als Richard, Nicci und Cara plötzlich in ihre Richtung gelaufen kamen. Nathan und Ann waren bereits ein Stück zurückgefallen, während Zedd sich irgendwo dazwischen befand.
    »Kommt schon«, rief Richard ihr im Vorüberrennen zu. »Jemand kommt die Straße zur Burg herauf«, rief Cara über ihre Schulter, als Rikka sich der durch die Flure hastenden Gruppe anschloss.
    Richard wich einem langen Steintisch aus, der unter einem riesigen, einen See darstellenden Gemälde stand. Ein paar geschützte Pfade waren darauf zu erkennen, die sich durch in tiefem Schatten liegende Fichtenwälder schlängelten. In der Ferne, halb verhüllt von bläulichem Dunst, ragte ein majestätisches Gebirge empor und fing das mit feinem Pinselstrich wiedergegebene goldene Sonnenlicht ein. Es war ein Landschaftsbild, das bei Richard sofort Heimweh nach den Wäldern Kernlands und den dortigen ihm so vertrauten Pfaden weckte. Vor allem aber erinnerte es ihn an den einen magischen Sommer mit Kahlan in der Hütte, die er für sie tief in den Bergen gebaut hatte.
    Dieser Sommer, in dem Kahlan sich von ihren fürchterlichen Verletzungen erholte, während er ihr die natürlichen Schönheiten seiner Welt der Wälder zeigte und sie wieder zu neuer Gesundheit erblühte, war einer der glücklichsten Abschnitte seines Lebens gewesen. Er hatte nur allzu rasch geendet, als Nicci ohne jede Vorwarnung aufgetaucht war und ihn mitgenommen hatte. Doch er wusste: Hätte sie nicht das Idyll gestört, dann irgendetwas anderes. Es war eine traumhafte Zeit gewesen, deren Ende abzusehen war; solange der stets drohenden Gefahr der Imperialen Ordnung nicht Einhalt geboten war, war es niemandem

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