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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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und ab stolzierte -, »erdreistet Ihr Euch, in den geistlosen Banalitäten dieser jämmerlichen Welt, dieses flüchtigen Daseins zu schwelgen, kommt dies einer Verschmähung Eures allein bedeutsamen ewigen Lebens nach dem Tode gleich, und damit einer Verschmähung des vollkommenen Plans, den Euer Schöpfer für Eure Seele vorgesehen hat.
    Wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, den Schöpfer des gesamten Universums in Frage zu stellen? Wie könnt Ihr es wagen, Eure nichtigen Wünsche, die Ihr für Euer unbedeutendes, armseliges Dasein hegt, über Sein großes Ziel zu stellen, Euch auf die Ewigkeit vorzubereiten?«
    Nicci unterbrach sich und verschränkte die Arme auf die für sie typische, wohlüberlegte Weise, die einer Kampfansage gleichkam. Ihr von ständigen Belehrungen geprägtes Leben hatte ihr die Fähigkeit verliehen, die sorgsam ausgearbeiteten Glaubenssätze der Imperialen Ordnung mit vernichtender Präzision zu formulieren. Ihr Äußeres, dort in ihrem rosa Nachthemd, schien ihren Spott über die Trivialität des Lebens irgendwie noch weiter zu unterstreichen. Richard erinnerte sich nur zu gut, wie Nicci ihm dieselbe Botschaft verkündet hatte, nur dass es ihr damals todernst gewesen war. Jebra wich Niccis bohrendem Blick aus und starrte stattdessen auf ihre im Schoß liegenden Hände.
    »Um die Gedanken des Ordens auch anderen Völkern, Galea zum Beispiel, näherzubringen«, nahm Nicci ihren von Auf- und Abgehen begleiteten Vortrag wieder auf, »haben viele Soldaten der Imperialen Ordnung sterben müssen.« Sie zuckte die Achseln. »Aber das ist das höchste Opfer - das eigene Leben herzugeben in dem Bestreben, all denen Erleuchtung zu bringen, die noch unschlüssig zögern, wie sie den einzig richtigen und wahren Pfad zur Herrlichkeit im nächsten Leben beschreiten sollen. Wer sein Leben im Kampf zum Nutzen der Imperialen Ordnung opfert, um zurückgebliebenen, unwissenden und nichtsnutzigen Individuen das Heil zu bringen, der hat sich damit das ewige Leben an Seiner Seite im Jenseits verdient.« Nicci hob ihren vom glänzenden rosafarbenen Stoff des Nachthemdes umhüllten Arm, als wollte sie auf etwas ebenso Großartiges wie Unsichtbares hinweisen, das dort unmittelbar vor ihnen stand. »Der Tod ist nur die Pforte zu dieser ruhmreichen Ewigkeit.«
    Sie ließ den Arm wieder sinken. »Da das Leben des Einzelnen im großen Plan der wirklich wichtigen Dinge unbedeutend ist, folgt daraus zwingend, dass das Foltern und Töten all jener Einzelwesen, die sich dem widersetzen, lediglich ein Beitrag dazu ist, die Massen der Unerleuchteten auf den Weg der Erleuchtung zu führen - indem man diesen Massen das Heil bringt, dient man einem moralischen Zweck und führt des Schöpfers Kinder heim in dessen Königreich.« Niccis Gesichtsausdruck bekam einen harten und unerbittlichen Zug. »Wie Ihr seht«, erklärte sie schließlich zusammenfassend, »ist der Schlüssel der Glaube selbst - jener magische Zauberstab, den sie über dem brodelnden selbst Zusammengemischten Gebräu kreisen lassen, um ihm das Etikett >selbstverständlich< zu verleihen.« Obwohl sie für eine Schwester des Lichts, die zur Verräterin an der Sache geworden war, nichts als glühende Verachtung empfand, enthielt sich Ann jeden Widerspruchs, was Richard für eine seltene - und außergewöhnlich kluge - Entscheidung ihrerseits hielt. »Und genau da«, sagte Nicci und hob, noch immer barfuss auf und ab wandernd, einen Finger, »da zeigt sich der Riss in dem so bemerkenswerten Gebäude der Lehren der Imperialen Ordnung. Da liegt der entscheidende Denkfehler im Zentrum aller aus der Einbildungskraft des Menschen hervorgegangenen Glaubensüberzeugungen. Denn letztendlich haben diese Überzeugungen, so ernst sie gemeint sein mögen, nicht mehr Bestand als die Ausgeburten von schrulliger Phantasie und Selbstbetrug. Ohne das solide Fundament der Wirklichkeit wäre letztendlich jeder Irre, der Stimmen in seinem Kopf vernimmt, ebenso aufrichtig und glaubwürdig.
    Deswegen propagiert die Imperiale Ordnung voller Stolz die Heiligkeit des Glaubens und lehrt, man müsse dem sündhaften Drang entsagen, seinen Verstand zu gebrauchen und sich stattdessen ganz seinen Gefühlen hingeben. Hat man sein Leben erst für den blinden Glauben an die Vorstellung eines Seins nach dem Tod aufgegeben, dann, und nur dann, wird sich, so behaupten sie, auf magische Weise das Tor zur Ewigkeit öffnen, und man wird allumfassendes Wissen erlangen.
    Anders ausgedrückt, Wissen ist nur durch

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