Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)
Veränderungen, welche auf die Fauna und Flora der Sekundärzeit Einfluss hatten. Die Geschichte dieser Zwischenzeit ist unter dem Ozean, welcher drei Viertel der Erde bedeckt, vergraben. Es scheint nun im höchsten Grade wahrscheinlich, dass eine lange Periode der Ruhe oder Stabilität in den physischen Verhältnissen eines Distriktes für die Existenz des organischen Lebens im größten Überfluss höchst günstig ist, sowohl hinsichtlich der Menge der Individuen als auch hinsichtlich der Mannigfaltigkeit der Arten und der generischen Gruppen, gerade so, wie wir jetzt sehen, dass die Örtlichkeiten, welche am besten für das rapide Wachstum und Vermehren von Individuen geeignet sind, auch die größte Überfülle an Arten und die größte Mannigfaltigkeit an Formen enthalten, – die Tropen verglichen mit den gemäßigten und arktischen Regionen. Auf der anderen Seite scheint es nicht weniger wahrscheinlich, dass ein Wechsel in den physischen Verhältnissen eines Distriktes, wenn er auch gering ist, aber rapide vor sich geht oder selbst allmählich eintritt, aber bedeutend ist, in hohem Maße ungünstig für die Existenz der Individuen sein, das Aussterben vieler Arten zur Folge haben und wahrscheinlicherweise ebenso ungünstig für die Erschaffung neuer Arten sein wird. Hierin mögen wir ebenfalls eine Analogie mit dem gegenwärtigen Zustand unserer Erde finden; denn es ist bewiesen worden, dass die heftigen Extreme und die rapiden Veränderungen der physischen Verhältnisse mehr als der tatsächlich vorhandene gewöhnliche Zustand in den gemäßigten und kalten Zonen diese weniger fruchtbar macht als die tropischen Regionen, wie es auch die Tatsache beweist, dass tropische Formen bis weit über die Tropen hinausdringen, wenn das Klima gleichmäßig ist, und dass tropische Berggegenden, welche hauptsächlich von der gemäßigten Zone durch die Gleichförmigkeit ihres Klimas abweichen, reich an Arten und Formen sind. Wie dem aber auch sein mag, so kann man wohl mit Recht annehmen, dass die neuen Arten, von welchen wir wissen, dass sie erschaffen wurden, während einer Periode geologischer Ruhe in Erscheinung traten, dass dann die Neuschaffungen an Zahl die dem Untergang geweihten Formen übertrafen und dass daher die Zahl der Arten sich vermehrte. In einer Periode geologischer Tätigkeit auf der anderen Seite scheint es wahrscheinlich, dass mehr Formen ausstarben als neugeschaffen wurden, und dass die Zahl der Arten sich demzufolge verminderte. Dass solche Wirkungen Platz griffen infolge der Ursachen, welche wir ihnen beigemessen haben, das wird durch das Beispiel der Kohlenformation gezeigt, deren Flözklüfte und Verwerfungen eine Periode großer Tätigkeit und heftiger Konvulsionen beweisen: In der Formation, welche unmittelbar auf diese folgt, ist die Armut an Lebeformen höchst augenscheinlich. Wir haben dann nur eine lange Periode irgendwelcher ähnlicher Tätigkeit während der ungeheuren unbekannten Zwischenzeit am Ende der paläozoischen Periode anzunehmen und darauf, während der Sekundärperiode, eine Zeit, in welcher die Prozesse weniger heftig und langsamer sich abwickelten, um die allmähliche Wiederbevölkerung der Erde mit den verschiedenen Formen zu ermöglichen, und die ganze Reihe von Tatsachen ist erklärt. Anmerkung Wir haben auf diese Weise einen Schlüssel zu der Vermehrung der Lebeformen während gewisser Perioden und zu ihrer Verminderung während anderer, ohne dass wir auf irgendwelche andere Ursachen zurückgreifen als auf solche, von denen wir wissen, dass sie existiert haben, und auf andere Wirkungen, als auf solche, welche mit Leichtigkeit von ihnen abgeleitet werden können. Im Einzelnen ist die Art, in welcher die geologischen Veränderungen in den früheren Formationen stattfanden, so außerordentlich dunkel, dass, wenn wir wichtige Tatsachen durch eine Verzögerung zu einer Zeit und durch eine Beschleunigung eines Prozesses zu einer anderen erklären können, – eines Prozesses, den wir aus seiner eigenen Natur und aus der Beobachtung als einen ungleich wirkenden kennen, – eine so einfache Ursache sicherlich einer so dunklen und hypothetischen, wie die Polarität es ist, vorgezogen werden kann.
Ich würde es auch wagen, einige Gründe gegen die Natur selbst der Forbes’schen Theorie vorzubringen. Unsere Kenntnis der organischen Welt während irgendeiner geologischen Epoche ist notwendigerweise höchst unvollkommen. Wenn man die ungeheure Zahl von Arten und Gruppen, welche von
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