Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)
Superiorität über frühere Hypothesen, deshalb weil es das, was existiert, nicht nur erklärt, sondern auch notwendig macht. Das Gesetz zugegeben, und viele der wichtigsten Tatsachen in der Natur können nicht anders gewesen sein, sondern sind fast ebenso notwendige Deduktionen aus demselben, wie es die elliptischen Bahnen der Planeten aus dem Gesetz der Gravitation sind.
Wallace im Original –
Der Ternate-Essay von 1858
Alfred Russel Wallace
»Über die Tendenz der Varietäten unbegrenzt von dem Originaltypus abzuweichen«
Der Text folgt der ursprünglichen, durch Wallace selbst autorisierten deutschen Übersetzung durch Adolf Bernhard Meyer von Wallace’ »Contributions to the Theory of Natural Selection. A Series of Essays« (Macmillan and Co., London 1870), erschienen als »Beiträge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl. Eine Reihe von Essais« im Verlag Eduard Besold, Erlangen 1970, Seiten 30 – 50.
II.
ÜBER DIE TENDENZ DER VARIETÄTEN UNBEGRENZT VON DEM ORIGINALTYPUS ABZUWEICHEN. Anmerkung
Die Unbeständigkeit der Varietät als scheinbarer Beweis für die bleibende Verschiedenheit der Art.
Eines der am stärksten wiegenden Argumente, welche angeführt worden sind, um die ursprüngliche und bleibende Verschiedenheit der Spezies zu beweisen, ist jenes, dass Varietäten, welche im Zustand der Domestikation gebildet wurden, mehr oder weniger unbeständig sind, und oft eine Tendenz besitzen, wenn sie sich selbst überlassen werden, zu der normalen Form der elterlichen Art zurückzukehren; und diese Unbeständigkeit wird als eine unterscheidende Eigentümlichkeit aller Varietäten, selbst derjenigen, welche unter den wilden Tieren im natürlichen Zustand vorkommen, und als eine Maßregel, um die ursprünglich geschaffene, distinkte Art unverändert zu erhalten, angesehen.
Bei dem Fehlen oder der Spärlichkeit von Tatsachen und Beobachtungen in Beziehung auf Varietäten unter wilden Tieren hat dieses Argument bei Naturforschern großes Gewicht gehabt und zu einem sehr allgemeinen und etwas vorurteilsvollen Glauben an die Beständigkeit der Art geführt. Ebenso allgemein jedoch ist der Glaube an das, was »permanente oder echte Varietäten« genannt wird – Rassen von Tieren, welche beständig ihresgleichen erzeugen, aber welche in so leichtem Grad (wenn auch ununterbrochen) von irgendeiner anderen Rasse abweichen, dass die eine als Varietät der anderen betrachtet wird. Welches die Varietät und welches die ursprüngliche Art ist, das zu bestimmen gibt es im Allgemeinen kein Mittel, ausgenommen in jenen seltenen Fällen, in welchen man von der einen Rasse weiß, dass sie einen Abkömmling hervorgebracht hat, welcher ihr selbst unähnlich ist und der anderen gleicht. Dieses jedoch könnte ganz unvereinbar mit der »permanenten Unveränderlichkeit der Art« erscheinen; allein die Schwierigkeit wird durch die Annahme gehoben, dass solche Varietäten engen Grenzen unterworfen sind, und nie nochmals weiter von dem ursprünglichen Typus abweichen können, es sei denn, dass sie auf ihn zurückfallen, was, nach der Analogie der domestizierten Tiere, als im höchsten Grad wahrscheinlich, wenn nicht mit Sicherheit erwiesen, angesehen wird.
Man sieht, dieses Argument beruht gänzlich auf der Annahme, dass Varietäten, welche im natürlichen Zustand vorkommen, in jeder Hinsicht analog oder selbst identisch mit jenen von domestizierten Tieren sind und dass für sie, was ihren Bestand oder ihre weitere Abweichung anlangt, dieselben Gesetze gelten. Aber es ist der Gegenstand der vorliegenden Abhandlung zu beweisen, dass diese Annahme durchaus verkehrt ist, dass es ein allgemeines Prinzip in der Natur gibt, welches bewirkt, dass viele Varietäten die elterliche Spezies überleben und zu aufeinanderfolgenden Abweichungen Anlass geben, indem sie sich weiter und weiter von dem Originaltypus entfernen, und welches ebenfalls bei den Varietäten der domestizierten Tiere die Tendenz weckt, auf die elterliche Form zurückzufallen.
Der Kampf ums Dasein.
Das Leben wilder Tiere ist ein Kampf ums Dasein. Die volle Anspannung aller ihrer Fähigkeiten und aller ihrer Kräfte ist erforderlich, um für ihre eigene Fortdauer einzustehen und für diejenige ihrer jugendlichen Abkömmlinge Sorge zu tragen. Die Möglichkeit, sich während der wenigst günstigen Jahreszeiten Nahrung zu verschaffen und dem Angriff ihrer gefährlichsten Feinde zu entgehen, das sind die in erster Linie stehenden Bedingungen, welche die Existenz sowohl der
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