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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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der Winde und Strömungen bevölkert worden sein und es muss das zu einer hinlänglich weit abliegenden Zeitperiode stattgefunden haben, sodass die ursprünglichen Arten aussterben und die modifizierten Prototypen allein zurückbleiben konnten. Auf dieselbe Weise können wir eine Erklärung dafür geben, dass eine jede der getrennt liegenden Inseln ihre eigentümlichen Arten besitzt, entweder durch die Annahme, dass dieselbe ursprüngliche Auswanderung alle Inseln mit denselben Arten bevölkerte, aus denen sich verschieden modifizierte Prototypen bildeten, oder durch die, dass die Inseln sukzessive, eine von der anderen aus, bevölkert wurden, aber dass sich neue Arten auf einer jeden nach dem Plane der vorher existierenden bildeten. St. Helena ist ein ähnlicher Fall einer sehr alten Insel, welche eine durchaus eigentümliche, wenn auch begrenzte Flora erhalten hat. Auf der anderen Seite ist keine Insel bekannt, von welcher man beweisen kann, dass sie geologisch einen sehr neuen Ursprung hat (z. B. in der Tertiärzeit) und doch generische oder Familien-Gruppen oder selbst nur viele Arten eigentümlich besitzt.
    Wenn eine Bergkette zu einer großen Höhe angestiegen und während einer langen geologischen Periode in diesem Zustand verblieben ist, so sind die Arten der beiden Seiten an oder nahe ihrer Basis oft sehr voneinander verschieden; es finden sich repräsentierende Arten einiger Gattungen vor und selbst ganze Gattungen, welche nur einer Seite eigentümlich sind, wie man es in bemerkenswerter Weise in dem Falle der Anden und des Felsengebirges sieht. Eine ähnliche Erscheinung bietet sich, wenn eine Insel zu sehr früher Zeit von einem Festland losgelöst worden ist. Das seichte Meer zwischen der Halbinsel Malaka, Java, Sumatra und Borneo war in einer frühen Epoche wahrscheinlich ein Kontinent oder eine große Insel und versank vielleicht, als die vulkanischen Betten von Java und Sumatra sich erhoben. Die Wirkungen davon auf die organische Welt erblicken wir in einer sehr beträchtlichen Anzahl von Tierarten, welche einigen dieser Gegenden oder allen gemeinsam sind, während zu gleicher Zeit eine Anzahl nah verwandter repräsentierender, einer jeden eigentümlich angehörender Arten existieren, was beweist, dass eine beträchtlich lange Zeit seit ihrer Trennung verflossen ist. Es mögen sich auf diese Weise die Tatsachen der geographischen Verbreitung und die der Geologie in zweifelhaften Fällen gegenseitig erklären, wenn die Prinzipien, für welche hier eingetreten wird, erst einmal klar feststehen.
    In allen jenen Fällen, in welchen eine Insel von einem Festland abgetrennt worden ist oder durch vulkanische oder korallinische Tätigkeit aus dem Meer sich erhoben hat, oder in welchen eine Bergkette aufgetürmt wurde zu einer späten geologischen Epoche, werden eigentümliche Gruppen oder selbst einzelne repräsentierende Arten nicht in Erscheinung treten. Unsere eigene Insel (Großbritannien) ist hiervon ein Beispiel, indem ihre Loslösung vom Festland geologisch eine sehr neuerliche ist, und wir demzufolge kaum eine ihr eigentümliche Art besitzen; und die Alpenkette, eine der neuesten Gebirgserhebungen, trennt Faunen und Floren, welche kaum mehr voneinander verschieden sind, als Klima und Breite allein es bedingen.
    Die Reihe von Tatsachen, auf welche sich Satz 3 bezieht, dass nah verwandte Arten in reichen Gruppen sich geographisch nahe beieinander finden, ist höchst schlagend und wichtig. Herr Lovell Reeve hat dieses in seiner vortrefflichen und interessanten Abhandlung über die Verbreitung der Bulimi gut auseinandergesetzt. Man findet auch bei den Kolibris und den Tukans kleine Gruppen von zwei oder drei nah verwandten Arten oft in denselben oder nahe benachbarten Distrikten, wie wir in der glücklichen Lage waren persönlich feststellen zu können. Fische liefern Beweise ähnlicher Art: Jeder große Fluss hat seine eigentümlichen Gattungen und in verbreiteteren Gattungen seine Gruppen nah verwandter Arten. Allein durch die ganze Natur geht derselbe Zug und jede Klasse und Ordnung der Tiere bietet ähnliche Tatsachen. Bis dato ist kein Versuch gemacht worden, diese sonderbaren Phänomene zu erklären oder zu zeigen, wie sie entstanden sind. Warum sind die Palmen und Orchideen -Gattungen in fast allen Fällen auf eine Hemisphäre beschränkt? Warum findet man die nah verwandten Arten der braunrückigen Trogons alle im Osten und die der grünrückigen im Westen? Warum sind die Makaos und die Kakadus in

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