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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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ähnlicher Weise räumlich begrenzt? Insekten bieten eine zahllose Menge analoger Beispiele dar: – die Goliathi von Afrika, die Ornithopterae der indischen Inseln, die Heliconidae von Südamerika, die Danaidae des Ostens, – bei ihnen allen finden sich die nächstverwandten Arten in geographischer Nachbarschaft. Es drängt sich einem jeden denkenden Geist die Frage auf –: aus welchem Grund sind diese Dinge so? Sie könnten nicht so sein, wie sie es sind, wenn kein Gesetz ihre Erschaffung und ihre Verbreitung reguliert hätte. Das hier ausgesprochene Gesetz erklärt nicht nur die Tatsachen, welche existieren, sondern macht sie sogar notwendig, und die ungeheuren und langandauernden geologischen Veränderungen der Erde tragen den Ausnahmen und den scheinbaren Widersprüchen, welche hier und da vorkommen, leicht Rechnung. Der Zweck, welchen der Schreiber dieser Zeilen verfolgt, indem er seine Ansichten in der vorliegenden unvollkommenen Form bekannt gibt, ist der, dass er dieselben der Prüfung anderer Geister unterwerfen möchte und dass er alle vermeintlich mit ihnen unvereinbaren Tatsachen kennenzulernen wünscht. Da seine Hypothese lediglich auf Annahme Anspruch macht um Tatsachen, welche in der Natur existieren, zu erklären und dieselben miteinander zu verknüpfen, so erwartet er, dass man nur Tatsachen vorbringen werde, um sie zu widerlegen, nicht a priori Argumente gegen ihre Wahrscheinlichkeit.
Geologische Verbreitung der Lebeformen.
    Die Phänomene der geologischen Verbreitung sind genau denen der geographischen analog. Nah verwandte Arten werden in denselben Schichten vereint gefunden, und die Veränderung von Art zu Art scheint in der Zeit ebenso stufenweise stattgehabt zu haben, wie im Raume. Die Geologie liefert uns jedoch den positiven Beweis von dem Aussterben und dem Entstehen von Arten, wenn sie uns auch nicht darüber unterrichtet, auf welche Weise beides stattfand. Allein das Aussterben von Arten bietet nur geringe Schwierigkeit, und der Modus operandi ist von Sir Charles Lyell in seinen bewunderungswürdigen »Principles« vortrefflich erläutert worden. Geologische Veränderungen, und seien sie noch so allmählich, müssen gelegentlich die äußeren Verhältnisse bis zu einem solchen Grad modifiziert haben, dass sie die Existenz gewisser Arten unmöglich machten. Das Erlöschen wird in den meisten Fällen durch ein allmähliches Aussterben bewirkt worden sein, aber in einigen Fällen kann wohl eine plötzliche Zerstörung einer Art von begrenzter Verbreitung Platz gegriffen haben. Zu entdecken, wie die ausgestorbenen Arten von Zeit zu Zeit durch neue ersetzt wurden, bis hinunter in die allerspätesten geologischen Perioden, das ist das schwierigste, aber zugleich das interessanteste Problem der Naturgeschichte der Erde. Die vorliegende Untersuchung, welche aus bekannten Tatsachen ein Gesetz zu abstrahieren sucht, dessen Herrschaft bis zu einem gewissen Grade bestimmen musste, welche Arten zu einer gegebenen Zeit erscheinen konnten und erschienen, wird, so hoffe ich, als ein Schritt in gerader Richtung hin zur vollkommenen Lösung des Problems betrachtet werden.
Eine hohe Organisation sehr alter Tiere ist diesem Gesetz nicht entgegen.
    In den letzten Jahren wurden viele Diskussionen über die Frage, ob die Aufeinanderfolge von Lebeformen auf der Erde von einer niedrigen zu einer höheren Organisation hin stattgefunden habe, gepflogen. Die Tatsachen scheinen zu zeigen, dass ein allgemeiner, aber nicht ins Einzelne gehender Fortschritt stattgefunden hat. Weichtiere und Radiaten existierten vor den Wirbeltieren, und der Fortschritt von Fischen zu Reptilien und Säugetieren und auch von niedrigeren Säugetieren zu höheren ist unbestreitbar. Auf der anderen Seite wird behauptet, dass die Weichtiere und Radiaten der allerfrühesten Perioden höher organisiert gewesen seien als die große Masse der jetzt existierenden, und die allerersten Fische, welche entdeckt worden sind, keineswegs die niedrigstorganisierten der Klasse repräsentieren. Ich glaube nun, dass die vorliegende Hypothese mit all diesen Tatsachen im Einklang steht und sie zum großen Teil erklären kann; denn wenn sie auch manchen Lesern wesentlich als eine Theorie des Fortschritts erscheinen mag, so ist sie in Wirklichkeit doch nur eine Theorie der stufenweisen Veränderung. Es ist jedoch durchaus nicht schwer zu zeigen, dass ein wirklicher Fortschritt in der Stufenfolge der Organisationen mit allen Erscheinungen und selbst mit

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