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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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Individuen als auch der ganzen Art bestimmen. Diese Bedingungen werden ebenfalls die Individuenzahl einer Art bestimmen; und eine sorgsame Betrachtung aller Umstände setzt uns vielleicht in den Stand, das, was beim ersten Anblick so unerklärlich scheint, zu verstehen und bis zu einem gewissen Grade zu erklären –: die außerordentliche Menge von Individuen bei einigen Arten, während andere, ihnen nah verwandte, nur in sehr geringer Anzahl vorhanden sind.
Das Bevölkerungsgesetz der Arten.
    Das allgemeine Verhältnis, welches zwischen bestimmten Tiergruppen Platz greifen muss, wird leicht klar. Große Tiere können nicht in solcher Menge vorhanden sein wie kleine; die Fleischfresser müssen weniger zahlreich sein als die Pflanzenfresser; Adler und Löwen kann es nie so viele geben als Tauben und Antilopen; die wilden Esel der tatarischen Wüsten können an Zahl nicht den Pferden der üppigeren Prärien und Pampas von Amerika gleichkommen. Die größere oder geringere Fruchtbarkeit eines Tieres ist oft als eine der Hauptursachen seines häufigeren Vorkommens oder seiner Seltenheit angesehen worden; aber eine Betrachtung der Tatsachen wird uns zeigen, dass sie in Wirklichkeit wenig oder gar nichts mit der Sache zu tun hat. Selbst das wenigst fruchtbare Tier würde ohne Beeinträchtigung rapide an Zahl zunehmen; dahingegen leuchtet es ein, dass die Tierbevölkerung des Erdballs stationär bleiben, oder durch den Einfluss des Menschen abnehmen muss. Schwankungen können vorkommen; aber beständiges Anwachsen, ausgenommen an begrenzten Örtlichkeiten, ist fast unmöglich. Es muss uns z. B. eigene Beobachtung die Überzeugung geben, dass Vögel sich nicht jedes Jahr in geometrischer Progression weiter vermehren, wie sie es tun würden, wenn nicht einige mächtige Hindernisse ihrem natürlichen Wachstum entgegenstünden. Sehr wenige Vögel erzeugen weniger als zwei Junge jährlich, aber viele sechs, acht oder zehn; vier wird sicherlich unter dem Durchschnitt sein; und wenn wir annehmen, dass jedes Paar nur viermal in seinem Leben Junge zeugt, so wird diese Annahme auch unter dem Durchschnitte sein, wobei wir voraussetzen, dass sie weder durch Gewalt noch durch Mangel an Nahrung umkommen. Und doch, wie ungeheuer würde nach diesem Maßstab der Zuwachs aus einem einzigen Paar in wenigen Jahren sein! Eine einfache Rechnung zeigt, dass in fünfzehn Jahren jedes Vogelpaar auf fast zehn Millionen angewachsen sein würde! Anmerkung Wohingegen wir keinen Grund zu der Annahme haben, dass die Zahl der Vögel irgendeines Landes überhaupt in fünfzehn oder selbst in hundertundfünfzig Jahren größer wird. Bei solche Kräften zur Vermehrung muss die Bevölkerungszahl ihre Grenzen erreicht haben und stationär geworden sein, und zwar in sehr wenigen Jahren nach der Entstehung jeder Art. Es leuchtet daher ein, dass in jedem Jahr eine ungeheure Anzahl von Vögeln umkommen muss – in der Tat eben so viele, als geboren werden; und da nach dem niedrigsten Anschlag die Nachkommenschaft jedes Jahr zweimal so zahlreich ist als die elterliche Bevölkerung, so folgt daraus, dass, was auch immer die Durchschnittszahl der Individuen sein mag, welche in einer gegebenen Gegend existieren, zweimal soviel jährlich umkommen müssen –: ein überraschendes Resultat, aber eines, welches zum Mindesten im höchsten Grade wahrscheinlich ist, und welches vielleicht eher unter als über der Wahrheit liegt. Es könnte daher den Anschein haben, dass, soweit es den Bestand der Art und die Aufrechterhaltung der Durchschnittszahl von Individuen betrifft, eine große Brut überflüssig ist. Durchschnittlich dienen alle bis auf ein Individuum Habichten und Gabelweihen, wilden Katzen und Wieseln zur Nahrung oder kommen vor Kälte und Hunger beim Herannahen des Winters um. Dieses wird schlagend durch den Bestand gewisser Arten bewiesen; denn wir finden, dass ihr Überfluss an Individuen in keiner Beziehung irgendwelcher Art zu ihrer Fruchtbarkeit bei der Erzeugung von Nachkommenschaft steht.
    Vielleicht ist eines der bemerkenswertesten Beispiele einer ungeheuren Vogelbevölkerung das der Wandertaube der Vereinigten Staaten, welche nur ein oder höchstens zwei Eier legt, und gewöhnlich nur ein Junges aufziehen soll. Aus welchem Grund ist dieser Vogel so außerordentlich zahlreich, während andere Vögel, welche zwei oder dreimal so viel Junge erzeugen, viel weniger zahlreich sind? Die Erklärung ist keine schwierige. Die dieser Art höchst angemessene Nahrung,

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