Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
Vom Netzwerk:
verbunden bleiben und eine ganze Region im Archipel prägen.
    Lombok. Oder: Auf Umwegen zur Erkenntnis: Umwege, so lehrt die Erfahrung, bereichern die Ortskenntnis. Und bei Wallace führen zudem noch Verzögerungen zur Erkenntnis. Eine der Sternstunden seiner Reise durch den Archipel verdankt er einer glücklichen Fügung. »Wäre ich imstande gewesen, direkt von Singapur aus nach Celebes zu gelangen, so hätte ich wahrscheinlich Bali und Lombok nie gesehen und würde einige der wichtigsten Entdeckungen meiner ganzen Expedition nach dem Osten nicht gemacht haben«, notiert Wallace später.
    Also zurück zum Anfang: Als Wallace am 31. Januar 1856 von Borneo nach Singapur zurückkehrt, verpasst er das einzige, just am gleichen Tag abgehende direkte Schiff zur Insel Celebes (oder Sulawesi, wie sie heute heißt). Für Monate findet Wallace partout kein weiteres Schiff, das auf direktem Weg nach Makassar geht. So sitzt er in Singapur fest. Zudem ist er beinahe pleite. Nach dem Jahr in Sarawak hat er jetzt viele Ausgaben; er kauft neue Kleidung, Munition, Ausrüstung und anderes Notwendige. Er muss darauf warten, dass ihm Stevens weitere Geldmittel aus dem Verkauf seiner Naturaliensammlung anweist (vor allem von dem der Orang-Utans erhofft er sich viel). Die mehr als drei Monate in Singapur erscheinen ihm als verlorene Zeit, bis ihn endlich im Mai 1856 ein Schiff mitnimmt. Doch auch die »Kembang Djepoon« (die »Rose von Japan« ) – der Schoner eines chinesischen Kaufmanns mit javanischer Besatzung unter dem Kommando eines englischen Kapitäns – fährt nicht direkt. Für Wallace führt der Weg nach Celebes über Bali und Lombok.
    Am 13. Juni 1856 kommt er in Buleleng an, nach zwanzig Tagen Überfahrt von Singapur, wie er in seinem neuen Tagebuch vermerkt, in dem er fortan seine Beobachtungen notiert. Hier an der Nordküste Balis ist das Land kultiviert und reich; weiter entwickelt als es noch lange im Süden der Fall sein wird, so berichtet man ihm. Als er am nächsten Tag ein kurzes Stück landeinwärts wandert, ist er begeistert von der reizvollen Landschaft. Allerdings entdeckt er dort kaum neue Vogelarten; und um noch weiter im gebirgigen Inneren der Insel zu sammeln, fehlt ihm die Zeit. So erkundet er lediglich die Umgebung des Hafenortes, fängt Insekten, vor allem Schmetterlinge, und schießt ein paar Vögel. »Ich war erstaunt und erfreut zugleich«, notiert er in seinem Bericht. »Noch nie hatte ich außerhalb Europas einen so schönen und gut bebauten Distrikt gesehen. Eine leicht wellige Ebene dehnte sich von der Meeresküste etwa zehn bis zwölf Meilen landeinwärts aus, wo sie von einer schönen Reihe bewaldeter und bebauter Hügel begrenzt wird. Häuser und Dörfer sind nach allen Richtungen hin verstreut, zwischen ihnen dehnen sich üppige Reisfelder aus, von einem sorgsamen Bewässerungssystem durchzogen, welches der Stolz der bestkultivierten Teile Europas sein würde.«
    Auf Bali trifft Wallace eine Vogelwelt an, die er von der Malayischen Halbinsel und von Borneo kennt. Sie ist, wie ihm später klar wird, für die gesamte indisch-orientalische Region typisch; er wird viele ihrer Vertreter nochmals auf Java und Sumatra bei seiner Rückreise sehen. Und doch: »In einem so gut bebauten Lande konnte ich nicht erwarten, viel Ausbeute für die Naturgeschichte zu finden«, schreibt er später, »und meine Unwissenheit über die Wichtigkeit des Fundortes für die Feststellung der geographischen Verbreitung der Tiere war schuld daran, dass ich einige Exemplare nicht mitnahm, denen ich später nie wieder begegnet bin.« Der asiatische Kontinent und seine Insel-Ausläufer sind der typische Lebensraum für Tiere wie Tapir und Tiger, es ist das Land des Orang-Utans und anderer Affen, der Rhinozerosse, der Nashornvögel und des Argus-Fasans. Weiter nördlich, das weiß Wallace aus Berichten, leben die asiatischen Waldelefanten und andere typische Säuger der Region, wie Schweine und Rehe. Auf Bali, so haben ihm die Einheimischen berichtet, schleicht noch der Tiger durch den Dschungel. Als er auf Lombok ankommt, fürchtet dort niemand diese Raubkatze; sie kennen sie gar nicht. Stattdessen zeigt man ihm einen Tüpfelkuskus, einen Verwandten der Kängurus und ein Beuteltier wie diese. »Auf Bali gibt es Bartvögel, Fruchtvögel und Spechte«, notiert Wallace weiter; dagegen auf Lombok »sind sie nicht mehr zu sehen. Dafür gibt es Kakadus, Honigfresser und Großfußhühner, die auf Bali und den westlich gelegenen

Weitere Kostenlose Bücher