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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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nicht zum Besten gestanden hat. Es sei erwiesen, dass Sie und Ihre Frau häufig lautstark gestritten haben.«
    Der Gefangene blickte zur Seite. »So schlimm wars doch gar nicht«, sagte er leise. »Was meinen die denn, wies anderswo zugeht? Die Fanny ist halt eine arg ungeschickte Person gewesen. Eine große Hilfe ist sie mir nicht gewesen, und mit dem Geld hats erst recht nicht umgehen können. Aber was willst machen? Ich hab sie nun einmal geheiratet.«
    Herzberg musterte ihn nachdenklich. Was Rotter über seine Frau äußerte, war für diese nicht weniger als vernichtend. Zumindest in einer ländlichen Gegend.
    »Haben Sie eigentlich nie in Erwägung gezogen, sich scheiden zu lassen?«
    Rotter schüttelte entgeistert den Kopf. »Wo denkens hin. Auf dem Land geht das nicht.«
    »Verstehe«, sagte der Anwalt. Ich bemühe mich jedenfalls, dachte er. Auch wenn mir die Vorstellung widerstrebt, dass es ein Mann im besten Alter hinnimmt, sein Leben mit einer Frau zu verbringen, die er nicht mehr achten kann. War dieser Mann ein seelenloser Klotz? Oder hatte er trotzdem noch etwas für sie empfunden? Zumindest Dankbarkeit, dass sie ihm, dem zuvor mittellosen Fuhrknecht, den Traum vom eigenen Hof ermöglicht hatte? Die kraftlose Stimme seines Mandanten holte Herzberg aus seinen Gedanken: »Und überhaupt … was mir allweil noch nicht in den Kopf gehen möcht … die Ludmilla hats dem Kommissär doch bezeugt, dass ichs nicht getan haben kann. Weil ich im Stall gewesen bin.«
    Der Anwalt seufzte tief. Genau das ist unser Problem, dachte er. Wann geht das endlich in seinen Schädel?
    »Wieso glaubt ihr denn keiner?«, hörte er Rotter.
    Herzberg hob die Hände. »Das alles haben wir doch nun schon oft genug erörtert, Herr Rotter. Man stufte Ihre ehemalige Magd als unglaubwürdig ein, weil man den Verdacht hatte, sie könnte Ihnen« – er hielt inne, suchte nach dem geeigneten Wort – »zugetan gewesen sein.«
    »Freilich … die Ludmilla und ich … Wir haben uns gut vertragen. Sie ist gut zum Haben gewesen bei der Arbeit. Ich hab nichts an ihr auszusetzen gehabt.«
    »Ich weiß es«, sagte der Anwalt ungeduldig. Sag es nur immer wieder, dachte er. Der Staatsanwalt reibt sich die Hände.
    »Wir sollten diesen Fakt aber nicht allzusehr betonen, Herr Rotter.«
    »Warum sollt ich lügen? Ist das eine Sünd? Muss doch nicht allweil Krieg sein zwischen dem Bauern und seinen Dienstboten.«
    Herzberg betrachtete ihn nachdenklich. Wieder flackerte ein unbestimmtes Misstrauen in ihm auf. Er räusperte sich. »Herr Rotter, ich wiederhole mich jetzt vielleicht, wenn ich Ihnen sage, dass wir ganz offen zueinander sein müssen. Wie ich Ihnen auch noch einmal versichere, dass mir nichts Menschliches fremd ist.«
    Rotter sah ihn verständnislos an.
    Den Anwalt überkam eine plötzliche Gereiztheit. Er fixierte seinen Mandanten scharf. »Und deshalb zum letzten Mal, Herr Rotter. Ich lege mein Mandat augenblicklich nieder, wenn ich auch nur den leisesten Hinweis darauf erhalte, dass Sie mir keinen reinen Wein eingeschenkt haben, als sie mir beteuerten, mit Ihrer Magd kein geschlechtliches Verhältnis gehabt zu haben.«
    Rotters Blick wanderte ungläubig über Herzbergs Gesicht. Dann verstand er. Er stöhnte auf. »Ich schwörs Ihnen zum hundertsten Mal, Herr Doktor. Ich hab seit meiner Hochzeit mit keiner mehr was gehabt!« Er sah mit einem Ruck auf. In seinen Augen war jetzt Leben. »Aber wie oft soll ichs eigentlich noch sagen?!«
    Herzberg machte eine beschwichtigende Geste, doch der Häftling ließ sich nicht mehr besänftigen. »Allweil wieder kommts ihr mit dem Schmarren daher! Ihr Doktoren, ihr Richter, ihr … und streichts mein Geld ein … und …« Der Stuhl polterte hinter ihm auf den Betonboden, als er aufsprang und brüllte: »… und allweil wieder geht das saudumme Gered von vorn los!«
    »Hinhocken«, sagte der Wärter. »Ich sags zum letzten …«
    Rotter wirbelte herum. »Halt dein Maul, du blöder Hund!«
    Der Wärter runzelte die Stirn. Er stand auf und zog seine Uniformjacke straff.
    »Dann tät ich sagen, Naz, ist jetzt Feierabend, gell?«
    »Beruhigen Sie sich, meine Herrschaften!«, versuchte Herzberg auszugleichen. Er fühlte, wie Schweiß auf seine Stirn trat.
    Der Wärter ging auf den Sträfling zu und packte ihn am Arm. Rotter machte sich mit einer heftigen Bewegung frei und versetzte dem Wärter einen Faustschlag auf die Brust. Der Angegriffene duckte sich und stürzte sich auf Rotter.
    Herzberg schoss aus

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