Am Ende des Tages
verhüllte.
Ein merkwürdiger Frieden überkam Kajetan. Brocken kühlfeuchter Erde pressten sich auf seine Stirn und seine Lippen.
Schmeckt komisch, dachte er. Süß. Und bitter. Komisch.
Dann wurde es dunkel um ihn.
Nachwort
Zu dieser Erzählung wurde ich durch einen Fall aus den Jahren der Weimarer Republik angeregt, der damals die Schlagzeilen der deutschen Presse über Wochen beherrschte, und über den einer von vielen Berichterstattern zum Schluss kam, dass er »zweifellos zu den interessantesten Kriminalfällen in ganz Bayern zählt und, um das vorwegzunehmen, einstmals vielleicht als Musterbeispiel eines Justizirrtums angeführt werden wird«. (»Nürnberger Zeitung« vom 19. November 1932)
Obwohl er nach fast eineinhalb Jahrzehnten mit der vollständigen Rehabilitation des ursprünglich Beschuldigten sein Aufsehen erregendes Ende fand, konnten die wahren Hintergründe bis heute nicht vollständig aufgeklärt werden.
Mehr als diese Ausgangssituation haben historische Wirklichkeit und Roman jedoch nicht gemeinsam. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, habe ich neues Personal hinzuerfunden, allen voran natürlich Ex-Inspektor Paul Kajetan. Viele Schauplätze existieren zwar auch in Wirklichkeit (und können von Kundigen aus der Region sicherlich identifiziert werden), tragen aber andere Namen oder sind aus dramaturgischen Gründen umgestaltet.
In Grundzügen wiederum korrekt wiedergegeben ist die Darstellung der verhängnisvollen Strategie damaliger politischer Eliten im Umgang mit dem aufkommenden Faschismus. Besonders ergiebig waren hierzu u. a. die Arbeiten von Reinhard Weber über den legendären Strafverteidiger Dr. Max Hirschberg, sowie Klaus Gietingers aufschlussreiche Biografie Waldemar Pabsts.
Einige für Verständnis und Atmosphäre wichtige Begriffe sind im Anhang erklärt. Bei alltagssprachlichen Dialogen habe ich auch dieses Mal wieder versucht, vor allem die Eigenheiten ihrer Syntax und Rhetorik abzubilden, mich aber ansonsten an den (deutschen) Wortstämmen der jeweiligen Ausdrücke orientiert – wer nicht über die entsprechende Dialektkompetenz verfügt, würde über eine allzu lautschriftliche Wiedergabe stolpern. Wer sie jedoch besitzt – und von daher weiß, wann etwa ein »ch« verhaucht (etwa bei »nicht« oder »ich«) oder der Doppellaut »ei« als »oa« gesprochen wird (bei »zwei«, nicht aber bei »drei«) –, kann diese Textteile gewissermaßen im »Originalton« genießen.
Ein herzlicher Dank für ihre Unterstützung bei der Recherche geht an Petra Schreiner, sowie an Gerhard Filchner, Herrn Holzer (Flugwerft Schleißheim und Deutsches Museum, Abt. Luftfahrt) und Anita Kuisle (Büro für Technikgeschichte). Ebenso wertvolle Hinweise verdanke ich Marei Madwig, Gerti, Sepp und Nanei Gschwendtner, Alexander Wandinger (Trachteninformationszentrum Benediktbeuern), Herrn Leutner (Ziegel- und Kalkmuseum Flintsbach/Winzer), Dr. Winkler (Bayr. Wirtschaftsarchiv), Georg Rettenbeck (Stadtarchiv Dingolfing), Herrn Tausche (Stadtarchiv Landshut), sowie Dr. Maria Rothhammer, Juliane Roderer, Vanessa Gutenkunst, Catarina Kirsten, Georg Simader, Richard Oehmann, Stefan Betz, Martina Janzen und Walter Schwarzmeier, Martin Bauer und, keineswegs zuletzt, meinem Lektor Martin Mittelmeier.
Glossar
(Licht) aufreiben
Die Lichtschalter in dieser Zeit wurden gedreht
aufstieren
aufwühlen
Bezirk
bedeutete damals noch: Landkreis
Brissago
Zigarrenmarke
Charkutier
(a. d. Frz.) Die bayerischen Metzger bestanden noch bis in die 30er-Jahre auf dieser Berufsbezeichnung.
damisch
benommen, auch: fanatisch
eifern
sich missgünstig verhalten, neiden
Einmarsch der Weißen
In den ersten Maitagen des Jahres 1919 wurde die Münchner Räteregierung von den sog. »Weißen Garden« blutig niedergeschlagen.
Ett-Straße
Sitz der Polizeidirektion
fei
schwer übersetzbares rhetorisches Adverb, hier: durchaus
Feme
rechtsradikale Mordkommandos
Filzen
Torfmoor
fuchtig
zornig
gach
jäh, auch: steil
Gant
(a. d. Ital.) Zwangsversteigerung
(es) gnädig (haben)
sehr beschäftigt sein
goschert
großmäulig
Grattler
Habenichts, Herumtreiber
Gruftstraße
Sie befand sich auf dem Gelände des heutigen Marienhofs. Ihren Namen erhielt sie von einem unterirdischen jüd. Ritualbad a. d. Spätmittelalter.
gschert
gemein, unhöflich (Leibeigene und Häftlinge waren einst an geschorenen Schädeln zu erkennen)
Gucker
Fernglas
Gutterl
Bonbon
halbscharig
zweifelhaft, unentschieden
Holz
hier: bewirtschafteter Wald, Forst
Hunterl
kleiner,
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