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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wie hatte es geschehen können, daß solche wundervollen Geschöpfe aus dem gleichen Erbmaterial entstanden waren wie die niederen vernunftlosen Echsen und Schlangen?
     Und wieso, überlegte Hresh, haben sie es zugelassen, daß ihnen der Lange Winter den Tod brachte, wo sie doch gewiß über Macht und Mittel genug verfügten, die Katastrophe abzuwehren, die über ihre Welt hereinzubrechen drohte?
    Und er erkannte, daß auch die anderen fünf der Sechs Völker in diesem verlorengegangenen uralten Vengiboneeza vertreten gewesen waren.
    Da gab es Hjjk-Leute, eisig und abweisend, in Rotten von fünfzig oder hundert wie Ameisen. Hresh fühlte das dürre Rascheln ihrer kargen Gedanken, das Klicken und Knistern ihrer harten spröden Seelen. Es fiel leicht, sie nicht zu mögen. Sie besaßen keine Eigentümlichkeit, nichts Individuelles. Jeder war Teil der größeren Einheit seiner Hjjk-Gruppe, und jede Hjjk-Gruppe war Teil der Totalität des Hjjk-Volkes, der Hjjk-Rasse.
    Sie strahlten die verbissene Oberzeugung ihrer eigenen beharrlichen Überlegenheit aus. Wir werden hier sein, wenn ihr schon lange dahin seid, verkündeten die Hjjk mit jedem Schwenken ihrer anmaßenden Antennen. Auch war deutlich, daß ihnen das unmittelbare Verschwinden aller Angehörigen der übrigen Rasse als ein hohes Glück erschiene. Doch keiner murrte wider die Anwesenheit dieser feindseligen Insektenleute in der Stadt. Hresh sah, daß sie sich aktiv unter die anderen mischten, Waren kauften, tauschten.
    Und da waren auch die Pflanzlichen, das zarte Blüten-Geschlecht, auf sonnigen Veranden in kleinen Gruppen versammelt. Die Petalkronen ihrer Gesichter waren gelb oder rot oder blau, und in der Mitte eines jeden befand sich ein einzelnes goldenes Auge. Ihre Hauptstengel waren kräftig, die Gliedmaßen weitaus weniger, sondern vielmehr biegsam und weich. Sie redeten in sanften Flüstertönen und mit viel Laubgeraschel und eleganten Zweiggestikulationen. Ihren Bewegungen und Lauten haftete eine sanfte weiche Poesie an.
     Durch welches Wunder war es geschehen, fragte sich Hresh, daß Pflanzen sprechen und umherzuwandern lernen konnten? Er vermochte diesen Vegetalischen ins Innere zu blicken und konnte die knotigen Faserstränge und Knoten echter Gehirne erkennen, kleine harte Knötchen, eingebettet an der geschützten Stelle, wo ihre Kronenblätter an den Zentralstengel stießen. Auf dem Marsch über die Ebenen war er auf keine vernunftbegabten Pflanzen gestoßen; aber natürlich waren die Vegetalischen, die er jetzt hier sah, Geschöpfe aus einer uralten Zeit. Ihre Gattung war von den bitteren Eisstürmen des Langen Winters fortgefegt worden, und möglicherweise war nichts von ihrer Art fähig gewesen, sich bis in die Ära des Volkes herüberzuretten.
    Es gab auffallend viele Mechanische. Hresh sah sie in jedem Stadtviertel schwer schuften, diese massiven, rundschädeligen Metallwesen mit den Scharniergliedmaßen. Sie bauten, reparierten, reinigten, rissen Häuser ein. Sie waren Diener der Saphiräugigen; und doch besaßen sie ein klares starkes Denkvermögen und die klare Erkenntnis ihrer Eigenexistenz. Maschinen mochten sie ja sein, doch für Hresh waren sie einfacher zu erfassen als die Hjjk-Leute. Denn jeder von ihnen war ein Individuum, besaß eine klare Identität und war nicht wenig stolz auf diese.
    Spärlicher als Gruppe waren die Seeherren, doch dies, machte sich Hresh klar, hing wohl mit den Problemen zusammen, welche die Fortbewegung an Land für sie mit sich brachte. Sie waren glatte, geschmeidige mit dichtem braunen Pelz bedeckte Geschöpfe, an den Enden graziös sich verjüngend, mit kräftigem Skelett und flossenhaften Gliedmaßen. Sie waren deutlich Wasserwesen, auch wenn sie die Luft in Vengiboneeza ohne sichtliche Schwierigkeit atmen konnten. Jeder befand sich auf einem raffiniert konstruierten Wagen mit Silbergleitern, der durch geschickte Bewegungen der Flossenspitzen gelenkt wurde. Man sah sie vorwiegend in den hafennahen Bezirken, was ja nur vernünftig war, in den dortigen Tavernen, Ladengeschäften und Gaststätten. Ihr Gesichtsausdruck war kühn und hochmütig, als betrachte ein jeder sich als einen Prinzen unter seinesgleichen. Vielleicht stimmte dies ja auch.
    Und weiter und immer weiter schwebte er, und die Große Welt schimmerte und leuchtete um ihn herum in ihrem vollsten Glanz. Was vordem nur als Widerhall einer Erinnerung auf den ältesten Seiten der Chroniken existiert hatte, war für Hresh nun leibhaftig und lebendig

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