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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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der Planung und Regierung zu; den Mechanischen war die Last der Arbeit auferlegt; und den Hjjk und den Seeherren und den Vegetalischen waren die verschiedenen kommerziellen Funktionen überlassen, auf denen das Leben der Großen Welt ruhte. Und Hresh erkannte, daß die Menschen einfach nur waren. Eine uralte Rasse, schwindend an Zahl inzwischen, wärmten sie sich an ihrer ur-ur-uralten Größe und Glorie. Diese Welt hatte einstmals ihnen gehört, ihnen allein, und allein der Ausdruck in ihren Augen verriet, daß sie diese uralte Suprematie, diese Überordnung, nicht vergessen hatten, aber auch, daß sie nicht grämlich bereuten, sie preisgegeben zu haben, denn sie hatten es bereitwillig getan. Vielleicht hatten sie die anderen fünf Rassen vor langer Zeit erschaffen. Und die anderen, selbst die Saphiräugigen, beugten sich ihnen ja unbezweifelbar ohne Zögern, Also waren sie sicherlich Götter. Bestimmt. Jedesmal wenn er das Denken eines von ihnen berührte, bekam er ein Gefühl, so wie er es sich bei der Berührung mit dem Denken Dawinnos oder Friits vorstellte.
    Nach einer Weile konnte Hresh es in ihrer Nähe nicht länger aushalten. Er wich von ihnen zurück wie von einem lodernden Feuer und zog weiter, immer noch suchend, immer wieder findend.
    Es gab noch weitere Rassen in der Stadt und sogar noch zahlenmäßig viel kleinere als die der Menschen. Seltsame Geschöpfe waren sie, von vielerlei bestürzender Art. Von manchen entdeckte er nicht mehr als vier oder fünf Vertreter, bei manchen entdeckte er nur einen einzigen. Sie sahen in keiner Weise irgend etwas ähnlich, worauf er aus dem Studium der Chroniken hätte vorbereitet sein können. Hresh sah Wesen mit zwei Köpfen und sechs Beinen, und Wesen ganz ohne Kopf, aber dafür mit einem Wald voller Arme. Solche mit Zähnen wie tausend Nadeln um einen kreisrunden Mund, der sich in ihrem Magen öffnete. Er sah Geschöpfe, die in versiegelten Tanks lebten, und andere, die wie Blasen über den Kopf dahinschwebten. Gewichtige Wesen sah er, die sich mit erdbebenhaftem Getöse bewegten, und leichte Flatterwesen, deren Bewegungen das Auge verwirrten. Sie alle verströmten einen unverkennbaren Schimmer von Intelligenz, auch wenn es keine irdische Intelligenz war, und die Ausstrahlungen ihrer Seelen waren ihm rätselhaft und verwirrten ihn beträchtlich.
    Mit der Zeit erkannte Hresh, was diese Geschöpfe sein müßten: Sternenwesen, Besucher von den Welten, die um die hellen kalten Feuer der Nacht kreisten. In den Tagen der Großen Welt muß es ein beständiges Kommen und Gehen von Reisenden unter den Himmelswelten gegeben haben. Und von einem dieser Fremdlinge war vielleicht der Wunderstein gekommen, der ihm nun diese Vision verschaffte.
    Aber wir? dachte er. Das Volk? Gibt es denn von uns keine Spur in diesem gewaltigen Vengiboneeza?
    Nirgendwo ein Hauch von uns. Uns gibt es hier nicht.
    Es war eine niederschmetternde Erkenntnis. Das Volk, sein Volk, gab es einfach überhaupt nicht in dieser herrlichen grandiosen Großen Welt.
    Er rang mit sich in Verzweiflung, diese Tatsache als gültig in sich aufzunehmen und sie zu verarbeiten. Er redete sich ein, daß die Szene, die er hier sah, sich aus einer unvorstellbar fernen Vergangenheit heraus entfalte, einer Zeit lange vor dem Auftreten der Todessterne. Vielleicht werden ganze Völker einfach geboren – wie Einzelwesen –, dachte er, und vielleicht war in dieser ur-fernen Zeit, in die ich gereist bin, unsere Gattung noch gar nicht erschaffen, und unsere Zeit ist noch nicht gekommen.
    Das bot nur geringen Trost. Die tiefere Wahrheit dröhnte hallend wie ein Donnerecho in seiner Seele.
      Ihr seid keine Menschen, was ihr seid – ihr seid Affen, oder die Abkömmlinge von Affen…
    Und der Beweis bot sich ihm hier dar. Und noch immer nicht vermochte er ihn zu akzeptieren. Nicht menschlich? Keine Menschen? Sein Kopf wirbelte. Er wußte, was es hieß, ein Mensch zu sein, oder glaubte doch jedenfalls, daß er es wisse, und der Gedanke, von diesem gewaltigen Lebensstrang ausgeschlossen zu sein, der sich bis in die tiefsten Tiefen der Zeit erstreckte, bereitete ihm eine unerträgliche Qual. Er fühlte sich hilflos von allen Wurzeln abgeschnitten, dahintreibend, die ihn an die Welt befestigt hatten. Lange hing er schwebend und bewegungslos in einer Luftblase oberhalb des antiken Vengiboneeza. Er war benommen, bestürzt, ratlos.
    * * *
    Hresh hatte keine Vorstellung davon, wie lange er an dem Apparat in dem unterirdischen Gewölbe

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