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Am Ende des Winters

Am Ende des Winters

Titel: Am Ende des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Koshmar heftig. »Sie waren menschlich und wir sind menschlich. Und so ist es und so bleibt es. Basta!«
    Von den saphiräugigen Künstlichen ertönte wieder das zischende Gelächter.
    Koshmar fuhr wild zu ihnen herum. Sie vollführte eine zornige weitausholende Armbewegung, als schöbe sie Spinnengewebe beiseite, die ihr vor dem Gesicht in der Luft hingen. »Wir sind Menschliche«, wiederholte sie, und sie sagte es schrecklich und furchtbar. »Und möge kein Geschöpf – sei es lebendig oder künstlich – dies leugnen!«
    Hresh hing zwischen leidenschaftlicher Zustimmung und betäubtem Unglauben in der Schwebe. Ihm war, als flattere seine Seele unsicher auf und ab. Nicht menschlich? Keine Menschen? Was bedeutete dies? Wie konnte das sein? Ein Affe, nichts weiter als ein Affe, eine etwas höhere Affenart? Nein. Nein. Nein. Er blickte zu Torlyri, flehte um Beistand, und die Opferpriesterin nahm seine Hand in ihre Hände. »Koshmar hat recht«, flüsterte sie. »Die Saphiraugen wollen uns nur beirren. Koshmar spricht die Wahrheit.«
    »Ja«, schrie Koshmar, die sie gehört hatte. »So lautet die Wahrheit. Wenn es jemals hier Menschliches gegeben haben sollte, die kein Fell hatten und keine Sensororgane, nun, dann waren sie Bastarde und Mißgeburten, ein Irrtum der Götter, und sie sind jetzt verschwunden. Wir aber, wir sind hier. Und wir sind menschlich, gemäß dem Recht des Blutes, gemäß dem Gesetz der Generationenfolge. So lautet die Wahrheit. Bei Yissou, es ist die Wahrheit!« Und sie trat vor und stellte sich vor den drei mächtigen Reptilien mitten im Tor auf. »Was habt ihr dazu zu sagen, ihr Saphiräugigen? Ihr sagt uns, wir seien keine Menschlichen? Aber sind wir denn nicht jetzt die einzigen Menschlichen? Menschen von einer anderen Art als jene, die ihr gekannt zu haben vorgebt, das vielleicht, aber auch Menschliche von einer besseren Art: Denn sie sind dahin, falls sie denn überhaupt jemals gelebt haben, und wir, wir sind hier. Wir haben ausgeharrt, während sie es nicht taten. Wir haben bis zum Ende des Winters überlebt, und nun werden wir die Welt wieder von dem Hjjk-Volk zurückerobern, oder von wem immer, der sich ihrer vielleicht in den Zeiten der Kälte bemächtigt hatte. Was sagt ihr dazu, ihr Saphiräugigen? Sind wir etwa keine Menschen? Und dürfen wir nicht in das Große Vengiboneeza einziehen? Was sagt ihr?«
    Es trat ein langes qualvolles Schweigen ein.
    »Ich sage es euch noch einmal«, verkündete Koshmar unerschütterlich. »Wenn wir nicht die Menschlichen sind, wie ihr sie gekannt habt, so sind wir doch jetzt die Menschen. Gesteht es zu! Gesteht! Menschen gemäß dem Recht der Nachfolge. Es ist unser schicksalhaftes ererbtes Recht, diese Stadt zu besitzen. Denn wo sind sie, jene, die ihr die echten Menschlichen nennt? Wo? Wo? Wir aber sind hier! Und so sage ich euch denn: Wir sind jetzt die Menschen.«
    Immer noch Schweigen, gewaltig und tief. Hresh dachte bei sich, daß er Koshmar nie zuvor so majestätisch erlebt hatte.
    Der mittlere Saphiräugige, der bisher zum fernen Horizont gestarrt hatte, wandte sich nun Koshmar zu. Lange betrachtete er sie mit reserviertem Interesse.
    »So sei es denn«, sagte das Kunstgeschöpf schließlich, und genau in dem Augenblick, als werde die Luft selbst unter der Spannung krachend auseinanderbersten. »Ihr seid von nun an die Menschen.« Und das Ding schien irgendwie zu lächeln.
    Sodann verneigten sich die Reptiliengestalten und gaben den Weg frei.
    Sie haben uns nachgegeben, dachte Hresh, von Freude und Staunen überwältigt. Sie sind uns gewichen!
    Und Koshmar, die Führerin, reckte ihr Sensororgan hoch empor wie ein Zepter und führte ihre kleine Horde von Menschen durch das Tor und auf die leuchtenden Türme Vengiboneezas zu.

6. Kapitel
Die Kunst des Wartenkönnens
    In wundersamem Staunen bezogen Koshmar und ihr Volk Wohnung in der großen Stadt der untergegangenen Saphiräugigen.
    In Trümmern und zerfallend war Vengiboneeza noch immer ein Ort, dessen Pracht das Vorstellungsvermögen aller weit überstieg. Die Lage war vorzüglich, in einer geschützten Senke, die nördlich und zum Teil auch östlich von einem goldbraunen Gebirgswall abgeschirmt war, während südlich und östlich schützend der dichte Dschungel lag, durch den der Stamm soeben gezogen war, und im Westen ein dunkler See – oder vielleicht ein Meer – von solcher Weite, daß es unmöglich war, bis an das andere Ufer zu spähen. Von Westen her wehten beständig warme Winde und

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