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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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Fünfzehn-Minuten-Pause, um sie aufzurollen, und esse dann Stück für Stück und kaue den Teig, während der Hagelzucker zwischen den Zähnen kracht.
    Wenn alles ruhig ist, arbeiten wir meist an verschiedenen Stellen. Mr Horrocks stapelt Kartons im Lager, während ich vorn im Laden ein Regal auffülle, oder er bringt eine neue Sorte Kekse nach vorn, und ich mache ein Bord dafür frei. Ab und zu machen wir Pause und plaudern über dies und das. Es ist gut und ruhig. Heute ist Freitag; da füllen wir meist die Regale für den Samstagsbetrieb.
    »Wird ein heißer Sommer werden«, sagt Mr Horrocks und reißt den Klebestreifen von einem Karton Tunnock’s Karamellwaffeln. »Vielleicht der heißeste seit Jahren, heißt es. Könnte sogar sein, dass Gartenschläuche verboten werden.«
    »Wir haben eigentlich keinen Garten«, sage ich. »Das würde uns also nicht viel ausmachen.«
    »Wir auch nicht.« Er stützt die Hände in die Hüften. »Nur Marcies Blumenkästen am Fenster. Sie würde wütend werden, wenn sie dächte, ich hätte ihre Blumenkästen vernachlässigt.«
    Ich muss an den Tag denken, als ich sie oben am Fenster gesehen habe. Damals waren die Blumenkästen alt und winterlich und verwelkt. Vermutlich hat Mr Horrocks sie seitdem neu bepflanzt.
    »Wohlgemerkt«, sagt er, »so ganz richtig kriegen sie es ja nie hin, nicht wahr? Das Wetter. Wir werden sehen.«
    Ich ziehe mein Tuch aus der Schürzentasche und wische den Staub vom Regal, bevor Mr Horrocks die Schokoladenkekse ordentlich stapelt.
    »Das Buch ist gut«, sage ich. »Das Mythologie-Buch. Ich lese gerade die Stelle mit Achilles und dem Goldenen Pfeil. Ich wusste ja nicht, dass der Ausdruck daher stammt – die Achillesferse. Aber leuchtet ein, finde ich.«
    »Die Achillesferse.« Mr Horrocks schaut nachdenklich, als spräche er das Wort nur laut aus, um zu hören, wie es klingt.
    Griffin kommt aus dem Lager getapst; er hechelt, und seine Zunge hängt ihm aus der Schnauze. Er sieht aus wie gerade aufgewacht, erhitzt und müde, spaziert durch den Laden und hinaus zu dem Wassernapf, den wir da für vorbeigehende Hunde haben. Mitten in der Tür plumpst er zu Boden, die Nase nach außen, auf die sonnige Straße hinaus gerichtet. Nach ein paar Minuten gibt er auf und verdrückt sich in die schattige Ecke unter dem Toilettenpapier. Mr Horrocks sagt, er macht jetzt seine Nachmittagspause, und verschwindet mit der Zeitung nach oben. Die Sonne scheint zur Ladentür herein und lässt es drinnen noch dunkler aussehen. Immer wenn ein Auto vorbeifährt, tanzen die Stäubchen in der Sonne, durcheinandergewirbelt vom plötzlichen Luftzug.
    Nachdem ich eine Stunde lang Regale sauber gemacht habe, stelle ich mich in die Ladentür und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Heute ist es still draußen; die meisten Leute sind wahrscheinlich entweder arbeiten oder am Strand. Oder in Urlaub gefahren. Was George auf der Isle of Wight wohl treibt? Vielleicht wartet ein Brief auf mich, wenn ich nach Hause komme.
    Zwei Kids auf Fahrrädern fahren vorbei, und ein buntes Bonbonpapier wirbelt auf. Es weht herüber und landet vor meinem Fuß. Das Papier ist in der Mitte durchgerissen, so steht darauf »angles« statt »Spangles«. Ich bücke mich danach und werfe es in den Papierkorb vor dem Laden. Die Sonne brennt herab, und ich spüre eine dünne Schweißschicht auf der Stirn und auf der Oberlippe. Ich sehe auf die Uhr. Halb vier. Noch zwei Stunden. Andy kommt um die Ecke. Als er mich sieht, fängt er an zu rennen. Er trägt Shorts und ein T-Shirt, und seine Knie sind breiter als seine Oberschenkel. Er wächst so schnell, dass sein Körper nicht richtig mitkommt. Inzwischen ist er offiziell größer als ich.
    »Du solltest nicht solche Shorts tragen«, sage ich, als er vor mir steht.
    »Wieso nicht?« Er schaut an sich runter.
    »Weil du knubbelige Knie hast, verdammt!« Ich lache. »Du siehst aus wie Olive Oyl.«
    » Fuck , das stimmt nicht!« Andy probiert gerade das Fluchen aus und klingt noch bekloppter als sowieso schon.
    »Was willst du überhaupt hier?«
    Andy linst über meine Schulter hinweg zur Eistruhe gleich hinter der Tür und zieht erwartungsvoll die Brauen hoch.
    »Nichts da! Ich meine, warum bist du hergekommen?«
    Er runzelt die Stirn, dann fällt es ihm wieder ein. »Ach ja. Nachricht von Mum. Du sollst zum Abendessen ins Royal Oak kommen. Wir werden alle da sein, im Garten, wenn die Sonne noch scheint. Dad sagt, wir können Scampi ’n’ Chips essen oder so

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