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Am Ende siegt die Liebe

Am Ende siegt die Liebe

Titel: Am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Simonis
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Schreibtisch, um die Karteikarten ihrer heutigen Patienten herauszusuchen. Bei zwei von ihnen, darunter einem fünfjährigen Mädchen, das vor einem halben Jahr von einem Gerüst gefallen war und seitdem das linke Bein nicht mehr richtig bewegen konnte, hatte die Krankengymnastik noch nicht viel gebracht. Aber sie war entschlossen, nicht aufzugeben.
    Die junge Frau hörte, wie in Marcs Sprechzimmer das Telefon klingelte. Schmerzhaft wurde ihr bewußt, daß sie nicht sprechen konnte. Obwohl sie sich damit abgefunden hatte, gab es Tage, an denen sie darunter litt, sich nur mittels eines Schreibblocks und mit den Händen ve rständigen zu können.
    Ach, was soll's, dachte sie und zwinkerte die Tränen fort, die ihr in die Augen stiegen. Es gibt Schlimmeres! Entschlossen stand sie auf, um nachzuschauen, ob schon einer ihrer Patienten g ekommen war.
     
    * * *
    Carola fühlte sich in Rottach-Egern sehr wohl, dennoch schlief sie schlecht, hatte oft Kopfschmerzen und Probleme mit ihrem Krei slauf. Oft wurde es ihr so schwindlig, daß sie befürchtete hinzustürzen und sich an allem, was sie gerade greifen konnte, festhalten mußte. Die Herz- und Kreislauftropfen, die ihr von ihrem Backnanger Arzt verordnet worden waren, halfen so gut wie überhaupt nicht.
    An diesem Morgen wachte die junge Frau sehr früh auf. Dra ußen wurde es gerade hell. Durch die offene Balkontür drang das Zwitschern der Vögel und der Duft der Geranien, die vor ihrem Zimmer in langen Kästen blühten. Sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Nach dem Frühstück wollte sie nach Tegernsee fahren und sich dort etwas umsehen. Besonders interessierte sie sich für das ehemalige Benediktinerkloster mit seiner berühmten Kirche St. Quirin, das Heimatmuseum und das Ganghoferhaus.
    Ihr Blick glitt zur Uhr. Es war kurz vor fünf. Eigentlich noch zu früh, um aufzustehen, doch sie wußte aus Erfahrung, daß sie jetzt ohnehin nicht mehr einschlafen konnte. Vielleicht würde ihr ein Spaziergang so früh am Morgen guttun.
    Carola richtete sich auf, schwang die Beine über den Bettrand und wartete ein paar Minuten, bis das Schwindelgefühl, das sie ergriffen hatte, nachließ. Barfuß ging sie ins Bad, um erst einmal zu duschen.
    Im Hotel war noch alles ruhig, als die junge Frau zwanzig M inuten später im Jogginganzug die Treppen zur Halle hinunterstieg. Hinter der Rezeption saß ein reichlich müder Nachtportier. Überrascht hob er die Augenbrauen, als er sie sah.
    »Guten Morgen«, grüßte sie freundlich.
    »Guten Morgen«, antwortete er verblüfft. »Sie sind ja früh auf den Beinen, Frau Bender.«
    »Ich konnte nicht mehr schlafen.«
    »Hoffentlich liegt es nicht an unseren Betten.«
    »Ganz bestimmt nicht«, versicherte sie und wandte sich dem Portal zu.
    Draußen empfing sie die reine, klare Morgenluft. Carola überlegte, ob sie zum See hinuntergehen sollte, dann entschied sie sich für einen Spaziergang durch den hinteren Teil des Parks. Sie war dort noch nie gewesen, wußte nur, daß sich in den kleinen Häuschen, die dort standen, die Appartements des Personals befanden.
    Langsam schlenderte die junge Frau durch den Park. Sie fühlte sich glücklich und frei wie selten zuvor. Sie war ihrem Arzt sehr dankbar, daß er ihr geraten hatte, einen langen Urlaub zu machen. Die Luftveränderung tat ihr wohl. Sie mußte etwas Abstand von ihrem bisherigen Leben gewinnen. Und was noch wichtiger war: sie mußte endlich lernen, sich nicht für alles und jedes veran twortlich zu fühlen. Auch wenn sie es nicht bereute, ihre Eltern gepflegt zu haben, sie hätte es nicht zulassen dürfen, daß sich ihr Bruder aus seiner Verantwortung gestohlen und ihr die ganze Last aufgebürdet hatte.
    Carola erreichte die ersten Bäume. Sie blieb einen Moment stehen und beobachtete, wie ein Eichhörnchen vor ihr den Stamm einer Tanne nach oben jagte. Von fern hörte sie das leise Plä tschern des schmalen Baches, der mitten durch den Park floß. Er kam von einem kleinen See, der sich jenseits der nach Bad Wiessee führenden Straße erstreckte.
    Sie folgte dem holprigen Weg, der in das Wäldchen führte. Die Appartements der Angestellten lagen verborgen hinter den Bä umen auf der rechten Seite. Nur hin und wieder konnte sie eine Hauswand durch das Grün schimmern sehen.
    Plötzlich hörte sie eine helle Kinderstimme. Sie kam aus der Richtung, in die sie ging. Es klang, als würde das Kind leise vor sich hin singen, allerdings konnte sie kein Wort vom Text des Liedes

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