Am Ende siegt die Liebe
wollte noch etwas hinzufügen, wurde jedoch von einem älteren Ehepaar angesprochen, das gerade vom Frühstück kam. Er nickte Say zu und widmete sich den Gästen.
Carola Bender hatte an diesem Morgen ausgiebig gefrühstückt. Jetzt stand sie unten am See bei der Mole und schaute auf das Wasser hinaus. Sie überlegte, was Sie an diesem Tag unternehmen sollte. Von fern hörte sie das Läuten der Kirchenglocken. Ihr fiel ein, daß sie schon lange nicht mehr in der Kirche gewesen war und nahm sich vor, am nächsten Sonntag den Gottesdienst zu besuchen.
Plötzlich hörte Carola Schritte hinter sich. Sie drehte sich um. »Ach, Sie sind es, Herr Lange«, meinte sie, als sie den Hotelier auf die Mole zugehen sah.
»Ich will ein Stückchen mit meinem Boot hinausfahren«, sagte er. »Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?«
Carola zögerte. Unschlüssig schaute sie auf das Motorboot, das an der Mole im Wasser scha ukelte.
»Haben Sie Angst, ich könnte mitten auf dem See halten und Sie ins Wasser werfen?« scherzte er und senkte seine Stimme zu einem unheimlichen Flüstern: »Um ehrlich zu sein, das ist meine Spezialität. Bitte, sagen Sie es nicht weiter.«
Die junge Frau lachte. »Ich werde es in ganz Rottach-Egern verkünden«, drohte sie.
»Sie enttäuschen mich.«
»Wie schrecklich.«
»Gut, daß Sie es wenigstens einsehen.« Michael wies auf sein Boot. »Wirklich keine Lust zu einem kleinen Ausflug?« Als sie nicht gleich antwortete, sagte er: »Sieht tatsächlich aus, als hätten Sie Angst. Ich frage mich allerdings, wovor? Es ist heller Tag, auf dem See ist jede Menge Betrieb. Außerdem habe ich nicht vor, Ihnen in irgendeiner We ise zu nahe zu treten.«
Carola errötete. Sie fühlte sich ertappt. »Ich kann mich meiner Haut wehren«, antwortete sie rasch. »Gut, ich werde Sie begle iten.«
»Das ist ein Wort.« Er nahm ihre Hand. »Sie werden es b estimmt nicht bereuen, Frau Bender.«
»Das fragt sich noch«, bemerkte sie und ließ sich von ihm ins Boot helfen.
Carola bereute es tatsächlich nicht, die Einladung angenommen zu haben. Sie fand es herrlich, mit Michael über den See zu fahren. Er zeigte ihr, wie sie mit dem Boot umgehen mußte, und nachdem sie ihre anfänglichen Bedenken überwunden hatte, schaffte sie es sogar, für einige Minuten alleine das Steuerrad zu halten.
»Sie müssen zugeben, daß das Steuern des Bootes leichter ist, als Sie angenommen haben«, meinte er. »Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen tä glich eine Unterrichtsstunde.«
»Und wie vereinbart sich das mit der Leitung Ihres Hotels?«
»Wie Sie wissen, bin ich der Chef und das bedeutet, ich kann mir so oft freinehmen, wie ich will.«
»Mag sein, nur tun Sie es nicht.« Carola sagte ihm, daß sie am Vortag spätabends Licht in seinem Büro gesehen hatte.
»Was nicht heißen muß, daß ich noch gearbeitet habe«, erwiderte er grinsend. »Ich habe mir gestern ein Computerspiel gekauft. Wie es aussieht, wird es ein Weilchen dauern, bis ich herausgefunden habe, wie es funktioniert.«
»Sie spielen Computerspiele?« Carola konnte es nicht fassen.
Er nickte. »Sehr schlimm?«
»Nein, ich kann mir durchaus vorstellen, daß es Spaß macht.«
Michael drosselte den Motor des Bootes und steuerte in eine kleine Bucht. »Meinen Sie nicht auch, daß es Zeit für ein Picknick wird?« fragte er. »Ich für meinen Teil habe jedenfalls Hunger.«
»Wir haben nichts für ein Picknick dabei«, meinte die junge Frau überrascht.
»In der Bank hinter uns steht ein bis zum Rande gefüllter Korb«, erwiderte er grinsend. »Sie müssen nur den Sitz hochheben.«
Carola tat es. »Wann haben Sie ihn denn zum Boot gebracht?«
Michael antwortete nicht gleich. Er machte das Boot an einem schmalen Steg fest. »Noch vor dem Frühstück«, sagte er, stellte den Korb auf den Steg und half seiner Begleiterin an Land.
»Sie konnten nicht wissen, daß ich mitkomme.«
»Sagen wir, ich habe auf mein Glück vertraut.«
»Sie scheinen ein unverbesserlicher Optimist zu sein.«
»Stimmt«, erklärte Michael und trug den Korb zu einem runden Eichentisch, der umgeben von einer hufeisenförmigen Bank im Schatten stand.
Carola stellte fest, daß der junge Hotelier den Platz nicht besser hätte wählen können. Er lag in einer kleinen, von Bäumen eing erahmten Bucht, die so abgeschieden wirkte, als würde sie sich mitten im Ozean befinden.
Sie beschattete die Augen mit der Hand und schaute zu den hohen Bergen am jenseitigen Ufer. »Wie schön es hier ist«,
Weitere Kostenlose Bücher